Flüsse prägen das Leben der Menschen, und die prägen wieder die Flüsse und deren Umgebung und haben ihnen oft ganz schön zugesetzt. Die Niers, die in Erkelenz entspringt und nach 113 km bei Gennep in die Maas mündet, gehörte schon immer zu den am stärksten genutzten Flüssen der Region. Zahlreiche Burgen und Schlösser entlang des Flusses erzählen davon, dass er mit seinen ursprünglich sumpfigen Uferbereichen lange eine natürliche Territorialgrenze bildete. Schloss Wissen hier ganz in der Nähe ist nur ein Beispiel dafür.
Um 1900 hätten man auch in Weeze auf eine stinkende, schlammige Brühe geblickt, denn alle Abwässer wurden ungefiltert in den Fluss geleitet. Vor allem die Gerb- und Farbstoffe der Mönchengladbacher Textilindustrie brachten ihm damals den spöttischen Beinahmen „Rio tinto“ - gefärbter Fluss ein und sorgten dafür, dass in der Niers – abgesehen von Seuchen erregenden Bakterien - so gut wie nichts mehr leben konnte. Wenn wir heute von der Brücke blicken, zeigt sich zum Glück ein ganz anderes Bild. Sehen sie die vielen Wasserpflanzen? Sie verweisen auf eine gute Wasserqualität. Und mit der Unterwasservegetation ist noch mehr Leben in die Niers zurück gekehrt. Viele Kleintiere wie Krebse, Schnecken, Muscheln oder Strudelwürmer und rund 30, zum Teil gefährdete Fischarten haben hier wieder ihr Quartier bezogen. Einige von ihnen, wie die Koppe, sind ganz schön wählerisch, was die Wasserqualität angeht. Dass sie heute wieder in der Niers leben kann, verdanken wir vor allem den 24 Klärwerken, die mit inzwischen weit fortgeschrittener Technik das Abwasser der Region aufbereiten und wieder der Niers zuführen. Auch vermehrte Renaturierungsmaßnahmen am Oberlauf der Niers haben zu einem Anstieg der Artenvielfalt beigetragen. Und der „Rio tinto“ ist zum Glück Geschichte.
(mobile discovery GmbH / Johanna Dohle, erstellt in Kooperation mit dem Naturschutzzentrum im Kreis Kleve e.V. im Rahmen des Projektes „Verborgene Schätze inklusiv“. Ein Projekt des LVR-Netzwerks Kulturlandschaft, 2017)