Wüstung Arnsburg bei Lich-Arnsburg

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Archäologie, Landeskunde
Gemeinde(n): Lich
Kreis(e): Gießen
Bundesland: Hessen
Koordinate WGS84 50° 29′ 15,48″ N: 8° 47′ 22,46″ O 50,48763°N: 8,78957°O
Koordinate UTM 32.485.072,40 m: 5.592.871,57 m
Koordinate Gauss/Krüger 3.485.141,04 m: 5.594.669,56 m
  • Übersichtsplan der Wüstung Arnsburg bei Lich-Arnsburg (2016)

    Übersichtsplan der Wüstung Arnsburg bei Lich-Arnsburg (2016)

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  • Fibel des 9. oder 10. Jahrhunderts nach Christus aus der Wüstung Arnsburg bei Lich-Arnsburg (2015)

    Fibel des 9. oder 10. Jahrhunderts nach Christus aus der Wüstung Arnsburg bei Lich-Arnsburg (2015)

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  • Dhronenaufnahme eines hochmittelalterliches Steingebäudes in der Wüstung Arnsburg bei Lich-Arnsburg aus dem 12. Jahrhundert (2016)

    Dhronenaufnahme eines hochmittelalterliches Steingebäudes in der Wüstung Arnsburg bei Lich-Arnsburg aus dem 12. Jahrhundert (2016)

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  • Hufeisen uns Sporn aus der Wüstung Arnsburg bei Lich-Arnsburg (2017)

    Hufeisen uns Sporn aus der Wüstung Arnsburg bei Lich-Arnsburg (2017)

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  • Wüstung Arnsburg bei Lich-Arnsburg (2014)

    Wüstung Arnsburg bei Lich-Arnsburg (2014)

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Die historische Überlieferung
Die am Ostufer des Flusses Wetter gelegene Wüstung wird erstmals 1151 und 1152 in einer Schriftquelle erwähnt. 1174 ist dann wieder von diesem Ort die Rede. Er wird in diesem Jahr zusammen mit anderen Gütern Zisterziensern aus dem Kloster Eberbach im Rheingau geschenkt. Die Mönche waren von Kuno I. von Münzenberg mit der Errichtung eines Klosters im Bereich der jenseits der Wetter gelegenen Burg Arnsburg beauftragt worden. Im Rahmen dieser Schenkung erfolgte eine Umsiedlung der Bevölkerung aus der Siedlung, die dadurch zur Wüstung wurde. Heute liegen hier Wiesen und Äcker.

Ergebnisse der archäologischen Untersuchung
Der Standort von Arnsburg ist sehr siedlungsgünstig. Die Anwesenheit von Menschen lässt sich daher bereits für die Altsteinzeit nachweisen. Auch in der Jungsteinzeit sowie in der Bronze- und Eisenzeit wurde am Ort gesiedelt. Um Christi Geburt lebten hier Germanen in einem kleinen Gehöft. Während des 2. und 3. nachchristlichen Jahrhunderts bestand westlich der Wetter das römische Limeskastell Arnsburg. Römische Funde weisen auf eine Nutzung des Geländes von Arnsburg hin. Nach dem Abzug der Römer lebten hier im 4. und 5. Jahrhundert wieder Germanen. Aus den nächsten beiden Jahrhunderten liegen bislang nur wenige Funde vor. Ab der Mitte des 8. Jahrhunderts sind dann wieder deutliche Siedlungsaktivitäten fassbar, auch in Form von Gebäudespuren. Gegen Ende des 12. Jahrhunderts endet die Besiedelung des Ortes endgültig.

Aus karolingischer und ottonischer Zeit, also aus dem 8. bis zum 10. Jahrhundert, belegen mehrere Fundobjekte die Anwesenheit einer wohlhabenden Bevölkerung. Möglicherweise bestand damals ein Herrenhof. Von hier könnten die Gründer der Burg Arnsburg stammen, deren älteste Bauspuren ins 10. Jahrhundert zurückreichen. Bis zur Aufgabe der Burg um 1174 diente die Siedlung zu ihren Füßen vermutlich in erster Linie als Wirtschaftshof zur Versorgung mit Gebrauchsgütern. So zeugen zahlreiche Grubenhäuser von reger handwerklicher Produktion. Dabei ist in erster Linie an Textilien zu denken, denn die etwas in den Boden eingetieften Grubenhäuser mit einer Grundfläche von meist etwa 15 bis 20 Quadratmetern dienten sehr oft als Webhütten. Außerdem lässt sich in Arnsburg auch Eisen- und Buntmetallverarbeitung nachweisen. Spuren von Wohngebäuden und Nutzbauten wie Scheunen oder Ställen sind bislang nur in geringem Umfang nachgewiesen. Sie lagen wahrscheinlich in den noch nicht untersuchten Teilen der Wüstung. Besonders erwähnenswert ist die Entdeckung eines Steingebäudes mit Funden aus dem 12. Jahrhundert. Profangebäude aus Stein sind in dieser Zeit in ländlichen Siedlungen nicht häufig und meist als Wohnsitze adeliger Personenkreise anzusprechen.

(Michael Gottwald, hessenARCHÄOLOGIE, 2017)

Internet
www.lfd.hessen.de: Projektseite der hessenARCHÄOLOGIE (Abgerufen 3.5.2015)

Literatur

Austermann, Mathias (1999)
Archäologische Forschungen zu den mittelalterlichen Siedlungen in der Wetterau. In: Siedlungsforschung. Archäologie - Geschichte - Geographie 17, S. 47-64. Bonn.
Austermann, Mathias (1995)
Grabungen in einer latènezeitlichen und mittelalterlichen Siedlung bei Arnsburg, Kr. Gießen.. In: Berichte der Kommission für Archäologische Landesforschung in Hessen 3 (1994/95), S. 113-143. o. O.
Gottwald, Michael; König, Andreas (2015)
21 Jahre später - Neue Forschungen in der villa Arnesburg.. In: Hessen-Archäologie 2014, S. 129-133. o. O.
Gottwald, Michael; Röder, Christoph (2016)
Sieben neue Grubenhäuser und ein Steinbau aus der "villa Arnesburg". In: Hessen-Archäologie 2015, S. 121-124. o. O.

Wüstung Arnsburg bei Lich-Arnsburg

Schlagwörter
Ort
35423 Lich
Gesetzlich geschütztes Kulturdenkmal
Kulturdenkmal gem. § 2 DSchG Hessen
Fachsicht(en)
Archäologie, Landeskunde
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Auswertung historischer Schriften, Geländebegehung/-kartierung, Archäologische Grabung, Archäologische Prospektion, Fernerkundung
Historischer Zeitraum
Beginn 750, Ende 1174

Empfohlene Zitierweise

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Empfohlene Zitierweise
„Wüstung Arnsburg bei Lich-Arnsburg”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-267750 (Abgerufen: 25. April 2024)
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