Die Reste einer römischen Fundstelle wurden bei Erdbewegungen für die Anlage eines Regenrückhaltebeckens im Mai 2016 aufgedeckt und der Außenstelle Nideggen im LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland gemeldet. Eine umgehend einsetzende Untersuchung der Fundstelle führte zur Dokumentation von drei römischen Wirtschaftsgebäuden eines bislang völlig unbekannten römischen Gutshofes (villa rustica), der in der Zeit vom 2. bis mindestens Mitte des 3. nachchristlichen Jahrhunderts bewohnt war. Er lag im landwirtschaftlich ertragreichen Hinterland der kleinstadtähnlichen Ansiedlung in Euskirchen-Billig (vicus belgica) und war über das regionale Straßennetz in den südlichen Teil der Provinz Niedergermanien eingebunden. Auf der 21.000 Quadratmeter großen untersuchten Fläche wurden drei untergliederte Gebäude dokumentiert; es dürfte sich bei allen um Wirtschaftsgebäude handeln. Am besten erhalten war das größte der drei Gebäude. Es handelt sich um einen 14 Meter mal 20 Meter großen Rechteckbau mit zehn Innenstützen, einem Anbau im Nordwesten und einem langrechteckigen Innenraum an der südöstlichen Schmalseite. Derartige dreischiffig (basilikal) gegliederte Anlagen findet man im Rheinland selten, dagegen treten sie häufig in Britannien auf. Die zehn Innenstützen haben vermutlich ein zweites Stockwerk getragen, das als Kornboden gedient haben könnte. Das Gebäude wurde im 2. Jahrhundert errichtet.
Wegen des tonhaltigen Untergrunds versickert Oberflächenwasser in Antweiler schlecht. Parallel zu den Außenwänden des großen Baus waren daher Drainagen angelegt. Diese waren unter Verwendung von quaderförmigen Bruchsteinen als Rinnen trocken gesetzt oder als einfache Gräben im tonigen Untergrund angelegt. Die Rinnen besaßen teilweise noch Abdeckungen aus Steinplatten oder Dachziegeln. Zum Teil konnten Erneuerungen der Drainagen erkannt werden. Ein kreisrunder Sammler für Oberflächen- und Schichtenwasser lag 12 Meter von der Ostecke des Gebäudes entfernt. Nachträglich wurden in dem großen Gebäude mehrere Einbauten vorgenommen, darunter eine Heizanlage, die als Darre zum Trocknen und/oder Veredeln von Agrarprodukten (beispielsweise von Gerste) diente. Die Darre besaß einen halbrunden Bedienungsraum, an den ein 4,40 Meter langer Heizkanal anschloss. Nach Osten öffnete sich dieser zu einem hypokaustierten Heizraum (mit Ständern aus Ziegelplatten). Über ihm muss man sich einen Zwischenboden vorstellen, auf den das Darrgut gelegt wurde.
Ende der Siedlung Das Ende der Besiedlung liegt noch im 3. Jahrhundert n. Chr. Dabei stammen die jüngsten Funde aus der Einfüllung der Darre. Die Aufgabe des großen Gebäudes hing vermutlich mit einem Brandereignis zusammen, von dem eine Brandschicht im Inneren zeugt. Überlagert wurde diese von einer Ziegelbruchkonzentration. Nach dem Brand stürzte das Gebäude ein.
Einbindung in die Siedlungslandschaft Die römische Eifelwasserleitung in die Provinzhauptstadt Köln verlief durch die heutige Sandgrube nördlich des Ortes in Sichtweite des römischen Landgutes. Man darf davon ausgehen, dass das Gehöft inmitten seiner bewirtschafteten Felder lag und seine landwirtschaftlichen Erzeugnisse auf dem Markt des nahe gelegenen Ortes Euskirchen-Billig (vicus belgica) anbot. Ebenso wie auf vielen zeitgleichen Gehöften verließen die Bewohner im Laufe des 3. Jahrhunderts den Ort, nachdem die politische Situation in der niedergermanischen Provinz zunehmend instabil geworden war.
(LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland, 2017)
Hinweis Die Ausgrabungen bei Antweiler waren Station der Archäologietour Nordeifel 2017.
Literatur
Müssemeier, Ulrike; Smani, Riza (2017)
Ausschnitt einer villa rustica mit Darre und Drainagen bei Antweiler. In: Archäologie im Rheinland 2016, S. 127-129. Stuttgart.
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