Altbäume stellen oft besonders prägnante und gleichzeitig ökologisch höchst wertvolle Landmarken dar. Die im Kronenbereich fünfstämmige Eiche (Quercus robur) an der Altfelder Straße im Kamp-Lintforter Stadtteil Altfeld gehört zweifellos in diese Kategorie. Angesichts des enormen Stammumfangs kann ihr Alter auf 250 bis 300 Jahre geschätzt werden.
Das Problem der Altersbestimmung bei lebenden Bäumen Die Altersbestimmung lebender Bäume ist generell schwierig und kann in der Regel nur grobe Schätzungen ergeben. Ohne Kernbohrung bleibt meist nur die Altersschätzung anhand des Stammumfanges, der in ca. 1,50 Metern Höhe gemessen wird. Je nach Baumart und individuellen Standortbedingungen (Solitärstand, im Bestand/Wald stehend, klimatische Jahresverhältnisse, allgemeine Boden-, Nährstoff-, Lichtverhältnisse etc.) kann das Dickenwachstum und damit der Stammumfang jedoch stark variieren. Am Beispiel der Eiche an der Altfelder Straße kann dieses Problem gut veranschaulicht werden. Auf Grundlage des gemessenen Stammumfangs von rund 510 cm ergibt sich für den Baum ein grobes Alter zwischen 230 und gut 400 Jahren - je nach angewandter Methode. Unter Berücksichtigung des wachstumsfördernden Solitärstandes (der allerdings durch die nahe Straße wieder etwas relativiert wird) würde man bei der Altersschätzung dieser Kopfeiche eher zu den niedrigeren Altersangaben tendieren, was aber immer noch ein geschätztes Alter zwischen 250 und 300 Jahren ergibt.
Nutzung von Kopfbäumen Am Niederrhein sind vor allem Kopfweiden als typische, landschaftsprägende Elemente bekannt, dabei wurden früher traditionell auch andere Baumarten als Kopf- oder Schneitelbäume genutzt. Zum Beispiel wurden Eichen regelmäßig gestutzt, um mit den Zweigen zu heizen, vor allem aber waren die Inhaltstoffe ihrer gerbstoffreichen Rinde für die Ledergerberei und als Farbstoff interessant. Als Nebeneffekt spendeten die auf diese Art niedrig gehaltenen Kronen dem Weidevieh Schatten. In jüngerer Zeit wurden vor allem die natürlichen Gerbstoffe für die Ledergerberei durch synthetische Stoffe ersetzt - das Schneiteln von Eichen als Gerbstoffquelle erübrigte sich dadurch.
Schnittstellen und wulstartige Verwachsungen im Übergang zwischen Stamm und Kronenbereich sowie die Fünftriebigkeit der Krone deuten darauf hin, dass auch die Eiche an der Altfelder Straße früher als Kopfeiche genutzt wurde. Die Dicke der fünf Kronentriebe zeigt aber, dass diese Nutzung bereits vor langer Zeit aufgegeben worden sein muss. Wie alle Kopfbäume, die nicht mehr genutzt oder aus Naturschutzgründen regelmäßig gepflegt werden, laufen durchwachsende Kopfbäume Gefahr, im verzweigten Kronenbereich Faulstellen zu entwickeln und zu brechen. Gleichzeitig stellen aber auch verfallende Kopfbäume wertvolle Biotope dar, in denen sich diverse gefährdete Tierarten ansiedeln können. So sind beispielsweise die durch den Verfallsprozess natürlicherweise entstehenden Spalten und Höhlungen für höhlenbrütende Vogelarten, wie zum Beispiel einige selten gewordene Eulenarten, interessant.
Für die Eiche an der Altfelder Straße besteht trotz des imposanten, landschaftsbildprägenden Charakters dieses Baumes leider keine Ausweisung als Naturdenkmal oder sonstige Schutzausweisung.
(Helga M. Kaczmarek, NABU-Naturschutzzentrum Gelderland, erstellt im Rahmen des LVR-Netzwerkes Kulturlandschaft, 2017)
Internet baumpflegeportal.de: Baumpflegeportal - Geschichte und Nutzen der Kopfeichen (abgerufen 07.11.2017)
Kopfeiche an der Altfelder Straße in Kamp-Lintfort
Der hier präsentierte Inhalt ist urheberrechtlich geschützt. Die angezeigten Medien unterliegen möglicherweise zusätzlichen urheberrechtlichen Bedingungen, die an diesen ausgewiesen sind.
Möchten Sie dieses Objekt in der Kuladig-App öffnen?
Wir verwenden Cookies
Dies sind zum einen technisch notwendige Cookies,
um die Funktionsfähigkeit der Seiten sicherzustellen. Diesen können Sie nicht widersprechen, wenn
Sie die Seite nutzen möchten. Darüber hinaus verwenden wir Cookies für eine Webanalyse, um die
Nutzbarkeit unserer Seiten zu optimieren, sofern Sie einverstanden sind. Mit Anklicken des Buttons
erklären Sie Ihr Einverständnis. Weitere Informationen finden Sie auf unserer Datenschutzseite.