Die Mistel ist eine Pflanze, der man seit Urzeiten göttliche Kräfte nachsagt - sie ist immerhin die wichtigste Zutat in Miraculix` Zaubertrank. Als Symbol des Friedens gilt die Mistel im Christentum. Unter ihr versöhnen sich Feinde und geben sich den Friedenskuss. Das Küssen unter Misteln gilt anderswo als Fruchtbarkeitszauber und soll der geküssten Frau baldige Mutterschaft bescheren.
Laubholz-Misteln (Viscum album) sind Schmarotzer, genauer gesagt Halbschmarotzer. Das heißt sie entziehen ihrem Wirtsbaum Wasser und darin gelöste Mineralien. Den zweiten Schritt, die Photosynthese, also die Umwandlung von Kohlendioxid, Wasser und Sonnenlicht in Traubenzucker übernehmen sie aber dann doch selbst. Misteln wachsen weit oben – auf den besten Sonnenplätzen - im Astwerk von Bäumen, die nicht „mistelfest“, also gegen ihren Befall nicht geschützt sind. Das sind hier bei uns vor allem Pappeln und Apfelbäume, aber auch Robinien, Linden und Ahorn. Auf Bäumen wachsend können sie bis zu siebzig Jahre alt werden und zu stattlichen Büschen von einem Meter Umfang heranwachsen. Die klebrigen Beeren der immergrünen Misteln sind für einige Singvögel, allen voran die Misteldrossel eine willkommene Winterspeise. Durch ihren Kot, und weil sie die klebrigen Samen immer wieder mit dem Schnabel an Zweigen abstreifen, helfen die Vögel der Mistel bei ihrer Verbreitung. Das ganze geht solange gut, bis der Mistelbefall Überhand nimmt. Dann können Äste und im schlimmsten Fall der ganze Baum absterben. Ironischerweise kann gerade die Entfernung der Mistel den Baum ebenfalls gefährden, nämlich dann, wenn rücksichtslos Äste abgesägt werden, um an die mittlerweile profitablen Misteln zu gelangen. Auch bei uns findet man in der Adventszeit immer häufiger geschnittene Mistelzweige in Blumenläden oder auf den Weihnachtsmärkten, woraus sich eine Bedrohung der Bestände entwickeln könnte. Da der Zauber der Mistel sowieso nicht wirkt, wenn man sie käuflich erworben hat, sollten Sie es sich vielleicht überlegen, bevor Sie zugreifen – dem Artenschutz zuliebe. Deshalb sollte man – auch wenn sie noch so hübsch aussehen – von ihrem Kauf als Weihnachtsschmuck besser Abstand nehmen.
Wer im Kreis Wesel „freilebende“ Misteln sehen möchte, muss an die Kreisgrenze bei Duisburg oder Krefeld: Im Rheinberger Ortsteil Orsoyerberg sowie im Neukirchen-Vluyner Umfeld bei Niep liegt die nördliche Grenze des geschlossenen Verbreitungsareals.
Hier am Kuhteich in Rheinberg-Orsoy trägt fast jeder Baum Misteln, die aber nur zu sehen sind, wenn die Bäume kein Laub tragen. Die Misteln wachsen fast kugelrund in den Bäumen und sind hier auch leicht mit den zahlreichen Saatkrähen-Nestern zu verwechseln. Der Rabenvogel hat seit Jahren eine Kolonie am Kuhteich und baut aus kleinen Ästen ähnlich aussehende Nester.
(Saskia Löbner, mobile discovery, erstellt in Kooperation mit der Biologischen Station im Kreis Wesel e.V. im Rahmen des Projektes „Verborgene Schätze inklusiv“. Ein Projekt des LVR-Netzwerks Landschaftliche Kulturpflege, 2017)
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