Looft-Hof in Gehlensiel

Hof Looft

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Fachsicht(en): Denkmalpflege, Kulturlandschaftspflege
Gemeinde(n): Herzhorn
Kreis(e): Steinburg
Bundesland: Schleswig-Holstein
Koordinate WGS84 53° 46′ 19,67″ N: 9° 31′ 57,28″ O 53,77213°N: 9,53258°O
Koordinate UTM 32.535.100,48 m: 5.958.301,01 m
Koordinate Gauss/Krüger 3.535.184,51 m: 5.960.245,25 m
  • Der Looft-Hof in Herzhorn-Gehlensiel (2009), Ansicht vom Garten auf das Hautphaus

    Der Looft-Hof in Herzhorn-Gehlensiel (2009), Ansicht vom Garten auf das Hautphaus

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  • Der Looft-Hof in Herzhorn-Gehlensiel (2011), Ansicht vom Hof aus

    Der Looft-Hof in Herzhorn-Gehlensiel (2011), Ansicht vom Hof aus

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  • Luftbild der Gesamtanlage des Looft-Hofs in Gehlensiel

    Luftbild der Gesamtanlage des Looft-Hofs in Gehlensiel

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  • Diplomatenempfang 1985 auf dem Looft-Hof in Gehlensiel

    Diplomatenempfang 1985 auf dem Looft-Hof in Gehlensiel

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  • Haupthaus vom Looft-Hof in Gehlensiel, Ostseite

    Haupthaus vom Looft-Hof in Gehlensiel, Ostseite

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  • Das Backhaus von Looft-Hof in Gehlensiel

    Das Backhaus von Looft-Hof in Gehlensiel

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  • Die Sommerstube vom Looft-Hof in Gehlensiel mit Wandmalereien

    Die Sommerstube vom Looft-Hof in Gehlensiel mit Wandmalereien

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  • Die Wohnstube (Döns) vom Looft-Hof in Gehlensiel

    Die Wohnstube (Döns) vom Looft-Hof in Gehlensiel

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Der Looft-Hof liegt in Herzhorn im Ortsteil Gehlensiel, etwa 100 Meter von der Hauptstraße entfernt, in charakteristischer Einzellage auf einer graben- und baumumzogenen Warft. Die restaurierte Hofanlage steht beispielhaft für den Erhalt eines Kulturdenkmals und ist Symbol für eine einfühlsame Baupflege. Sie zählt zu einem der schönsten wiederhergestellten Großbauernhöfe in der holsteinischen Elbmarsch, der Einblick in den früheren Wohlstand gibt und ein Anziehungspunkt für Denkmalfreunde aus nah und fern geworden ist. Beim Landeswettbewerb „Schönes Reetdachhaus 2011“ des Schleswig-Holsteinischen Heimatbundes gewann die Hofanlage den 1. Preis in der Kategorie „Reetdachhaus-Ensemble“.

Hofgeschichte
Aufbau des Hofensembles
Das Haupthaus
Die Sommerstube
Die Scheune / Das Backhaus

Hofgeschichte
Die Geschichte dieses Hofes geht zurück bis ins Jahr 1756. Durch eine große Sturmflut, bei der ein großer Teil des Deiches zwischen Kollmar und Bielenberg brach, wurden zahlreiche Bauernhöfe zerstört und es ertranken viele Menschen in den Fluten. Auch ein Hof am Kehrweg fiel diesem Naturereignis zum Opfer. Mit den Bauteilen dieser Hofanlage wurde das Gehöft in Gehlensiel später teilweise wieder aufgebaut. 1770 übernahm Peter Magens (I) den Hof mit ca. 45 Hektar Land in Gehlensiel und baute das Haupthaus, die Scheune und das Backhaus. Ob an dieser Stelle bereits Gebäude gestanden haben, ist ungewiss.

Weitere Daten zur Hofgeschichte:
13.06.1774Geburtstag des Haupthauses (Inschrift am Ostgiebel).
1776Fertigstellung der Sommerstube (Inschrift über der Brauttür).
1829-1870Peter Magens (II) bewirtschaftet den Hof. Er ist gleichzeitig Deichgraf und zuständig für den Bereich Kollmar-Bielenberg.
1870-1900Peter Magens (III) bewirtschaftet den Hof.
1903-1944Heinrich Wohlert bewirtschaftet den Hof. Die Wohnung wird in den Dielenraum erweitert. Auf der Nordseite werden Stallungen angebaut.
1944-1974Hans und Frieda Wohlert bewirtschaften den Hof. Bis in die fünfziger Jahre leben zusätzlich bis zu 15 Flüchtlinge auf dem Hof.
1947/1948Der Heimatdichter Ernst Behrens schreibt in der Sommerstube den Schicksalsroman „Am großen Strom“ über den Hof und seine Bewohner im 18. Jahrhundert. Er schildert darin die Sturmflut von 1756 und die Tätigkeit des auf dem Hof lebenden Deichgrafen Peter Magens (II). Damit verknüpft er zwei Handlungen aus verschiedenen Zeiträumen und schildert den Kampf der Marschbewohner gegen Naturgewalten und des Deichgrafen gegen Aristokratie und Kirche.
1975Ursula und Horst Looft übernehmen die Hofanlage (ohne Land) einschließlich des Burggrabens.

Seit 1978 steht die gesamte Hofanlage unter Denkmalschutz , die grabenumzogene Warft, das gesamte Äußere des Gebäudes von 1774, insbesondere die Giebelwand des Wohnteils mit reich verziertem Schwellbalken auf Konsolen, die verzierte Eingangs- sowie Hochzeitstür, ferner im Inneren die hochliegende Sommerstube mit bemalter Wandtäfelung, die historische Raumstruktur und die ortsfeste Einrichtung und Ausstattung sowie das gesamte Äußere der reetgedeckten Scheune. Nicht nur die Gebäude, sondern auch die Freiflächen sollen unbedingt in ihrer Nutzung und Gestaltung erhalten werden, da die Hofanlage eine der letzten in ihrer noch vollständigen Substanz erhaltenen grabenumzogenen Warfthöfe in den Elbmarschen aus dem 18. Jahrhundert ist.

Horst und Ursula Looft erwarben das Anwesen 1974 zu einem Zeitpunkt, als die landwirtschaftliche Nutzung nach 200 Jahren aufgegeben worden war, und setzten die Gebäude in langjähriger Arbeit instand. Ziel war es, durch Raumstruktur und Ausstattung sowie durch das äußere Erscheinungsbild die bäuerliche Kultur des 18. und 19. Jahrhunderts zu erhalten bzw. wiederherzustellen. Dem außerordentlichen Engagement der Familie Looft, der Hilfe vieler Freunde und Nachbarn sowie der Unterstützung der Denkmalschutzbehörde, des Denkmalfonds Schleswig-Holstein e.V. und der Stiftung „Historisch wertvoller Gebäude Schleswig-Holstein“ ist es zu verdanken, dass einer der hier selten gewordenen Höfe mit altem Baumbestand gerettet wurde.

Besondere Anerkennung erhielt die Hofanlage im Jahre 1985 durch den Besuch geladener Diplomaten zur Landpartie im Rahmen der Kieler Woche unter Führung des Schleswig-Holsteinischen Ministerpräsidenten Uwe Barschel (1944-1987, von 1982 bis 1987 Ministerpräsident).
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Aufbau des Hofensembles
Das bäuerliche Anwesen besteht aus einem niederdeutschen 12-Fachhallenhaus von 1774, einer Scheune und einem rekonstruierten Backhaus. Die drei Gebäude sind reetgedeckt und fügen sich auf der nach historischen Vorbildern gestalteten Außenanlage auf einer Fläche von einem Hektar zu einem geschlossenen Hofensemble. Fachhallenhäuser finden sich im gesamten norddeutschen Tiefland vom Niederrhein bis Vorpommern. Weil dies das Stammgebiet der Sachsen ist, wird es auch gerne als „Niedersachsenhaus“ bezeichnet. Dieser Haustyp erfüllt drei Hauptaufgaben: Wohnung für Menschen, Stallungen für Tiere und Bergeraum für die Ernte.
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Das Haupthaus
Das durch frühere Umbauten entstellte Haupthaus, ein Zweiständerbau mit Vollwalm und Heckschauer, hat durch die Restaurierungen wieder seine Raumstruktur zurückerhalten und sich rückverwandelt in eines der schönsten Großbauernhäuser in der weiteren Umgebung. Ursprünglich waren die Fassaden im Osten sowie im Bereich des Sommerhauses und der Wohnung aus Fachwerk mit Backsteinen gebaut. Der Stallteil war verbrettert. Bis auf die Ostfassade wurden später die Fassaden durch Backsteinmauerwerk ersetzt. Im Laufe der Jahrhunderte ist im Inneren und Äußeren viel verändert worden, um das Gebäude an die sich ständig verändernden Anforderungen anzupassen. Eine Rekonstruktion des Fachwerks wurde erwogen, aber nicht durchgeführt, da die genaue Lage der Ständer und der Fenster in der Südfassade nicht bekannt war. Das gesamte 1600 Quadratmeter große Reetdach musste erneuert werden. Barocke kleinteilige Fenster und Türen zeigen den Zustand des 18. bzw. 19. Jahrhunderts. Musterhaft für das Haupthaus ist die gewaltige 35 Meter lange und 11 Meter breite Durchgangsdiele (Grootdeel) mit ihrem Lehmschlagboden, in der 17 Erntewagen Platz fanden. Seitlich von der Diele sind Stuben und Wohnkammern sowie Stallungen angeordnet. Schon über 200 Jahre halten 12 schwere Stützbalken, die etwa 100 Jahre zuvor bereits an anderer Stelle verwendet wurden, die Gefächer des Haupthauses. Typisch für die holsteinische Elbmarsch ist der steile Brettergiebel, der Seitenflügel „Sommerhaus“ und die Durchgangsdiele mit einer prächtig kassierten Eingangstür sowie den hohen Fenstern und mehreren geschnitzten Hausinschriften. Die mit Eichenpaneelen ausgestattete, etwa 200 Jahre alte Döns (Wohnstube) ist vom benachbarten Hof Bahlmann übernommen worden, da sie dort einer landwirtschaftlichen Erweiterung weichen musste. Die ursprüngliche Döns des Gebäudes ist bereits Anfang des letzten Jahrhunderts Umbaumaßnahmen zum Opfer gefallen.
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Die Sommerstube
Die kunstgeschichtlich bedeutende, unbeheizbare und unterkellerte Sommerstube, auch „Kalte Pracht“ genannt, ist über die noch vorhandene Brauttür in dem seitlich an dem Wohnteil angefügten Trakt, dem Sommerhaus, gesondert zugänglich. Die Außenwand ist in typischer Manier auf ganzer Breite durchfenstert. Dazu gehören 60 kleine Fensterschieben, eine dicke Eichenfensterbank und 4 verzierte Säulen. Die Wand zur Diele ist mit einem eingebauten Sekretär ausgestattet, durch den die Kellertreppe verläuft, sowie mit einem Einbauschrank und darüber liegendem „Teeschapp“ aus Eichenholz.

Die ihr gegenüberliegende Wand zum Nachbarraum besteht aus 39 bemalten Kassetten und einer reich geschmückten Zimmertür. Beeindruckend sind die Malereien auf der der Fensterwand gegenüberliegenden Seite. Die Wand besteht aus glattgehobelten Brettern, die durch ein schmales Leistenkreuz in 4 querrechteckige Felder geteilt ist. Sie sind jeweils durch ein breitformatiges, mit bemalten Rocaillen gerahmtes Wandbild ausgefüllt. Die Anfang der achtziger Jahre durch den Restaurator Eckert zum Teil ergänzten Gemälde auf leuchtend blauem Grund zeigen in unbekümmerter Mischung religiöse Themen, Phantasielandschaften und in realistischer Selbstdarstellung den eigenen Hof und das Mitte des 19. Jahrhunderts abgebrochene Schloss Oevelgönne, das ca. 5 Kilometer entfernt stand. Das Letztere sieht man oben links, zwischen Hügeln an einem See gelegen, im Vordergrund erscheint der auferstandene Christus den beiden Jüngern auf dem Weg nach Emmaus. Rechts daneben ist ebenfalls eine Bibelstelle dargestellt: Joseph bricht mit Maria und dem Christuskindlein von Ägypten ins Land Israel auf. Hauptthema – wie nebenan – ist auch hier wieder eine Phantasielandschaft mit steil aufgetürmten Bergen, drohenden Wolken und sturmgepeitschten Bäumen über einem See, in der Mitte die Ansicht eines mehrtürmigen Schlosses. Die untere Bildzeile zeigt links einen Rossbändiger in weiter Landschaft mit Gebirge im Hintergrund, rechts die besagte Darstellung des Hofes mit umgebendem Graben und allen Wirtschaftsgebäuden.

Die Art der Darstellung, insbesondere die unarchitektonische Auffassung des bemalten Paneels und die noch völlig dem Rokoko verhaftete Rocaillenrahmung der Bilder spricht für eine Entstehung der Bauzeit des Hauses, während die gegliederten seitlichen Wände mit den isoliert auf die Füllungen gemalten Blumenmotiven schon klassizistisch wirken und vielleicht erst im beginnenden 19. Jahrhundert hinzugekommen sind. Derart ausgemalte Sommerstuben waren in den Elbmarschen offenbar verbreitet. Ein besonders schönes Beispiel befand sich im benachbarten Hof Bahlmann in Moorhufen.

Die dortigen Wandbilder waren bis zu ihrem Ausbau 1975 in recht gutem Zustand und zeigten ebenfalls eine detaillierte Darstellung des Schlosses Oevelgönne und eine prächtige Hofansicht. Bedauerlicherweise sind sie inzwischen durch einen Brand vernichtet. Zu diesen Gemälden ist allerdings anzumerken, dass der Ortschronist Wilhelm Ehlers die Auffassung vertritt, es handle sich nicht um die Darstellung des Schlosses Oevelgönne, sondern um ein Phantasieprodukt des Kunstmalers Gustav Wilhelm Drawer (Dravor) aus Langenhals.
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Die Scheune
Es handelt sich wie beim Haupthaus ebenfalls um einen Zweiständerbau, allerdings mit Krüppelwalm. Zum Erhalt des 14 Meter langen und 13 Meter breiten Gebäudes waren umfangreiche Bauarbeiten an den Außenmauern erforderlich. Außerdem wurden inzwischen Ausbesserungen am Dachstuhl sowie die Erneuerung des Reetdaches vorgenommen.

Das Backhaus
Das 11 Meter lange und 5 Meter breite Gebäude ist wichtiger Bestandteil des gesamten Hofensembles. 1975 war das nach dem Kriege als Hühnerhaus dienende Gebäude eingestürzt und abbruchreif. Beim Wiederaufbau wurden Baumaterialien eines anderen abgebrochenen Backhauses mitverwendet. Um die Standsicherheit zu gewährleisten, mussten 9,5 Meter lange Pfähle in die Erde gerammt werden. Das Fachwerk wurde weitgehend wieder aufgebaut, jedoch musste 50 Prozent des Eichenholzes erneuert werden. Fenster und Türen wurden nach den Erfordernissen des Grundrisses neu angeordnet.

(Autor: Klaus Gremnitz, Erfasser: Herbert Frauen, Heimatverband für den Kreis Steinburg, 2017)
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Literatur

Lange, Klaus; Frauen, Herbert (2004)
650 Jahre Herzhorn. Mosaiksteine zur Geschichte des Ortes, Band 1. Herzhorn.

Looft-Hof in Gehlensiel

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Gehlensiel 10
Ort
25379 Herzhorn - Gehlensiel
Fachsicht(en)
Denkmalpflege, Kulturlandschaftspflege
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Literaturauswertung, mündliche Hinweise Ortsansässiger, Ortskundiger
Historischer Zeitraum
Beginn 1774

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„Looft-Hof in Gehlensiel”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-273398 (Abgerufen: 25. April 2024)
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