Bei Götterswickerhamm macht der Rhein besonders starke Krümmungen. Zusätzlich wurden hier im Rhein eine hohe Anzahl von Buhnen errichtet. Das sind flache Dämme, die vom Ufer rechtwinklig Richtung Flussmitte gebaut werden. Neben Treibgut wurden in diesem Bereich des Rheins daher immer wieder Ertrunkene angespült. Bis zu ihrer Identifizierung brachte man diese in dem Leichenhäuschen unter, was dafür bereits vor 1890 auf dem Deich errichtet wurde. Die heutigen Leichenhallen gab es zu der Zeit noch nicht.
Das Leichenhäuschen wurde im Zuge des Deichsanierung von 1930 bis 1933 an die Wasserseite des Deiches verlegt. Nach der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg wurde es 1947 an dieser Stelle auch wieder neu errichtet. Mit Einzug der Leichenhallen in direkter Nähe zu den Friedhöfen verlor das Häuschen am Deich seine Funktion. 1971 erfolgte der Abriss. Bei der Deichsanierung 2010 verschwand mit den letzten Mauerresten dieses seltene Relikt der Bestattungskultur.
Bis heute erzählt man sich, dass das Leichenhäuschen seinerzeit gerne von Liebespaaren aufgesucht wurde; auch war es eine Mutprobe, nachts die angeschwemmten Leichen zu „besichtigen“.
Seit 2012 gibt es unweit des alten Standortes einen Gedenkstein mit einer Hinweistafel.
(Stefan Kronsbein / Johanna Siewers / mit freundlichen Anmerkungen von Heinz Boß, Verein für Heimatpflege und Verkehr Voerde (Niederrhein) e.V. Erstellt in Kooperation mit der Biologischen Station im Kreis Wesel e.V. im Rahmen des Projektes „Verborgene Schätze inklusiv“. Ein Projekt des LVR-Netzwerks Landschaftliche Kulturpflege, 2016)
Internet
www.lokalkompass.de: Im Gedenken an die Flussopfer (Lokalkompass vom 30.11.2012, abgerufen 19.12.2016)