Der Vorgängerbau des heutigen Gebäudes wurde 1845 bei einem Brand zerstört. 9 Jahre später verzeichnet das Katasteramt einen Neubau an dieser Stelle. Dass die frühere kurfürstliche Amtskellerei zum Kloster gehört haben muss, legt die Ost-West-Ausrichtung des heutigen Hauses sowie die erhaltenen Kellerreste und das Mauerwerk im Erdgeschoss nahe, auf denen aufgebaut wurde.
Das Haus ist nicht typisch für die vorherrschende Architektur im 19. Jahrhundert in Oberwesel, da es mit verputzten Bruchsteinmauern errichtet wurde. Auch besteht das Haus aus zwei verschiedenen Bereichen: die vordere Hälfte war Wohnfläche, während die rückwärtige Seite dem Ökonomiebetrieb zugehörig war. Dies erklärt auch, warum das Anwesen von einem Winzer genutzt wurde.
Die Gewänder (Ausschrägung ins Mauerwerk) der Rechteckfenster sind in gelben Sandstein gefasst. Die Fenster sind typisch für Gebäude, die vor dem 20. Jahrhundert erbaut wurden. Sie wurden durch Sprossen unterteilt, weil die großflächige Glasherstellung noch nicht möglich war. Außerdem verankern sich die Fenster optisch in der Wand und erzeugen ein stimmiges Gesamtobjekt. Dabei entfallen drei Fensterachsen auf die Ostseite und fünf Fensterachsen auf die Nordseite. Mehrere Fensterachsen sind auf der Hofseite auszumachen. Über der mittleren Achse auf der Ostseite ist ein Zwerchhaus mit drei Fenstern auszumachen, welches nach dem Palladio-Motiv (Abwandlung des Triumphbogenschemas, das seitlich von schmaleren und niedrigeren Rechtecköffnungen begrenzt ist) gestaltet ist.
Der spätromanisch-frühgotische Keller mit flachem Kreuzgratgewölbe und quadratischen viereckigen Sandsteinsäulen von großem Ausmaß ist noch gut erhalten und wurde vermutlich als Weinkeller des Klosters genutzt.
(Anne Gasper, Universität Koblenz-Landau, 2016)