Hier, in der Nähe des Kloster Graefenthal, wurde auf einem Gebiet von ca. 40 ha Kies abgebaut. Die Gewinnung begehrter Rohstoffe bedeutet immer einen Eingriff in die Landschaft und die Notwendigkeit eines solchen Eingriffs sollte immer genau geprüft weden. Am Niederrhein geht es, wie in diesem Fall, meist um Kies und Sand, die an verschiedenen Stellen abgebaut werden. Sie wurden hier massenhaft abgelagert durch Gletscher in der Eiszeit und durch die urzeitlichen Flusssysteme, aus denen später der Rhein und die Maas hervorgingen. Und so sieht man am Niederrhein viele große Sandgruben und Baggerseen.
Nach dem Abbau werden die Abgrabungsgelände renaturiert. So entstehen oft vielfältige Biotope, deren ökologischer Wert die ursprüngliche Landschaft deutlich übersteigen kann. Auch hier in Kessel wurden vielfältige neue Lebensräume geschaffen, sowohl land- als auch wassergeprägte. Die Rekultivierung dieser Abgrabungsfläche ist bereits abgeschlossen. Eine abwechslungsreiche Morphologie sorgt für unterschiedliche Lebensbedingungen. Dass die Seen eigentlich nicht natürlich sind, ist oft kaum noch zu erkennen und mindert weder ihren Erholungswert, noch stört es die zum Teil seltenen Pflanzen und Tiere. Wenn man bedenkt, dass praktisch alle heutigen europäischen Landschaften vom Menschen geprägt und mehr oder wenig bewusst gestaltet wurden, ist Natürlichkeit vielleicht sowieso nicht mehr der entscheidende Faktor. Wichtig ist, dass wir möglichst viele ökologisch wertvolle Flächen erhalten oder wie hier neu schaffen, die die lebenswichtige Artenvielfalt fördern und schützen. Denn das nützt am Ende auch uns.
(mobile discovery GmbH / Johanna Dohle, erstellt in Kooperation mit dem Naturschutzzentrum im Kreis Kleve e.V. im Rahmen des Projektes „Verborgene Schätze inklusiv“. Ein Projekt des LVR-Netzwerks Kulturlandschaft, 2017)