Verortung Die Frenzer Mühle oder auch Schälmühle liegt im Ortsteil Frenz der Gemeinde Inden im Kreis Düren an der Inde. Die umgebende Landschaft ist geprägt von den Flussauen der Inde und Rur, sowie durch Weidenutzung, Ackerlandschaft und dem Braunkohletagebau Inden.
Historische Entwicklung Im Jahr 1568 wurde die Frenzer Mühle erstmalig urkundlich erwähnt. Einem Bauern namens „Nellis“ wurde durch den Freiherrn „Richard von Merode“ die Errichtung einer Mühle mit dem Namen „Moulin de Frentz“ erlaubt. Daher der heutige Name „Frenzer Mühle“. Bis ins 19. Jahrhundert war die Familie Merode Besitzer der Wassermühle (Vogt 1999, S. 39). Das Wasserrad der Mühle bestand aus Eisen und hatte einen Durchmesser von 2,77 Metern. Zum Antrieb des mittelschlächtigen Wasserrads wurde ein Mühlengraben von der Inde ausgehend angelegt. Der Mühlengraben verlief direkt an der Wassermühle, während die Inde in einem Mäanderbogen die Mühle umschloss. Das zeigen Karten des Landesarchivs NRW und Ausschnitte aus der Tranchotkarte von 1807.
Balduin von Merode ließ die Mühle im Jahr 1780 umbauen. Statt einem waren dann drei Mahlgänge zu nutzen. Es ist anzunehmen, dass zu dieser Zeit das Wohnhaus hinzukam. Das Lagerhaus wurde vermutlich um das Jahr 1948 erbaut. Auf einer Mauer steht diese Jahreszahl und auf einem Foto Anfang des Jahres 1948 ist das Gebäude noch nicht zu erkennen. Auf die Funktion des Anbaus als Lagerhaus kann durch das Vorhandensein von Lüftungsschächten geschlossen werden. Zudem befinden sich in dem Anbau alte Stallungen mit Schweineboxen, einem Hühnerstall und Anbindevorrichtungen für Rinder. Die Verwendung der Mühle war vielfältig. Sowohl als Malz-, Loh-, Eisenschneide-, Schäl-, Öl- und Getreidemühle fungierte sie seit 1568 nacheinander. Lange Zeit wurde Gerste für die Herstellung von Graupen geschält, was der Mühle den Zweitnamen „Schälmühle“ verlieh. Beim Schälen wird nur ein einziger Mühlstein verwendet, der sich über den Reibeisen-Boden des Mahlganges drehte und dabei die Schalen vom Korn abschälte. Den Traditionsnamen „Schälmühle“ behielt sie bis zu ihrer Stilllegung im Jahr 1957. Grund für die Stillegung war zum einen, dass längst das industrielle Zeitalter angebrochen war und die kleinen Mühlen nicht mehr konkurrenzfähig waren. Zum anderen sorgte die Umlegung der Inde, die dem Braunkohletagebau Platz machen musste, für ein Wasserrad „auf dem Trockenen“ (Vogt 1999, S. 40).
Eine historische Besonderheit der Frenzer Mühle ist, dass eine Spezialeinheit namens „Timberwolves“ der 104. amerikanischen Infanterie Brigade etwa sechs Wochen während der Ardennenoffensive im Zweiten Weltkrieg in der Mühle wohnte. Das ergab die Recherche der derzeitigen Besitzer der Mühle, die die Inschrift „R.K. Bryant 1945“ auf der Fensterbank des Wohnhauses entdeckten und schließlich auf das Tagebuch von Charles H. Norris „Life in the Army, letters to Jean“ stießen. In diesem Tagebuch sind die Erlebnisse der amerikanischen Soldaten während der Zeit in der Frenzer Mühle festgehalten. Einschusslöcher aus dem Zweiten Weltkrieg sind heute noch am Mühlengehöft sichtbar.
Einordnung in die Kulturlandschaft Einige Elemente der Wassermühle sind noch bis heute erhalten, obwohl die Mühle im Zweiten Weltkrieg beschädigt wurde. Das Mühlenrad ist zwar verschwunden, aber drei Mahlsteine, Spulen, Abfüllschächte und das Lagerhaus sind erhalten. Außerdem ist die Stelle rekonstruierbar, an der das Wasserrad positioniert war. Der Mühlengraben zeichnet sich auf der Tranchotkarte von 1807 ab. Heute ist der Mühlengraben wegen der Kanalisierung der Inde nicht mehr vorhanden. Das LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland vermutet, dass sich neben den Resten des Mühlengrabens noch hölzerne Konstruktionen der Wehre unter Flusssedimenten der ehemaligen Indeaue verbergen. Die Mühle wurde seit 1568 mehrfach umgebaut und erweitert, sodass es sich bei der Frenzer Mühle heute um ein Mühlengehöft bestehend aus einem Wohnhaus, einem Lagerhaus, Stallungen und dem ehemaligen Mühlengebäude handelt.
Die Umgebung der Mühle zeigt einen naturnahen Flussauenlandschaftsausschnitt mit großflächigen Weichholzauenbeständen, der in einem weiteren Teilabschnitt als potentielles FFH-Gebiet „Indemündung“ (DE-5104-301) (LANUV NRW 2013) ausgewiesen wurde. Zwar wurde in den 1950er Jahren die Inde wegen des benachbarten Braunkohletagebaus Inden umgeleitet, aber die Strukturen der Flussaue sind in der Landschaft immer noch erkennbar. Außerdem stellen eine Obstwiese, Solitärbäume und eine Kopfweide mit einem Stamm-Umfang von 6,34 Metern aus kulturlandschaftlicher Sicht einen erhaltenswerten Zustand dar. Die lokalen Flurbezeichnungen „Frenzer Driesch“ oder „Drieschstraße“ lassen auf eine ehemalige Drieschlandschaft schließen.
Seit 2012 ist die Frenzer Mühle in Privatbesitz einer Familie, die einen Biobauernhof betreibt und sich um die Pflege der angrenzenden Obstwiese bemüht. Langfristig soll ein Hofladen eröffnet werden, mit dessen Einnahmen die Mühle zu ihrem ursprünglichen Aussehen restauriert werden soll. Die Familie möchte damit einen Beitrag zum Erhalt der Frenzer Mühle als kulturelles Erbe leisten.
Internet natura2000-meldedok.naturschutzinformationen.nrw.de: Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen (LANUV NRW), 2013, Natura 2000-Gebiete in Nordrhein-Westfalen. Natura 2000-Nr. DE-5104-301 Indemündung. (abgerufen 09.10.2017)
Literatur
Linnartz, Franz-Josef (2013)
Frenz. Ein Dorf mit reicher Geschichte. Düren.
Vogt, Hans (1999)
Die Mühlen in der Gemeinde Inden. In: Jahrbuch des Kreises Düren 1999, S. 33-48. Düren.
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