Unter Motten versteht man mittelalterliche Wehranlagen, die meist auf einem künstlich aufgeschütteten, grabenumzogenen Hügel und oft sumpfigen Umgebung errichtet sind. Auf diesem meistens engräumigen Plateau wurden hölzerne und auch steinerne Wehr- und Wohnbauten erstellt. Oft schließt sich an den Hügel der Hauptburg noch eine ebenerdige oder flach erhöhte Vorburg an, die mit Wirtschaftsgebäuden bestanden war. Die Tollborg stellt aber einen Sonderfall dar, da sie eine ebenerdige Wehranlage ist. Sie ist eingebunden in ein ausgeklügeltes Netz von Landwehren, die genau wie der Fluss Issel ein Sperrhindernis im Kriegsfall darstellt.
Die Hauptburg hat eine Höhe von zwei Metern und einen Durchmesser von 30 Metern und wird von einem ein Meter tiefen Graben umgeben. Die Vorburg mit einer Seitenlänge von 30 Metern ist nordwestlich der Hauptburg vorgelagert. Das Grabensystem wurde mit Wasser der in unmittelbarer Nähe fließenden Issel gespeist, denn die Sohle des Grabens war auf gleichem Niveau wie die Sohle der Issel. Der Zahn der Zeit hat die Höhe der Umwallung und die Tiefe des Grabens sicherlich eingeschliffen, aber man heute noch gut die Umrisse sehen.
Der bekannte Denkmalforscher Paul Clemen berichtet im Jahr 1892, dass die Anlage zu dieser Zeit völlig überwuchert war: „Es ist mit undurchdringlichem Buschwerk bestanden.“
Die Forschung des 19. Jahrhunderts hat die Befestigung als römisch und auch als germanisch bezeichnet, aber sie stammt aus dem 8. Jahrhundert aus der Zeit Karl Martells. Nicht ausgeschlossen ist, dass Karl der Große diese Wehranlage bei seinen Kriegszügen benutzt hat.
(Stefan Kronsbein, erstellt in Kooperation mit der Biologischen Station im Kreis Wesel e.V. im Rahmen des Projektes „Verborgene Schätze inklusiv“. Ein Projekt des LVR-Netzwerks Landschaftliche Kulturpflege, 2017)
Internet
www.rheinische-geschichte.lvr.de: Paul Clemen, Provinzialkonservator der Rheinprovinz (1866-1947) (Text Udo Mainzer, abgerufen 19.11.2024)