Das Fort Fusternberg, das zwischen 1856 und 1867 erbaut wurde, diente der Sicherung der durch die Stadt verlaufenden Eisenbahnline, die als sehr kriegswichtig eingestuft war. Als das Fort nach dem Ersten Weltkrieg im Jahre 1920 im Zuge der Entmilitarisierung geschleift wurde, blieben nur wenige Gebäude erhalten. Dazu zählt die rechte Coponniere, ein fest gedeckter oder massiv gemauerter Raum, aus dem die Verteidiger mit Handfeuerwaffen oder Geschützen die Angreifer auf der Sohle des Befestigungsgrabens beschießen konnten.
Die Reste des Forts dienten der Bevölkerung im Zweiten Weltkrieg als Schutzraum bei Luftangriffen, besonders bei dem schweren Angriffen im Februar 1945. Nach den Krieg wurde eine Notkirche eingerichtet, als Ersatz für die im Krieg zerstörte Pfarrkirche St. Mariä Himmelfahrt.
Die Pfarrgemeinde erwarb im Jahr 1950 von der Bundesvermögensverwaltung die alte Fort-Fläche zwecks Neubau einer Kirche im südöstlichen Stadtbereich. 1952 wurde ein seelsorgerisch selbständiges Pfarrrektorat errichtet, das von der Mutterpfarre St. Maria Himmelfahrt abgetrennt wurde. Die Kirche wurde in den Jahren 1956 bis 1957 gebaut und hat 420 Sitzplätze. 1958 wurde die Kirche geweiht. Die Krypta bildet das Obergeschoss des Reduits. Das Kirchengebäude nimmt die Formensprache der alten Befestigungsanlage auf und wirkt dadurch wie ein Schiffsbug; die blau leuchtenden Fenster sollen an Wasser erinnern.
Mit ihren dicken, hohen Mauern führt die Kirche den wehrhaften Charakter der militärischen Anlage fort und wirkt wie ein Mahnmal. 1964 wurde die Kirche zur Pfarre erhoben. Für den Bau der Außenfassade wurden ausschließlich Steine aus den Trümmern des zerstörten Wesel benutzt. Dass die Kirche den „Heiligen Engeln“ gewidmet ist, ist ein klarer Hinweis auf die Kriegsvergangenheit und den daraus erwachsenen Friedenswunsch. Denn genau da, wo heute das Taufbecken steht, schlug am 16. Februar 1945 eine 15-Zentner-Bombe ein und detonierte nicht.
(Stefan Kronsbein / Saskia Löbner, mobile discovery, erstellt in Kooperation mit der Biologischen Station im Kreis Wesel e.V. im Rahmen des Projektes „Verborgene Schätze inklusiv“. Ein Projekt des LVR-Netzwerks Landschaftliche Kulturpflege, 2016)