Burg Arnsburg bei Lich-Arnsburg

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Archäologie, Landeskunde
Gemeinde(n): Lich
Kreis(e): Gießen
Bundesland: Hessen
Koordinate WGS84 50° 29′ 23,23″ N: 8° 47′ 19,79″ O 50,48979°N: 8,78883°O
Koordinate UTM 32.485.020,32 m: 5.593.110,91 m
Koordinate Gauss/Krüger 3.485.088,93 m: 5.594.908,99 m
  • Reste der Burg Arnsburg bei Lich-Arnsburg in den 1990er Jahren

    Reste der Burg Arnsburg bei Lich-Arnsburg in den 1990er Jahren

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  • Reste der Burg Arnsburg bei Lich-Arnsburg im Luftbild (1985)

    Reste der Burg Arnsburg bei Lich-Arnsburg im Luftbild (1985)

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  • Schrägbildaufnahme der Burg Arnsburg bei Lich-Arnsburg (1986)

    Schrägbildaufnahme der Burg Arnsburg bei Lich-Arnsburg (1986)

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Zwischen dem Kloster Arnsburg und Muschenheim erhebt sich steil über dem Flüsschen Wetter das Plateau des „Hainfeldes“. Hier erhob sich im 11. und 12. Jahrhundert die Burg Arnsburg. Später befand sich an dieser Stelle die Wallfahrtskapelle „Heilig Kreuz“.

Der Grund für die Erbauung der Burganlage ist nicht bekannt. Es ist davon auszugehen, dass die Errichtung in enger Absprache mit dem Deutschen Königtum durchgeführt wurde.

Beschreibung der Anlage
Die Burg Arnsburg stellt ein wichtiges Beispiel einer Burganlage des 11. und der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts dar. Wichtige Elemente eines adeligen Wohnsitzes aus dieser Zeit sind hier ablesbar. Darüber hinaus kommt der Burg besondere historische Bedeutung zu, denn sie war einer der Stammsitze der Herren von Hagen und Arnsburg. Diese Familie von königlichen Dienstleuten, sogenannte Reichsministerialen, stand in enger Beziehung zu mehreren deutschen Herrschern wie beispielsweise Heinrich IV. und Friedrich I. Barbarossa. Die Herren von Hagen und Arnsburg hatten als königliche Sachwalter vom Rhein-Main-Gebiet bis nach Oberhessen große politische Bedeutung.

Für den Bau der Arnsburg wählte man den südöstlichen Teil des „Hainfeldes“. Im Osten und Süden bot hier der Steilabfall zum Wettertal einen natürlichen Schutz. In Richtung Plateaufläche legte man einen Graben an, der zum großen Teil in den anstehenden Basaltfelsen gebrochen wurde.

Sichtbar sind heute nur noch einige Teile der Burg: Neben Teilen der Wehrmauer ein Wohnturm, ein Wohngebäude, ein Brunnen sowie die Wallfahrtskapelle. Die Grundrisse dieser Bauten wurden nach einer archäologischen Untersuchung in den Jahren 1984 und 1985 durch Aufmauerung wieder sichtbar gemacht.

Forschungsgeschichte
Schon seit langer Zeit wusste man um die Existenz alter Bauwerke auf dem Hainfeld. Eine erste Grabung ließ 1893 Graf Friedrich von Solms-Laubach vornehmen. Dabei wurden verschiedene Mauern entdeckt, die man aber seinerzeit noch nicht baulich und historisch einordnen konnte. Umfangreiche archäologische Untersuchungen führte in den Jahren 1984 und 1985 das Hessische Landesamt für Denkmalpflege durch. Dabei konnte ein größerer Ausschnitt der Burganlage freigelegt werden.

Bereits im 10. Jahrhundert entstand hier eine erste Bebauung aus Holzgebäuden, die sich aber in ihrer Struktur nicht mehr rekonstruieren lässt. Nach dem Jahre 1000 errichtete man einen mächtigen Wohnturm aus Stein, der von einer Wehrmauer umgeben war. Derartige viereckige Wohntürme mit zehn bis 15 Metern Seitenlänge und einer beträchtlichen Höhe, die sich auch in bis zu drei Meter starken Fundamenten ausdrückt, sind besonders typisch für das 11. Jahrhundert. Gleichzeitig entstanden wohl auch ein Wohn- sowie ein erster Sakralbau. In der Folgezeit wurde die Arnsburg sukzessive vergrößert und mit weiteren Bauten ausgestattet. Dazu gehörten unter anderem ein aufwändiger Torbau sowie ein Rundturm beträchtlicher Größe. Das Ende der Burg kam 1174, als Kuno I. von Münzenberg seine Burg an Zisterzienser aus dem Kloster Eberbach im Rheingau verschenkte, um hier ein neues Kloster zu errichten. Seit etwa 1150 hatten die Herren von Hagen und Arnsburg im nahen Münzenberg eine neue, „moderne“ Höhenburg errichtet, nach der sie sich in der Folgezeit benannten.
Die Mönche nutzten den Burgplatz nur kurze Zeit, der endgültige Klosterbau entstand ab etwa 1200 im nahen Tal der Wetter. Zuletzt war das Areal Standort der Heilig-Kreuz-Kapelle, einem gotischen Nachfolgebau der einstigen Burgkapelle. Sie diente als Wallfahrtsort und Mittelpunkt eines vielbesuchten Jahrmarktes. Nach Verwüstungen im Dreißigjährigen Krieg wurde sie schließlich abgerissen.

Südlich der Arnsburg lag jenseits der Wetter eine Ansiedlung gleichen Namens, die in Teilen archäologisch ergraben wurde. Sie bestand mindestens vom 8. bis zum 12. Jahrhundert. Während des Bestehens der Befestigung auf dem Hainfeld diente sie vermutlich als Wirtschaftshof zur Versorgung der Burgbewohner. Außerdem ist denkbar, dass die Gründer der Arnsburg von hier stammten, denn aus dem 10. Jahrhundert gibt es Funde aus der Siedlung, die auf sozial hochstehende Personen hindeuten und damit die Existenz eines Herrenhofes denkbar erscheinen lassen.

(Michael Gottwald, hessenARCHÄOLOGIE, 2017)

Internet
www.kloster-arnsburg.de: Beschreibung der Bauphasen auf dem Hainfeld (Abgerufen am 02.05.2017)

Literatur

Austermann, Mathias (2012)
Aspekte mittelalterlicher Sachkultur von der Arnsburg.. In: Fundberichte aus Hessen 50/2010, S. 607-705. Wiesbaden.

Burg Arnsburg bei Lich-Arnsburg

Schlagwörter
Ort
35423 Lich - Arnsburg
Gesetzlich geschütztes Kulturdenkmal
Kulturdenkmal gem. § 2 DSchG Hessen
Fachsicht(en)
Archäologie, Landeskunde
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Auswertung historischer Schriften, Archäologische Grabung, Archäologische Prospektion
Historischer Zeitraum
Beginn 950, Ende 1623

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„Burg Arnsburg bei Lich-Arnsburg”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-267739 (Abgerufen: 19. April 2024)
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