Damit hat man vor allem für Watvögel eine echte Oase geschaffen. Denn die benötigen diese offenen, feuchten Flächen. Dort können die Tiere mit ihren Jungen nach Insekten oder Würmern suchen. Wie der Rotschenkel zum Beispiel. In den weichen, feuchten Böden stochert er mit seinem sensiblen, langen Schnabel nach Nahrung. Seinen typischen Ruf kann man hier ab April hören, wenn die Vögel aus ihren Winterquartieren hier eintreffen. Auch Kiebitze kehren um diese Zeit zurück. Mit imposanten Balzflügen verteidigen die Männchen dann ihr Territorium. Weithin sichtbar sind die Sturzflugmanöver, bei denen die Tiere sich laut rufend in der Luft hin und her werfen und mit ihren Flügeln wummernde Geräusche erzeugen. Früher brauchte man sich um den Bestand der Kiebitze nicht zu sorgen – Bismarck bekam jährlich zu seinem Geburtstag 101 der als Delikatesse geltenden Kiebitzeier geschenkt. Der drastische Rückgang der Kiebitzbestände hat allerdings andere Gründe. Feuchtwiesen sind heute rar, weil der Grundwasserspiegel immer weiter sinkt. Das wiederum liegt größtenteils an der künstlichen Einengung des Rheins und seiner Überschwemmungsgebiete. Der Rhein fließt dadurch schneller und gräbt sich tiefer in sein Flussbett. Dazu trägt auch der motorisierte Schiffsverkehr bei. Seit 1900 ist der Wasserspiegel des Stroms um mehrere Meter abgesunken. Die trockeneren Wiesen werden wiederum intensiver landwirtschaftlich genutzt, das bedeutet mehr Pestizide, weniger Insekten, weniger Nahrung. Fatal für den Kiebitz ist eine zu frühe Mahd der Flächen, der viele Eier oder Küken zum Opfer fallen.
Der Wert solcher Rückzugsräume wie hier kann deshalb gar nicht hoch genug eingeschätzt werden. Auf dem Zug rasten hier sogar Seltenheiten wie Kampf- oder Alpenstrandläufer. Auch Austernfischer lassen sich manchmal blicken. Die krähengroßen, schwarz-weißen Vögel mit dem roten Schnabel trifft man eigentlich eher an der Küste. Hier haben sie sich auf das sogenannte „Wurmgrunzen“ spezialisiert: durch Trampeln erzeugen sie Vibrationen, die Regenwürmer aus dem Boden locken.
Die Flutmulden liegen nördlich und südlich des Eyländer Weges, mitten im weiten Grünland. Im Süden geht die Flutmulde direkt in einen Altrheinarm über.
(Saskia Löbner, mobile discovery, erstellt in Kooperation mit der Biologischen Station im Kreis Wesel e.V. im Rahmen des Projektes „Verborgene Schätze inklusiv“. Ein Projekt des LVR-Netzwerks Landschaftliche Kulturpflege, 2017)