Bei dem Refektorium handelt es sich um den Speisesaal für die Mönche des Klosters. Für das Oberweseler Minoritenkloster werden ab dem 18. Jahrhundert ein Winter- und ein Sommerrefektorium benannt. Das Winterrefektorium lag wohl östlich des heutigen Sommerrefektoriums in der Nähe des Brunnens und der Küche. Der Brunnen liegt im heutigen Klostergarten.
Bei dem Objekt handelt es sich um einen eingeschossigen Bruchsteinbau mit Basaltstichbogenfenstern im Stil des Barock. An einer Seite grenzte der Bau an die Küche an, wo durch eine Öffnung die Speisen in den Saal gereicht werden konnten. Der heutige Fußboden ist aus Sandstein.
1733 wurden drei Tische für das Kovent angeschafft, die möglicherweise in Hufeisenform aufgestellt wurden. An der Wand waren weitere Sitzgelegenheiten angebracht. Darüber hinaus gab es ein Pult für den Leser mit Leuchter, einen Schrank mit Service und ein Wasserbehälter mit Waschbecken. Zur Wandgestaltung dienten religiöse Bilder.
Den Dienst im Refektorium übernahm nach dem Brauch der Franziskaner der Bruder „Refektorarius“. Seine Aufgabe war es zu den jeweiligen Mahlzeiten den Tisch zu decken. An normalen Tagen legte er eine Serviette aus, die auch als Tischtuch diente. Darauf stellte er Teller, Besteck, Becher und Portionsweinkännchen. An besonderen oder festlichen Tagen wurde der Tisch erst mit Leinentüchern, teils mit floraler Bestickung, eingedeckt.
Um 11 Uhr betraten die übrigen Konventsmitglieder den Speisesaal, nachdem die Hausglocke geläutet hatte. Vor der Mahlzeit sprachen alle Mönche laut das liturgische Tischgebet und ein Bruder rezitierte vom Leserpult Verse aus der Bibel. Die einzelnen Gänge wurden nacheinander in den Speisesaal gebracht und eingenommen. Um sowohl dem Körper durch Nahrung Gutes zu tun, als auch dem Geist und der Seele, wurde während des gesamten Essens vorgelesen.
Das im Nordosten an den Kreuzgang anschließende Refektorium kann heute mit einer speziellen Führung, die das Kulturhaus anbietet, besichtigt werden. In Absprache mit dem Standesamt und dem Kulturhaus kann hier auch geheiratet werden.
(Kira Bublies, Universität Koblenz-Landau, 2016)