Ritterstein „Am Holläenderklotz“ nördlich von Hermersbergerhof

Ritterstein Nr. 71, Hollaenderklotz

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Landeskunde
Gemeinde(n): Merzalben
Kreis(e): Südwestpfalz
Bundesland: Rheinland-Pfalz
Koordinate WGS84 49° 15′ 28,89″ N: 7° 49′ 41,63″ O 49,25803°N: 7,82823°O
Koordinate UTM 32.414.738,30 m: 5.456.800,49 m
Koordinate Gauss/Krüger 3.414.779,71 m: 5.458.544,14 m
  • Ritterstein Nr. 71 "Am Holläenderklotz" nördlich von Hermersbergerhof (2021)

    Ritterstein Nr. 71 "Am Holläenderklotz" nördlich von Hermersbergerhof (2021)

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    Ritterstein Nr. 71 "Am Holläenderklotz" nördlich von Hermersbergerhof (2021)

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  • Ritterstein Nr. 71 "Am Hollaenderklotz" nördlich von Hermersbergerhof (2013)

    Ritterstein Nr. 71 "Am Hollaenderklotz" nördlich von Hermersbergerhof (2013)

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  • Ritterstein Nr. 71 "Am Holläenderklotz" beim Weißenberg (2019)

    Ritterstein Nr. 71 "Am Holläenderklotz" beim Weißenberg (2019)

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  • Ritterstein Nr. 71 "Am Holläenderklotz" beim Weißenberg (2019)

    Ritterstein Nr. 71 "Am Holläenderklotz" beim Weißenberg (2019)

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  • Ritterstein Nr. 71 "Am Holläenderklotz" beim Weißenberg (2018)

    Ritterstein Nr. 71 "Am Holläenderklotz" beim Weißenberg (2018)

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  • Ritterstein Nr. 71 "Am Holläenderklotz" beim Weißenberg (1993)

    Ritterstein Nr. 71 "Am Holläenderklotz" beim Weißenberg (1993)

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Der Ritterstein Nr. 71 mit der Inschrift „Am Holläenderklotz“ befindet sich im mittleren Pfälzerwald an der Straße von Johanniskreuz nach Hermersbergerhof und Wilgartswiesen. Er steht rund 600 Meter nördlich des Luitpoldturms und rund zwei Kilometer nördlich von Hermersbergerhof. Der Ritterstein ist mittig auf einem Wanderparkplatz positioniert. Neben dem Ritterstein wächst eine knapp 20 Meter hohe Eiche. Die Inschrift lautet in der fehlerhaften Schreibweise „Holläender“.

Thematische Einordnung
Nach der inhaltlichen Ritterstein-Systematik von Eitelmann (Eitelmann 2005, Seite 66) zählt der Ritterstein „Am Holläenderklotz“ zur Kategorie „Holzwirtschaft und Waldwirtschaft“. Unterteilt man Rittersteine nach Art und Form, so zählt dieser Ritterstein zur Kategorie der aufgerichteten Sandsteinfindlinge. Mit knapp zwei Metern Höhe zählt er zu den größeren Exemplaren der Rittersteine. Die mit gold-gelber Farbe bemalte Inschrift „Am Holläenderklotz“ wird ergänzt durch die Ritterstein-typische Signatur „PWV.“ am unteren rechten Rand des Steins, die für den Pfälzerwald-Verein steht.

Ende des 17. Jahrhunderts kamen zahlreiche Holländer in den Pfälzerwald, um besonders große Baumstämme für den Schiffsbau zu erwerben. Aus diesem Grund kam es etwa zu Bezeichnungen wie Holländerschlag, -bäume, -holz, -weg oder –fahrer.

Spezifische Einordnung
Die erstmalige Aufstellung des Rittersteins erfolgte in den Jahren 1910 und 1912. In der Ur-Auflistung der Rittersteine in der Pfälzerwald-Zeitschrift des Verschönerungsvereins, dem Vorläufer des Pfälzerwald-Vereins, vom Juni 1912 wurde der Ritterstein aufgeführt. Dazu heißt es, „Holländerklotz = aus der Zeit der Stammholzflößerei im Pfälzerwald“ (Ritter 1912).

Die heutige Inschrift weicht von der ursprünglichen in zweierlei Hinsicht ab. Hinzugefügt wurde das Beiwort „Am“. Außerdem beinhaltet die heutige Inschrift die fehlerhafte Schreibweise „Holläender“. Dies lässt vermuten, dass der Ritterstein vollständig erneuert bzw. nach altem Vorbild neu erstellt und aufgestellt wurde. Bereits Eitelmanns erste „neuzeitliche“ Rittersteinauflistung aus dem Jahr 1972 beinhaltet den Ritterstein mit der heutigen Inschrift „Am Holläenderklotz“, so dass das Alter des Rittersteins wohl in die Zeit zwischen 1912 und 1972 fällt.

Der inhaltliche Bezug der Inschrift verweist nicht auf die im Pfälzerwald einst allgegenwärtige Holztrift von rund einen Meter langen Brennholzscheiten, sondern auf die Holzflößerei ganzer Baumstämme, die unter der Bezeichnung Holländer oder Holländertannen zum Schiffbau verwendet wurden. Holländertannen waren besonders mächtige Tannen mit einer Länge von rund 18 bis zu etwa 33 Metern. Am dünneren Ende hatten sie einen Durchmesser von mindestens 50 Zentimetern (Flößerbüchle, Teil 1 2019).

Im 17. Jahrhundert, dem sog. goldenen Zeitalter der Niederlande als Seemacht, wurden Holländertannen im Schiffsbau, insbesondere für Schiffsmasten, aber auch im Städtebau (Pfähle für die Amsterdamer Grachten) verwendet. Hauptherkunftsgebiet war der Schwarzwald, aufgrund der Baumvorkommen, aber insbesondere aufgrund der idealen Flößmöglichkeit ganzer Baumstämme. Von den Schwarzwaldflüssen Kinzig und Murg wurden ganze Baumstämme zu Flößen gebunden über den Rhein in die Niederlande transportiert.

Im Pfälzerwald lag der Schwerpunkt des wassergebundenen Transportes von Holz aufgrund der ungleich kleineren und wasserärmeren Gewässerstruktur, im Vergleich zum Schwarzwald, auf der Holztrift (kleinere Stämme bis 1 Meter Länge). Über viele Jahrhunderte, insbesondere aber im 19. Jahrhundert, wurde Brennholz, das in rund einem Meter lange Scheite gesägt wurde, über die Bäche des Pfälzerwaldes in waldärmere flache Siedlungsschwerpunkte, vor allem die Rheinebene, getriftet.

Neben der Holztrift im Pfälzerwald gab es nach Eitelmann (Eitelmann 2005, Seite 66), aber auch Nachfrage nach sogenannten „Holländertannen“. Eitelmann erwähnt, dass die Kaiserslauterer Chronik Einträge über den Verkauf von Holländerstämmen aufweise. Die Stämme wurden, wie im Schwarzwald, über den Rhein in Richtung Holland geflößt. Der Unterschied war allerdings, dass der Transportweg vom Pfälzerwald zum Rhein landseitig bewältigt werden musste. Das war ungleich aufwendiger als im Schwarzwald.

Etwa 350 Meter weiter nach Westen steht ein weiterer Ritterstein. Er trägt die Bezeichnung „R. Jagdhäuschen 20 Schr.“.

(Matthias C.S. Dreyer, Struktur- und Genehmigungsdirektion Süd und Sonja Kasprick, ZukunftsRegion Westpfalz, 2019)

Internet
floesserpfad.de: Flößerbüchle, Teil 1 (abgerufen 13.02.2019)

Literatur

Eitelmann, Walter (1972)
Rittersteine im Pfälzerwald. Eine steinerne Geschichtsschreibung. (Sonderabdruck aus Mitteilungsblätter des Pfälzerwald-Vereins; 1967, 7, 8, 9; 1972, 10, 11, 12.) S. 150. Neustadt an der Weinstraße.
Eitelmann, Walter / Pfälzerwald-Verein e.V. (Hrsg.) (2005)
Rittersteine im Pfälzerwald. Gedenksteine und Inschriften - Eine steinerne Geschichtsschreibung. Neustadt an der Weinstraße (5. Auflage).
Ritter, Karl Albrecht von (1912)
Rittersteine im Pfälzerwald. (Der Pfälzerwald, 13. Jahrgang, Nr. 8 und Nr. 9.) o. O.

Ritterstein „Am Holläenderklotz“ nördlich von Hermersbergerhof

Schlagwörter
Ort
76848 Hermersbergerhof
Fachsicht(en)
Landeskunde
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Literaturauswertung
Historischer Zeitraum
Beginn 1910 bis 1912

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„Ritterstein „Am Holläenderklotz“ nördlich von Hermersbergerhof”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-279010 (Abgerufen: 3. Mai 2024)
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