Gegen Ende des 17. Jahrhunderts war der Konvent auf 28 Mitglieder angewachsen und konnte somit eine zunächst drei-, später vierzügige Lateinschule führen. Die Lateinschule verfolgte das Ziel, ihre Schüler auf den späteren Besuch der gymnasialen Oberstufe vorzubereiten. 1692 konnten 15 Schüler auf das Jesuitengymnasium nach Koblenz wechseln. Der letzte Lehrer der Lateinschule wird 1797 erwähnt. Die Schüler der Lateinschule führten bei Prozessionen sowie zu besonderen Anlässen in den Kirchen Theaterstücke auf. Durch ihre einheitliche Schulkleidung fielen die Schüler auf.
Mit der Säkularisierung 1802 durch Napoleon wurde die Lateinschule jedoch geschlossen.
Das zweigeschossige, traufständige (die waagrechte obere Kante des Daches verläuft parallel zur Straße) Haus hat ein hohes Kellergeschoss. Es verfügt über einen markanten Grundriss in T-Form und entstand über mehrere Jahre in verschiedenen Bauabschnitten.
Der erste Bauabschnitt verlief in West-Ost-Ausrichtung. Das Ergebnis war ein quadratischer Raum, der an die heutige Oberstraße grenzte, sowie ein tonnengewölbter Raum im Westen. Ähnlichkeiten mit anderen Bauten lassen eine Datierung ins 16. Jahrhundert zu. Die zweite Bauphase war die Erweiterung des östlichen Raums nach Süden im 17. Jahrhundert. Auch die Fenster im Erdgeschoss zählen zu dieser Bauphase. Nach dem Brand von 1836 erhielt das Gebäude wohl den heutigen Grundriss. Es folgten noch ein Erweiterungsbau in nördlicher und südlicher Richtung sowie eine Aufstockung im zweiten Geschoss.
Auf der traufständigen Seite sind im Untergeschoss drei, im Obergeschoss fünf Fenster in unregelmäßigen Abständen zu erkennen. Die Gewände sind aus rotem Sandstein.
Das zum Objekt gehörende südliche angrenzende Gebäude, welches aus eingeschossigen Bruchsteinmauern besteht, wird heute als Garage genutzt.
Hinweis
Das Objekt „Ehem. Lateinschule Oberstraße 11“ in Oberwesel ist Bestandteil der eingetragenen Denkmalzone „Ehem. Minoritenkloster mit ehem. Klosterkirche Hl. Kreuz, Im Kloster 2, 3, 6, 7, 8, 9“ (Denkmalverzeichnis für den Rhein-Hunsrück-Kreis 2014, S. 45).
(Kira Bublies, Universität Koblenz-Landau, 2016)