Die Ruine der Felsenburg Beilstein war einst eine Reichsministerialenburg. Die Anlage wurde erstmals 1234 urkundlich erwähnt. Seit etwa 1990 befindet sich das Natur- und Kulturdenkmal Burg Beilstein im Besitz der Stadt Kaiserslautern.
Topographie Die frei zugängliche Burgruine Beilstein erhebt sich im „Stiftswald“ auf dem Gipfel des 313 Meter hohen Beilsteiner Kopfes, östlich der Stadt Kaiserslautern. Die Burg, unweit südlich der Bundesstraße B 37 gelegen, ist auf markierten Wanderwegen sowohl von der Bundesstraße als auch vom Parkplatz „Entersweilermühle“ zu erreichen.
Gang durch die Ruine Die Burgruine betritt man von der Nordseite. Zwei markante Objekte charakterisieren die gesamte Ruine. Ein acht Meter aufragender Fels aus Sandstein, der den Kern der jüngeren Burg bildete, und ein hölzerner Steg über einen Graben, über den einst eine Zugbrücke gebaut war. Am nördlichen Beginn des Holzstegs bzw. der Zugbrücke befand sich die Mitte des 12. Jahrhunderts errichtete ältere Burg, von der kaum noch bauliche Reste vorhanden sind. Burgbauten befanden sich auf und unterhalb (westlich) des kleinen Sandsteinplateaus am Beginn des Holzstegs. Einziges sichtbares Relikt der Vorgängerburg sind Mauerreste einer Ringmauer, die den westlichen Rand der älteren Burg umfassen. Mit Überschreiten des Stegs gelangt man zu dem Teil der Ruine, der als jüngere Burg im Jahre 1234 errichtet wurde. Hauptmerkmal der Ruine ist der acht Meter aufragende Fels aus Sandstein. Die gesamte Erhebung ist umgeben von sichtbaren Mauerfundamenten und vom Fundament einer Quermauer. Erdwälle und Gräben umfassen den weniger steilen westlichen Teil der Burgruine. Zwischen dem Sandsteinfelsen und der rechten (westlichen) Mauer befand sich einst der Wohntrakt. Am rechten Fuß des Felsens ist durch ein Gitter die ehemalige Zisterne sichtbar, die zur Wasserversorgung diente. Unmittelbar gegenüber weist ein Torbogen auf den ehemaligen Wohntrakt hin. Der Sandsteinfels war einst überbaut durch einen Bergfried. Darauf weisen gemauerte Reste auf der Oberseite des Felsens hinweisen. An beiden Längsseiten befinden sich herausgeschlagene „Öffnungen“, die möglicherweise als Widerlager für Querstreben und Dachbalken von weiteren Anbauten dienten. Unterhalb des Stegs führt der Halsgraben um die Burganlage. Auf der rechten Seite sind die Steinreste einer Ummauerung der älteren Burg erkennbar. Dahinter lag wohl eine Zisterne, deren Reste überwuchert sind. Im weiteren Verlauf des Halsgrabens lässt sich die Dimension der Gesamtanlage der neueren Burg gut erkunden.
Geschichte Der Beilstein gehört zur Gruppe der kleineren Reichsministerialenburgen im Umfeld von Kaiserslautern. Die recht kargen Reste der Anlage sind im „Stiftswald“ östlich von Kaiserslautern, an der alten Grenze des „Lauterer Reichs“, im Wald verborgen. Die erste urkundliche Nachricht über den Beilstein verdanken wir der Lage der Burg, einer Enklave im sie umgebenden Stiftswald, denn im Jahre 1234 erlaubte König Heinrich VII. (1211-1247, römisch-deutscher Mitkönig 1220-1235) ausdrücklich den Wiederaufbau des castrum Bylenstein auf dem Grund und Boden der Kaiserslauterer Prämonstratenser. Dies ist einer der sehr seltenen Fälle, dass sich eine königliche Bauerlaubnis für eine Burg erhalten hat. Das Vorhandensein einer Vorgängeranlage wird aber nicht nur durch die königliche Erlaubnis zum Wiederaufbau unterstrichen, sondern auch durch den archäologischen Befund. Diese ältere Burg könnte, mutmaßt Lorenz Eckrich, etwa in der Mitte des 12. Jahrhunderts von Herzog Friedrich II. von Schwaben „der Einäugige“ (1090-1147) errichtet worden sein. Darüber hinaus ist seit 1185 eine Ministerialenfamilie fassbar, die sich nach der Feste benannte. Das erste namentlich bekannte Mitglied dieses Geschlechtes ist der 1185 genannte Kaiserslauterer Reichsministeriale Merbodo von Beilstein, der zusammen mit seinen Söhnen (Merbodone de Bilnstein cum filiis suis) im Besitz der Burg war. Diese Reichsministerialenfamilie, die bis Ende des 14. Jahrhunderts Inhaber eines Burglehens in der Reichsburg zu Kaiserslautern war, hatte offenbar enge verwandtschaftliche Beziehungen zu dem Geschlecht der benachbarten Wartenberger, denn bereits 1185 tritt Merbodo zusammen mit seinen Söhnen Propst Ulrich und Werner (Kolb von Wartenberg) als Zeugen. Mit den Rittern Friedrich und Johann von Beilstein werden letztmals 1565 bzw. 1590 letztmals männliche und 1543 mit der Begine Margarethe von Beilstein weibliche Mitglieder der früheren Reichsministerialenfamilie genannt.
Offensichtlich war der Beilstein schon zu Beginn des 14. Jahrhunderts von einer Burggemeinschaft bewohnt, war möglicherweise auch zur Ganerbenburg geworden, da die Anteilseigner sich aus den Reihen der miteinander verwandt oder verschwägerten Familien von Lewenstein, Schönenburg und Randeck rekrutierten. 1331 zwangen Emerich Lemelzun von Lewenstein, Johann von Randeck und Johann von Löwenstein gen. von Gudelbach den Gottfried von Randeck in einem Sühneverfahren dem Ritter Johann von Weißenstein jenes Drittel des Beilstein auszuliefern, das seinem Ahn gehört hatte. 1367 gelang der Pfalzgrafschaft ein erster Zugriff auf den Beilstein, denn damals öffnete Sifrid Lymelzahl von Lewenstein, der sich ähnlich wie seine Anverwandten zusehends dem kurpfälzischen Klientelsystem angenähert hatte, dem Pfalzgrafen auf Lebenszeit neben anderen Burgen auch seinen Burganteil am Beilstein. Die 1401 bei Kaiserslautern lokalisierte Burg (Bilstein das sloz by Lutern gelegen) wurde, wie Lorenz Eckrich anhand des archäologischen Befundes nachweist, zwischen 1420 und 1455 gewaltsam zerstört. Historische Nachrichten zu diesem Geschehen sind unbekannt. Ein Wiederaufbau unterblieb, und dementsprechend schrieb im Jahre 1600 Philip Velmann über die mittlerweile in flörsheimer und kurpfälzischen Besitz gekommene Burgruine: der Berg Beyelstein ist ein runder steinichter hübel, darauf liegt das wüst alt Haus Beyelstein. Nach dem Aussterben der Herren von Flörsheim, die seit dem 16. Jahrhundert im Lehnsbesitz der Burg waren, gelangte die zerstörte Anlage und die zugehörigen Ländereien und Rechte 1665 endgültig in die Hand der Kurpfalz und verblieb dort bis zum Ende des 18. Jahrhunderts. 1705 wird auf einer Karte von Jaillot die Burg als Alt Schlos und 1786 bei einer „Beforchung“ als Beitelsteiner Schlos bezeichnet.
Baubeschreibung Um die Jahrhundertwende wurden durch den „Pfälzischen Verschönerungsverein“ erste Sicherungsmaßnahmen und „Aufräumungsarbeiten“ durchgeführt, die nicht nur archäologische Befundzonen sondern auch aufgehendes Mauerwerk durch Abbruch und Überbauungen irreparabel zerstörten.
Der ältere Beilstein Bei neueren Ausgrabungen konnte eine umfangreiche Vorgängeranlage nachgewiesen werden, die sowohl den jetzigen Hauptfelsen als auch eine östlich vorgelagerte, tiefere Felsplattform einschloss. Der Halsgraben, der die Kernanlage von dem heute als Vorburg bezeichneten Felsplateau trennt, ist dagegen das Ergebnis des umfangreichen Wiederaufbaues nach 1234. Die ältere zweigeteilte Befestigungsanlage war im unteren Bereich von einem weitläufigen Trockengraben und einer Ringmauer umgeben. Die höher gelegene obere Burg auf dem Felsplateau und dem Burgfelsen wies ebenfalls eine Ringmauer auf. Durch die spätere Überbauung sind Aussagen zum frühen Aussehen und zur Gliederung der frühen Kernburg nur bedingt möglich.
Die heute abgeflachte Vertiefung des Grabens der Unterburg ist vor allem auf der Süd- und Westseite noch deutlich erkennbar. Aufgehendes Mauerwerk der älteren Burganlage findet sich lediglich im östlich vorgelagerten unteren Burgareal, das nach 1234 offensichtlich nicht wieder aufgebaut wurde. Neben den kargen Resten einer äußeren und einer inneren Ringmauer, beide im Lehmverband errichtet, und dem Fundament eines kleineren Rundturms hinter der südlichen Ringmauer haben sich lediglich Balkenlöcher am Vorfelsen erhalten, die auf ein zweigeschossiges Gebäude hinweisen. Im Bereich der heutigen Kernanlage fanden die Ausgräber die Fundamentreste eines starken Rundturms, ähnlich dem der Sprengelburg bei Essweiler. Dieser unweit des späteren Tores gelegene Turm gilt als der zentrale Mittelpunkt der älteren Burg Beilstein, von der sich hier, außer einigen Balkenlöchern am aufragenden Felsklotz der Oberburg, keine Spuren erhalten haben.
Die jüngere Burg Beim nach 1234 erfolgten Neubau des Beilstein wurde offensichtlich die östliche Vorburg von der Hauptanlage durch einen tiefen, gut sichtbaren Graben abgetrennt. Von einem kleinen Vorfelsen erreichte man nun mittels einer Zugbrücke das eigentliche Burgareal, letztlich das bebaute des größeren Felsplateaus mit dem mittig gelegenen hochaufragenden Zentralfels. Die Außenwände des Plateaus fallen senkrecht zum Graben ab. Die äußere Umwallung konnte dadurch entfallen und wurde aufgegeben. Durch den Bau einer Quermauer wurde die östliche Hälfte der Fläche, mit dem aufragenden Oberfels, vom Westteil getrennt. Dieser acht Meter aufragende Fels trug einen fünfseitigen – ähnlich Burg Hohenecken – Bergfried, dessen Spitze zur Angriffsseite zeigt. Auf der nicht zugänglichen Felsplattform sind nur noch formloses Kernmauerwerk und einige Buckelquader sichtbar.
Dieser Fels war im Mittelalter vollkommen um- und überbaut. Unmittelbar an den hochaufragenden Sandsteinblock angelehnt erhoben sich dreigeschossige Wohn- und Wirtschaftsgebäude. Im Gegensatz zu den fast zwei Meter starken Außenmauern, die mehr oder minder hoch noch gut erkennbar sind, besaßen die inneren Mauern eine geringere Stärke, teilweise handelte es sich lediglich um Fachwerkkonstruktionen. Eine rechteckige, heute weitgehend mit Schutt verfüllte Zisterne am nördlichen Fuß des Bergfriedfelsens (teilweise aus dem aufgehenden Gestein herausgearbeitet) diente der Trinkwasserversorgung. Im gegenüberliegenden Wohngebäude befand sich im ersten Obergeschoß wahrscheinlich die Küche. Durch zwei Türen gelangt man in den etwas größeren Hof des östlichen Burgteiles, der zwei an den Querriegel und die Außenmauern angelehnte Gebäude beherbergte. Der nach dem Bergfried fortifikatorisch wichtigste Punkt war zweifellos der Zugang, der durch eine Zugbrücke über den Halsgraben und ein Torhaus bzw. einen Torturm gesichert war. Nur wenige der großen Hausteinblöcke des Fundaments sind erhalten.
Der Beilstein ist seit 1978 „wegen seiner wissenschaftlichen, geschichtlichen, kulturellen oder gesellschaftlichen Bedeutung oder wegen seiner Eigenart und Seltenheit im öffentlichen Interesse erhaltenswürdig“ und als Naturdenkmal ausgewiesen (ND-7312-095).
(Jürgen Keddigkeit, Institut für pfälzische Geschichte und Volkskunde, 2017)
Der hier präsentierte Inhalt ist urheberrechtlich geschützt. Die angezeigten Medien unterliegen möglicherweise zusätzlichen urheberrechtlichen Bedingungen, die an diesen ausgewiesen sind.
Möchten Sie dieses Objekt in der Kuladig-App öffnen?
Wir verwenden Cookies
Dies sind zum einen technisch notwendige Cookies,
um die Funktionsfähigkeit der Seiten sicherzustellen. Diesen können Sie nicht widersprechen, wenn
Sie die Seite nutzen möchten. Darüber hinaus verwenden wir Cookies für eine Webanalyse, um die
Nutzbarkeit unserer Seiten zu optimieren, sofern Sie einverstanden sind. Mit Anklicken des Buttons
erklären Sie Ihr Einverständnis. Weitere Informationen finden Sie auf unserer Datenschutzseite.