Mit dem Beginn des 19 Jahrhunderts ist die jüdische Bevölkerung in Windesheim belegt, die ersten schriftlichen beziehungsweise urkundlichen Erwähnungen stammen aus dem Jahr 1808. Im Jahr 1895 sind 38 Mitglieder der jüdischen Gemeinde erwähnt, da es keine genauen Angaben für jedes Jahr gibt, gilt dies als der Höchststand für die jüdische Bevölkerung Windesheims. Windesheim besaß eine eigene Synagoge, welche ab dem Jahr 1918 durch die jüdische Bevölkerung der Nachbargemeinde Waldlaubersheim mitgenutzt wurde. Aufgrund der Novemberpogrome 1938 – bezogen auf die Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 - und deren politischen wie sozialen Folgen und Konsequenzen verkaufte der damalige Gemeindevorstand Josef Liffmann die Synagoge an einen Nicht-Juden.
Mit Blick auf die besonders für den jüdischen Bevölkerungsteil Deutschlands schwere Zeit am Ende des Kaiserreichs und während des Nationalsozialismus muss das Schicksal der Familie Otto und Dina Stern aus Windesheim hervorgehoben werden. Die drei Söhne der Familie starben im Ersten Weltkrieg, das Ehepaar Stern wurde Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft.
Im Jahr 1938 wurde der jüdische Friedhof der Gemeinde Windesheim mit dem der Gemeinde Langenlohnsheim zusammengelegt, dies geschah jedoch ohne die Mitglieder der Gemeinde oder deren Gemeindevorstand zu befragen. Im Verlauf des Zweiten Weltkrieges verwilderte der Friedhof zunehmend, Grabsteine wurden zerschlagen oder zweckentfremdet und die Einfriedung des Geländes für das Windesheimer Freibad genutzt.
Nach dem Zweiten Weltkrieg erreichte der mittlerweile in Frankreich wohnende Edmond Kann, dass der jüdische Friedhof Windesheim in einen gebührenden Zustand zurückversetzt wurde. Die Suche nach den Schuldigen verlief jedoch weitestgehend ergebnislos, sodass lediglich den ehemaligen örtlichen Führungskadern der NSDAP sowie örtlichen SS- und SA-Angehörigen die Instandsetzung des Friedhofs als Strafmaßnahme auferlegt wurde.
Im Kataster ist der jüdische Friedhof nicht als Sonderfläche vermerkt, sondern ein Teil der umliegenden Parzelle.
Der Friedhof ist heute in den Wanderweg „Vitaltour – Wald, Wein & Horizonte“ eingebunden. Dieser 17,2 Kilometer lange Wanderweg führt zudem am jüdischen Friedhof der Gemeinde Heddesheim vorbei.
Gemeindegröße
14 (1808), 32 (1843), 35 (1858), 38 (1895), 25 (1925) 5 (1939)
Friedhof
Die Größe des Friedhofes beträgt insgesamt 1.036 Quadratmeter und hat eine Breite von 28 Metern und eine Länge von 38 Metern. Eingerichtet wurde der Friedhof im 18. Jahrhundert im Gemarkungsteil „Auf dem Römerberg“. Er liegt in etwa 100 m über dem Ortskern Windesheim in einer Höhe von 260 m ü. NN. Heute sind noch 20 Gräber erhalten, das Grab der letzten Bestattung von Hermann Müller, gestorben 23.06.1938, ist nicht mehr erkennbar. Vor dem Zweiten Weltkrieg waren wesentlich mehr Grabsteine vorhanden.
Der Jüdische Friedhof in Windesheim ist als geschütztes Kulturdenkmal (Denkmalzone) ausgewiesen: „1800 (?) angelegtes Areal mit 20 Grabsteinen 1867-1927“ (Verzeichnis der Kulturdenkmäler, Kreis Bad Kreuznach, S. 118)
(Matthias Gröber, Universität Koblenz-Landau, 2017)
Internet
www.alemannia-judaica.de (abgerufen am 21.02.2017)
www.uni-heidelberg.de (abgerufen am 21.02.2017)