Forstbaumschule in Kiel

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Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege, Naturschutz
Gemeinde(n): Kiel
Kreis(e): Kiel
Bundesland: Schleswig-Holstein
Koordinate WGS84 54° 20′ 49,63″ N: 10° 08′ 27,01″ O 54,34712°N: 10,14084°O
Koordinate UTM 32.574.156,29 m: 6.022.743,24 m
Koordinate Gauss/Krüger 3.574.254,53 m: 6.024.713,93 m
  • Forstbaumschule in Kiel im Herbst (1964)

    Forstbaumschule in Kiel im Herbst (1964)

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  • Gartenwirtschaft Forstbaumschule in Kiel (1974)

    Gartenwirtschaft Forstbaumschule in Kiel (1974)

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  • Gaststätte Forstbaumschule in Kiel (1875)

    Gaststätte Forstbaumschule in Kiel (1875)

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  • Forstbaumschule in Kiel (um 1910)

    Forstbaumschule in Kiel (um 1910)

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  • Gaststätte Forstbaumschule in Kiel (um 1910)

    Gaststätte Forstbaumschule in Kiel (um 1910)

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Die heutige Grünanlage Forsthausschule geht auf eine Lehranstalt des 18. Jahrhunderts zurück. Hier wurden Soldaten zu Forstleuten ausgebildet.
Am 1. August 1785 eröffnete die königlich dänische Forstlehranstalt der Kieler Universität. Die Initiative ging vom dänischen Staatsminister C. D. F. Reventlow aus. In dieser Zeit machte sich die dänische Verwaltung Gedanken um den Waldbestand, der durch Holzeinschlag und als Waldweise für Nutztiere stark dezimiert worden war. Aus ökonomischen und ökologischen Gründen war die Erhaltung und Verbesserung des Waldbestandes notwendig geworden.
In Kopenhagen schuf man 1778 bei einer Neuordnung des Forstwesens eine einheitliche Forstverwaltung für die Herzogtümer Schleswig und Holstein. In der Jagd- und Forstordnung war festgelegt worden, dass der Waldbestand zu erhalten sei und Ödland, Heide und verlassene Waldbestände aufgeforstet werden sollten. Dafür wurden ausgebildete Fachkräfte der Forstwirtschaft gebraucht.
In der gleichen Zeit entstand ein neues Naturempfinden. Die künstlichen Gestaltungen barocker Gärten wurden abgelehnt, englische Landschaftsgärten bevorzugt. Sie zeichneten sich durch frei gewachsene Einzelbäume und großzügige Raumgestaltungen aus. Auch für ihre Pflege benötigte man Fachpersonal.
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Die Gründung der Forstlehranstalt in Kiel erfolgte zugleich mit der Erhebung eines Jägerkorps. Militärische Aspekte waren eine wichtige erzieherische Grundlage für die Forstausbildung. Die Jäger sollten für den Felddienst, den Wachdienst und zur Geländeerkundung sowie zu wissenschaftlichen Forstleuten ausgebildet werden. Das Korps unter Führung von Oberleutnant von Binzer lag auf dem Kieler Schloss. Die Jäger erhielten neben der militärischen Ausbildung Unterricht in Mathematik, Forsttheorie, Zeichnen, Geometrie und Deutsch.
Leiter der Anstalt wurde Professor Johann Christian August Niemann (1761-1832). 1788 wurde unter Niemann nördlich der Stadt eine rund einen Hektar große Forstbaumschule im Gehege Düvelsbek angelegt. Hier sollten die Soldaten den Betrieb einer Baumschule durch praktische Arbeit lernen. Zur Verbesserung der Verbreitung nutzbarer Holzarten in den königlichen Forsten wurde das Pflanzmaterial aus der eigenen Samen- und Pflanzschale an die Waldgehege weitergegeben.

Die stetig wachsende Zahl auswärtiger Gehölzarten (vor allem aus Nordamerika) erforderte 1805 die Verdopplung der Fläche. Im Gelände befanden sich eine Samenschule, eine Pflanzschule und die Versetzungsquartiere. Um 1810 baute man zur Sicherung der seltenen Bäume ein Wachhaus. Dies wurde von einem Förster bewohnt. Der Bau wurde 1816 und 1836 erweitert.
1832 starb Professor Niemann, die Lehranstalt wurde daraufhin aufgegeben. Die königlich dänische Verwaltung verlegte die Forstlehranstalt 1833 nach Kopenhagen. Die Anlage blieb als öffentliche Handelsbaumschule bestehen, musste aber nun selbst die Kosten für die Unterhaltung erwirtschaften.

Der Park war bereits zu einem beliebten Ausflugsort der Kieler Bevölkerung geworden. Entsprechend erweiterte man das Forsthaus und richtete einen kleinen Betrieb für Erfrischungen ein.
1867 kam Holstein nach Preußen und die preußische Staatsforstverwaltung übernahm die Anlage. Nach dem Verkauf eines großen Teil der Pflanzenbestände verfiel die Anlage. Die Stadt Kiel erwarb die Baumschule 1874 und betrieb sie zunächst weiter. Allerdings scheiterten mehrere Pächter am Aufbau einer Baumschule. 1898 gab man jedoch die Baumschule auf und baute das Gelände bis 1900 zu einer 3,5 Hektar großen Parkanlage nach englischem Vorbild um. Alter und seltener Baumbestand blieb erhalten, überflüssige Bäume siedelte man in den Hohenzollernpark (heute Schrevenpark) um. Das alte gradlinige Wegenetz wandelte man in ein gewundenes um.
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1904 entfernte man das alte Forsthaus. Bis dahin gab es hier einen richtigen Restaurationsbetrieb mit Garten, Wirtschafts- und Nebengebäuden und einem Bierkeller. Es fanden zahlreiche studentische Feste, Versammlungen, Schießübungen der Kieler Gilden und Kindergeburtstage statt. Eine eigene Kutschlinie fuhr vom Kieler Markt zur Forstbaumschule.
Der Neubau von J. Pregyn in Form eines schleswig-holsteinischen Bauernhauses im frühen Heimatschutzstil entstand zwischen 1904 bis 1905. Es wurde als Restaurantbetrieb errichtet, der vor allem von der weniger betuchten Bevölkerung der Stadt. Er wird 1906 um ein Gartenbuffet zur besseren Versorgung der Gäste erweitert. Die Veranden verglaste man 1910-1911, um auch bei schlechterem Wetter eine Außengastronomie anbieten zu können.
Den Musikpavillon baute man 1926. 1928 entstanden Rasenflächen für Spiel und Sport. Im Zweiten Weltkrieg blieb das Restaurant bis 1944 geöffnet. Dann zerstörten Bombentreffer die Hinterseite des Gebäudes. Danach diente es als Auffangstation für Evakuierte.

In den Jahren bis 1957 war die Anlage zur heutigen Größe erweitert worden. Nachdem die Stadt das zum Haus Forsteck gehörende Privatgelände aufgekauft hatte, erweiterte man den Park bis zur Schlieffenallee und Feldstraße.
In den 1950er Jahren sorgten Modenschauen, Maskenbälle, Gartenkonzerte mit Großkapellen und zahlreiche Tanzvergnügen für große Besucherströme. In den 1970er Jahren verlagerten sich die Vergnügungen in die Privathaushalte und Diskotheken. Das Restaurant diente nur noch geschlossenen Gesellschaften. 1984 nahm man jedoch nach Restaurierungen den öffentlichen Betrieb wieder auf. 1990 legte man den Bauerngarten an.
Heute ist der Park rund 15 Hektar groß und weist zahlreiche Naturdenkmale auf. Seit 1980 ist er zusammen mit dem Diederichsenpark und dem Düsternbrooker Gehölz Landschaftsschutzgebiet. Dazu gehören Bäume aus der Gründungszeit, seltene Bäume und Sträucher sowie große Wiesenflächen. Es wird als schönste Grünanlage Kiels bezeichnet.
Der Biergarten des Restaurants „Forstbaumschule“ ist die größte Freisitzanlage der Landeshauptstadt. Das Haus steht unter Denkmalschutz, im Inneren ist die ursprüngliche Raumdekoration mit Balkendecken, Bodenfliesen, Wandmalereien und Schnitzarbeiten weitgehend erhalten.
Zu Ehren von Professor Johann Christian August Niemann erhielt der Niemannsweg seinen Namen. Seit 1965 steht dort auch ein Gedenkstein, seit 2002 ebenfalls in der Forstbaumschule.
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(Claus Weber, Redaktion KuLaDig, 2024)

Hinweise
Die Forstbaumschule ist als Teil der Kieler Fördeumgebung Landschaftsschutzgebiet (de.wikipedia.org; abgerufen 15.12.2024).
Der Park mit Forstbaumschule, Teich und Graben der Düvelsbek ist Baudenkmal gemäß Denkmalschutzgesetz SH (efi2.schleswig-holstein.de, Objektnummer 11522).

Quelle
Christa Geckeler, Kieler Erinnerungstag: 1898 - Die Forstbaumschule wird öffentlicher Park (Kiel 2008) (online auf kiel.de) (abgerufen 15.12.2024)

Internet
de.wikipedia.org: Forstbaumschule Kiel (abgerufen 10.12.2024)
www.historischegaerten.de: Gartendenkmalpflege in Schleswig-Holstein: Die Forstbaumschule in Kiel (Prospekt, PDF-Datei, 251 kB; abgerufen 10.12.2024)
efi2.schleswig-holstein.de: Denkmaldatenbank Schleswig-Holstein, Objektnummer 11522 (abgerufen 06.02.2025)
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Literatur

Dehio, Georg (2009)
Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler. Hamburg, Schleswig-Holstein. Bearbeitet von Johannes Habich, Christoph Timm, Lutz Wilde, aktualisiert von Susanne Grötz, Klaus Jan Philipp, Lutz Wilde. S. 426, Berlin.

Forstbaumschule in Kiel

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Düvelsbeker Weg 46
Ort
24105 Kiel
Gesetzlich geschütztes Kulturdenkmal
Kulturdenkmal gem. § 8 DSchG SH 2015
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege, Naturschutz
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Geländebegehung/-kartierung, Auswertung historischer Karten, Literaturauswertung
Historischer Zeitraum
Beginn 1785

Empfohlene Zitierweise

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Empfohlene Zitierweise
Claus Weber: „Forstbaumschule in Kiel”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-281088 (Abgerufen: 31. Mai 2025)
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