Uedem – Uedemerfeld – Uedemerbruch: diese Region ist etwas ganz besonderes. Denn sie ermöglicht uns einen Blick in die Vergangenheit. Fast ein bisschen wie ein riesiges Freilichtmuseum. Nicht so sehr in Bezug auf die Gebäude. Die haben bis auf wenige Ausnahmen den verschiedenen Stürmen der Geschichte nicht trotzen können. Aber in Bezug auf die Landschaft. Die weist nämlich im Großen und Ganzen noch die gleiche Struktur auf wie vor Jahrhunderten. Das ist in unserer eng bebauten und modernisierten Welt ein seltener Schatz von großem kulturgeschichtlichem Wert. Die Region wird deshalb zu Recht als bedeutender Kulturlandschaftsbereich eingestuft.
Gehen Sie einmal über den Uedemerfelder Weg: diesen Weg gehen Menschen bereits seit über 700 Jahren. Auch die Geschichte der Höfe links und rechts davon reicht zum Großteil bis ins 13. Jahrhundert zurück. Die Siedlung selbst dürfte noch etwas älter sein. Und sie ist wohl nicht zufällig entstanden, sondern als Teil systematischer Waldrodung und Kultivierung im Raum Kleve. Das erkennt man auch an der Lage der Höfe. Wie auf einer Kette aufgereiht liegen sie hier entlang der Straße. Ein typischer Ortskern findet sich nicht. Man spricht deshalb auch von einem „Reihendorf“. Und weil die einzelnen Parzellen oder Hufen, wie man früher sagte, an feuchten Bruchwald grenzten, den die Bauern gemeinschaftlich nutzten, ist Uedemerfeld auch ein „Waldhufendorf“.
Bei der Wahl des Ortes hatte man zweifellos eine glückliche Hand. Im Übergangsbereich der etwas höher gelegenen sogenannten „Sanderterrasse“ und dem feuchten Bruchgebiet waren die Böden gut für den Ackerbau geeignet. So entwickelte sich Uedemerfeld schnell zur „Kornkammer der Klever Landes“ und erhielt wegen seiner Bedeutung sogar ein eigenes Schöffengericht. Und auch das älteste Baudenkmal gibt bis heute Zeugnis von der jahrhundertelangen Tradition des Getreideanbaus – die Hohe Mühle. Erstmals zu Beginn des 14. Jahrhunderts urkundlich erwähnt, war sie die erste von insgesamt vier Mühlen in Uedemerfeld und ist heute eine der ältesten Windmühlen des Rheinlandes. Ihr Besuch lohnt sich ganz besonders. Nicht nur wegen der Dauerausstellung zur Uedemer Geschichte als Schusterstädtchen, sondern vor allem wegen der unvergleichlichen Aussicht auf die niederrheinische Landschaft.
(mobile discovery GmbH / Peter Burggraaff / Kai-W. Boldt, erstellt in Kooperation mit dem Naturschutzzentrum im Kreis Kleve e.V. im Rahmen des Projektes „Verborgene Schätze inklusiv“. Ein Projekt des LVR-Netzwerks Landschaftliche Kulturpflege, 2016)