Der Marktplatz ist noch heute Gochs Zentrum. Von hier lässt sich die wechselvolle Geschichte der Stadt auf einem ausgeschilderten Rundgang erwandern. Damit folgt man den Spuren des Geldes, das hier im Herzen der Stadt erwirtschaftet wurde. Graf Otto II. war dem allgemeinen Trend gefolgt und hatte Goch im 13. Jahrhundert gegründet. Städte sammelten Wirtschaftskraft und verschafften Adligen Einkünfte und Status. Die Gocher Wollproduktion war wohl ein Erfolg, denn sonst wäre die mittelalterliche Befestigung nicht bezahlbar gewesen. So konnte man schon etwa 100 Jahre nach der Stadtgründung das Steintor bestaunen. Eine Stadtmauer und Tore dienten nur zum Teil der Verteidigung. Ebenso wichtig war, dass die Stadt damit ihren Wohlstand zeigen konnte. In heutiger Zeit wäre ein solches Stadttor oder auch eine Kirche wohl ein Wolkenkratzer.
Richtig weiter ging es dann aber erstmal nicht. Der Woll- und Tuchmarkt geriet in eine Krise und im Rahmen der Kriege des 17. und 18. Jahrhunderts war diese Gegend Aufmarschgebiet der unterschiedlichsten Heere – Spanier, Niederländer, Franzosen. Ganz Europa gab sich militärisch die Klinke in die Hand. Ruhe kehrte erst mit den Preußen im Jahr 1815 ein. Beliebt waren sie im Rheinland nicht, denn als Protestanten stand ihnen die katholische Bevölkerung reserviert gegenüber. Und man war gut katholisch in Goch, brachte man doch mit Arnold Janssen einen echten Heiligen hervor, dessen Haus man ebenfalls auf dem Stadtrundgang findet. Aber die Preussen brachten mit der Eisenbahn den Fortschritt nach Goch. Verschiedene Industriezweige siedelten sich an und die Bevölkerung wuchs rapide. Das machte die Stadt aber auch im Zweiten Weltkrieg zum Bombenziel. Als geschäftiges Mittelzentrum spiegelt Goch so fast 800 Jahre niederrheinische Geschichte, in der die europäische Wirtschaft und die große europäische Geschichte das Leben der Menschen bis heute prägt.
(mobile discovery GmbH / Peter Burggraaff / Kai-W. Boldt / Johanna Dohle, erstellt in Kooperation mit dem Naturschutzzentrum im Kreis Kleve e.V. im Rahmen des Projekt „Verborgene Schätze inklusiv“. Ein Projekt des LVR-Netzwerks Landschaftliche Kulturpflege, 2017)