Der Hauptstrom wurde im Laufe der Zeit für den Gütertransport und zum Schutz vor Hochwasser ausgebaut, vorher jedoch war das Ladschaftsbild rund um den Rhein ein ganz anderes!
Der Fluss beherrschte mit gewaltigen Schlingen und vielen Seitenarmen die Landschaft. Sie atmete im Rhythmus seines Wasserstandes und es entstand eine artenreiche Tier- und Pflanzenwelt – aufs Beste angepasst und sensibel abgestimmt auf die Stimmungen des großen Stroms. Ein einziges Hochwasser konnte aber reichen, um ihn sein Hauptstrombett verändern zu lassen. Was vor kurzem noch DER Fluss gewesen war, war nun ein Seitenarm, der zum Altrhein werden konnte.
Die Begradigung des Rheins schließlich trennte viele seiner Schlingen und Seitenarme komplett vom Hauptfluss ab. Binnen kurzer Zeit wurden aus den üppig besiedelten Gewässern trockengelegte Wiesen und Auen und nur wenige wasserhaltige Biotope blieben zurück. Für die vom Rhein abhängigen Lebensgemeinschaften war das eine Katastrophe. Der Rückgang der Fische im Rhein liegt nicht nur an seiner Verschmutzung, die aufgrund unserer Bemühungen deutlich zurückgegangen ist. Selbst in sauberem Wasser fehlt vielen Arten die Kinderstube, da es keine ruhigen Seiten- und kaum noch Altrheinarme gibt. Es verschwindet mit Vögeln, Fischen, Insekten und Pflanzen gerade die vom Rhein abhängige spezialisierte Natur, die seinen Charakter ausmachte. Diese Lebensräume sind also ein ökologischer Schatz und ihn zu bewahren muß hohe Priorität haben!
Die Wiederanbindung an den Rhein, bzw. der Erhalt der Fischpassierbarkeit sind wichtige Bausteine. Doch ebenso wichtig ist es, dem Hauptstrom mit seinen wiederkehrenden Überflutungen gelegentlich zu ermöglichen, seinem alten Bett einen Besuch abzustatten.
(mobile discovery GmbH / Bettina Blöß, erstellt in Kooperation mit dem Naturschutzzentrum im Kreis Kleve e.V. im Rahmen des Projektes „Verborgene Schätze inklusiv“. Ein Projekt des LVR-Netzwerks Landschaftliche Kulturpflege, 2016)