Die Gerichtslinde hier in Bedburg-Hau kann tatsächlich der Baum sein, der laut einer Notiz des Jahres 1378 hier anlässlich des neu installierten Gerichts gepflanzt worden ist. Mit über 600 Jahren wäre sie eines der älteren Exemplare, was nicht unmöglich ist. Ihre Langlebigkeit und Zähigkeit hat in früheren Zeiten zum guten Ruf von Linden beigetragen. Allerdings wurden die Linden in vermögenderen Gerichtsorten allmählich durch feste Bauwerke ersetzt.
Da man aber öffentlich tagen musste, fehlten die Wände. Es entstanden die Lauben, die ihren Namen tatsächlich vom Laub haben, in dessen Schutz das Gericht ursprünglich getagt hatte. Irgendwann erachtete man diese sehr öffentliche Öffentlichkeit für nicht mehr notwendig und die Verhandlungen zogen in geschlossene Häuser um.
Die Linde hier ist also nicht nur ein beeindruckendes Naturdenkmal sondern gleichzeitig auch ein wichtiger Zeuge für die Entwicklung unserer modernen Rechtsvorstellungen!
(Peter Burggraaff / Kai-W. Boldt / mobile discovery GmbH / Johanna Dohle, erstellt in Kooperation mit dem Naturschutzzentrum im Kreis Kleve e.V. im Rahmen des Projektes „Verborgene Schätze inklusiv“. Ein Projekt des LVR-Netzwerks Kulturlandschaft, 2017)