Westricher Moorniederung

Landstuhler Bruch, Pfälzer Gebrüch, Reichswald-Gebrüch

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege, Landeskunde, Naturschutz, Raumplanung
Gemeinde(n): Bruchmühlbach-Miesau, Erzenhausen, Eulenbis, Gries, Hauptstuhl, Homburg, Hütschenhausen, Kaiserslautern, Kindsbach, Landstuhl, Mackenbach, Ramstein-Miesenbach, Rodenbach (Rheinland-Pfalz), Schönenberg-Kübelberg, Waldmohr, Weilerbach
Kreis(e): Kaiserslautern, Kaiserslautern, Kusel, Saarpfalz-Kreis
Bundesland: Rheinland-Pfalz, Saarland
Koordinate WGS84 49° 22′ 35,76″ N: 7° 23′ 4,92″ O 49,3766°N: 7,3847°O
Koordinate UTM 32.382.748,47 m: 5.470.576,61 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.600.597,67 m: 5.471.995,24 m
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    Westricher Moorniederung

    Fotograf/Urheber:
    TU Kaiserslautern
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    Westricher Moorniederung

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Die Westricher Moorniederung, auch Westpfälzische Moorniederung genannt, weist auf eine ausgedehnte Moorlandschaft hin, deren Gestalt sich durch über 250 Jahre Kultivierung stark verändert hat. Der historische Name der Westricher Moorniederung ist Reichswald-Gebrüch. Es umfasst eine 6.700 Hektar große Bruchlandschaft, die sich von Kaiserslautern-Einsiedlerhof im Osten bis Waldmohr im Westen ausdehnt. Westlich der Moorniederung beginnt das Homburger Bruch.

Um das Jahr 1800 war das Gebiet eine unzugängliche Moorlandschaft, die durch systematische Entwässerung und planmäßigen Torfabbau trockengelegt und land- und forstwirtschaftlich genutzt wurde.

Topographie und Geländebeschreibung
Geschichte bis 1780
Geschichte der Moor- und Torfwirtschaft (1780-1951)
Die Moorlandschaft als Naturschutzgebiet

Topographie und Geländebeschreibung
Die Westricher Moorniederung erstreckt sich auf einer Höhe von 200 Metern über NN als Senke von 35 Kilometern Länge und maximal 7 Kilometern Breite von Waldmohr im Westen über Ramstein-Miesenbach und Landstuhl bis nach Kaiserslautern im Osten. Im Norden wird die Moorniederung durch das Pfälzer Bergland begrenzt und im Süden durch den Pfälzerwald.

Die Westricher Moorniederung gliedert sich landschaftlich durch Wasserscheiden in drei Abschnitte (von West nach Ost): das Homburger Burch, das Vogelbacher-Spesbacher Bruch und das Landstuhler Bruch. Topographisch betrachtet, ist die Westricher Moorniederung eine wannenförmige Einmuldung der Niederung. Die Tieflage resultierte aus der Absenkung durch tektonische Vorgänge, was den Anlass für die Vermoorung gab. Diese setzte etwa 20.000 Jahre vor heute nach dem Ende der letzten Eiszeit ein.

Seit der Mitte der 1950er Jahre führt die Autobahn 6 längs durch den südlichen Teil der Moorniederung. Erst in den 1970er Jahren entstand hier die Querverbindung zur Autobahn 62 mit dem Schnittpunkt bei Landstuhl.

Geschichte bis 1780
In der Römerzeit war die Moorniederung weitgehend unzugänglich. Lediglich zwei Wege führten auf Knüppeldämmen durch das unwegsame Gelände, die später als die Landstuhler Spick und die Hauptstuhler Spick bezeichnet wurden. Noch um das Jahr 1600 wurde die Gegend zu großen Teilen weder menschlich besiedelt noch bewirtschaftet. Die Muldenlage wirkte als Kaltluftfalle, weshalb sich kalte und nebelreiche Luft in der Moorniederung sammelte. Bei hohem Niederschlag stieg der Grundwasserspiegel sehr stark an, sodass sich flache Seen bildeten. Dann konnte man mit dem Boot bis nach Landstuhl fahren. Teiche zur Fischzucht wurden angelegt und das Wasser zum Antrieb von Mühlen genutzt. Die Moorkultivierung mit der Gewinnung von Holz und dem stechen von Brenntorf begann wie in fast allen großen deutschen Moorgebieten erst im 18. Jahrhundert.

Geschichte der Moor- und Torfwirtschaft (1780-1951)
Mit der Moorkultivierung wurde im 18. Jahrhundert begonnen, um neue Flächen für die Landwirtschaft zu gewinnen, etwa für den Anbau von Feldfrüchten, wie Sommerraps, Hafer und Klee. 1745 wurde von Ramstein ausgehend die Anlage eines Entwässerungssystems geplant. Zunächst wurde nur willkürlich und sporadisch Torf gestochen, worauf der Flurname „Alte Torflöcher“ bei Ramstein hinweist. Im Jahr 1780 erlaubte die Kurpfälzische Regierung, wegen zunehmender Holznot den unentgeltlichen Torfstich. Die „Neuen Torflöcher“ entstanden in den 1780er Jahren. Zu dieser Zeit wurden alle Weiher und Fischteiche im kurpfälzischen Gebiet ausgelassen, beispielsweise der Scheidelberger Woog, der Ruppacher Weiher oder der Funkenwoog. Die Kultivierung setzte sich aber in den folgenden Jahren nicht dauerhaft durch. Die Wiesen verwässerten und versauerten, sodass das Bruch bis zum Ende der französischen Besatzungszeit (1792–1814) verwilderte.

Im Jahr 1808 wurde ein Nutzungsplan für das über 800 Hektar große Torfareal erstellt. Dieser sah einen restlosen Torfabbau vor, um eine landwirtschaftliche und forstliche Nutzung zu ermöglichen. Bis 1831 wurden 289 Hektar abgetorft; 1841-1919 nochmal 585 Hektar. In den ersten 25 Jahren unter bayerischer Verwaltung (1816-1846) wurde das Entwässerungssystem wiederhergestellt und das Wegenetz verbessert. Durch Zufuhr künstlicher Dünger waren die Moorböden dauerhaft nutzbar. Die Brandrodung für den Feldbau, die damals erprobt wurde, setzte sich nicht durch, weil sie langfristig nicht ergiebig war und wegen der Gefahr von Flächenbränden verboten wurde. Diese Zeit war eine Periode vorwiegenden Torfabbaus. Die Torfnutzung erreichte ihren Höhepunkt zwischen 1850 und 1859. Der Torf wurde im Frühsommer gestochen und zum Trockenen aufgetürmt, wodurch tausende Menschen Arbeit fanden. Jährlich wurden 15.000 bis 18.000 Fuhren Torf im Herbst abtransportiert.

Der Bau der Eisenbahn, der Pfälzer Ludwigsbahn, bedeutete für die Moorkultivierung den Niedergang, denn nun konnte Kohle als Brennstoff herangeschafft werden. 1880 hatte sich die Torfgewinnung bereits halbiert, um die Jahrhundertwende wurde sie bedeutungslos und 1951 endgültig beendet. Auch infolge einer intensiven Wiesenkultur ließ der Ertrag nach. Bereits bis 1860 wurden große Teile der abgetorften Flächen wiederaufgeforstet.

Die Folgen des Ersten Weltkriegs (1914-1918) waren auch in der Westricher Moorniederung gravierend. Aufgrund der Nachkriegsverhältnisse erzwang das bayerische Landwirtschaftsministerium 1920 die Einrichtung einer Moorwirtschaftsstelle in Landstuhl zur Förderung der Moorkultur. Diese pachtete vom Forstamt Landstuhl-Nord für 25 Jahre den Ohlkorb und das Pottelbruch. Beide wurden zu Moorwirtschaftsstellen ausgebaut. Moorwirtschaftsstellen waren Wirtschaftshöfe mit Viehhaltung und Saatzuchtstellen. Mehr Ertrag lieferte allerdings die Fruchtwechselwirtschaft statt der Dauerkulturwiesen. 1951 wurde die Errichtung einer Moorwirtschaftsstelle Landstuhl und die Verpachtung an Privatpersonen vom Landtag Rheinland-Pfalz beschlossen. Im gleichen Jahr endeten Moorkultur und Torfwirtschaft im Forstamt Landstuhl.
Seit dem Zweiten Weltkrieg (1939-1945) wird die einstige Moorniederung im Bereich der Verbandsgemeinde Ramstein-Miesenbach durch die Ramstein Air Base militärisch geprägt.

Die Moorlandschaft als Naturschutzgebiet
Die Gesamtmoorfläche der Westricher Moorniederung betrug ehemals 1.581 Hektar. Die landschaftliche Umgestaltung der Moorniederung hatte eine Veränderung des Artenbestandes zur Folge. Den größten Teil des ehemals vermoorten Geländes bilden heute Wiesen, Weiden und Wälder.

Das Fauna-Flora-Habitat-Gebiet „Westricher Moorniederung“ umfasst ein nicht zusammenhängendes 2.152 Hektar großes Areal. Kleinere Bestandteile sind heute noch als Moore erkennbar, wie etwa das „Neuwoogmoor“, das innerhalb der Umzäunung der US-Air Base Ramstein liegt. Neben dem Geißweiher bei Landstuhl gibt es in der Westricher Moorniederung eine Anzahl weiterer Natur- und Landschaftsschutzgebiete, damit die Röhrichtbestände, Bruchwälder, Seggenriede und andere Feuchtbiotope erhalten und entwickelt werden können. Zudem stellt die Moorniederung einen Lebensraum für verschiedenste Pflanzen, Amphibien und Vögel dar, die auf schwankende Wasserstände im Rhythmus der Jahreszeiten angewiesen sind. Charakteristische Tierarten sind unter anderem insbesondere der Graureiher (hier befindet sich die derzeit einzige Brutkolonie in der Westpfalz), der wieder angesiedelte Weißstorch und der Eisvogel.

(Lara Schneider, Technische Universität Kaiserslautern und Sonja Kasprick, ZukunftsRegion Westpfalz 2018)

Internet
de.wikipedia.org: Landstuhler Bruch (abgerufen 07.02.2018)
www.tourismus-vgbm.de: Westricher Moorniederung (abgerufen 07.02.2018)

Literatur

Geiger, Michael (1993)
Westrich und Pfälzer Bergland. Die Westricher Niederung. Landau.
Häberle, Daniel (1914)
Scheidenberg, Scheidenberger Woog, Scheidenberger Straße.. Ein Beitrag zur historischen Geographie der Westpfalz, Kaiserslautern.. o. O.
Wallesch, Werner (1966)
Das Landstuhler Bruch - eine historische, ökologische und ökonomische Untersuchung ; mit 19 Tabellen. Speyer.

Westricher Moorniederung

Schlagwörter
Gesetzlich geschütztes Kulturdenkmal
Kein
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege, Landeskunde, Naturschutz, Raumplanung
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Geländebegehung/-kartierung, Literaturauswertung

Empfohlene Zitierweise

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Empfohlene Zitierweise
„Westricher Moorniederung”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-270998 (Abgerufen: 8. Dezember 2024)
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