Die traditionellen Obstwiesen dienten der Versorgung der Höfe. Obst zu kaufen war teuer und so konnte man es selbst ernten. Das Vieh fand im heißen Sommer auf den Obstwiesen Schatten und dank der hohen Stämme kam es nicht an die Früchte. In den knorrigen Bäumen finden viele Tierarten Nahrung und Unterschlupf. Insekten bevölkern die Rinde und Steinkäuze finden Nisthöhlen und Verstecke. Allerdings macht eine traditionelle Obstwiese sehr viel Arbeit. Nicht nur die Ernte ist mühsam. Auch hochstämmige Obstbäume wollen gepflegt werden. Gehölzschnitt ist mühsam. Mit modernen Anbaumethoden und Obstsorten, die günstig in Läden zu kaufen sind, wurden die alten Obstwiesen seltener. Kaum jemand machte sich mehr die Mühe der Ernte – geschweige denn der Pflege. Ohne Pflege werden Obstbäume aber immer weniger ertragreich. Alte Sorten wurden durch neue Züchtungen ersetzt, die eine längere Lagerung ermöglichten. Obst wurde von einem Saisonprodukt, das mit Einkochen zeitaufwändig haltbar gemacht werden musste, zu einem ganzjährig verfügbaren Vitaminlieferanten. Von dieser Entwicklung profitieren wir alle, nur für die eingespielten Lebensgemeinschaften der Obstwiesen ist das natürlich schlecht. Doch weil die traditionelle Obstwiese mit ihrer leuchtenden Obstblüte auch ein charakteristischer Bestandteil unsereres Kulturgutes Landschaft ist, werden heute von der EU und aus Landesmitteln Zuschüsse gewährt, wenn man sich der Pflege und Bewahrung einer Obstwiese verschrieben hat.
(mobile discovery GmbH / Johanna Dohle, erstellt in Kooperation mit dem Naturschutzzentrum im Kreis Kleve e.V. im Rahmen des Projektes „Verborgene Schätze inklusiv“. Ein Projekt des LVR-Netzwerks Landschaftliche Kulturpflege, 2016)