1338 war hier eine Kapelle zu Ehren der Gottesmutter gestiftet worden. Eine Neuerrichtung, die heutige Dorfkirche, geht auf den Landgraf Heinrich III, von Hessen zurück. Im Jahr 1474 war Landgraf Heinrich seinem Bruder, dem Verweser des Kölner Erzstiftes, der als Verwalter auch Regierungskompetenzen besaß, im Neusser Krieg zu Hilfe gekommen. Während des Krieges hatte er eine sakramentale Bittprozession der Marburger Bürger zur Muttergottes nach Wehrshausen verfügt. In den Folgejahren ist die Prozession beibehalten worden und so wird die Wallfahrt nach Wehrshausen auch im Testament Heinrichs III. von 1483 genannt. 1509 schenkte Landgräfin Anna der Kirche eine Kasel, ein ärmelloses liturgisches Gewand. 1513 begab sie sich nach Wehrshausen, um drei Pfund Wachs zu opfern. In einem Bürgertestament von 1516/17 wird unter den gelobten Wallfahrten auch Wehrshausen aufgeführt.
Vor dem Hintergrund des Neusser Krieges dürfte Heinrich III, nicht nur die Wallfahrt initiiert, sondern auch den spätgotischen Kirchenbau gestiftet haben. Ein Schlussstein zeigt das hessische Wappen mit der Jahreszahl 1475. Die Kirche ist ein drei Joche langer Saalbau mit polygonalem Chor und schlankem Dachreiter. An der Nordseite schließt sich eine ebenfalls spätgotische, der heiligen Anna geweihte Kapelle an. Die Malereien im Gewölbe sind 1953 nach Befund erneuert worden, d.h. es waren noch Reste des Originals erhalten, die als Anhaltspunkte dienen konnten. Zu der beachtlichen Ausstattung aus der Erbauungszeit gehört das steinerne Altarretabel mit gedrehten Säulen und eine große Sakramentnische mit Stabwerkumrahmung. Womöglich hat eine Madonna von 1523, die dem Bildschnitzer Ludwig Juppe zugeschrieben wird und sich heute im Universitätsmuseum Marburg befindet, ursprünglich im Hochaltar gestanden.
(Jan Spiegelberg, Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz e. V. / LVR-Fachbereich Regionale Kulturarbeit, Abteilung Landschaftliche Kulturpflege, 2016)