Bauherr war damals die Eisenhütte Hochdahl (1847-1912), deren Direktor Julius Schimmelbusch diesen Haustyp wohl auf seinen Studienreisen in England kennengelernt hatte. Im Bereich der Stadt Erkrath ist dieses Wohnhaus als Beispiel für das back-to-back-Grundrisskonzept einmalig.
Beschreibung der Wohnhauses
Das Gebäude Thekhaus 20 liegt in unmittelbarer räumlicher Zuordnung zum ehemaligen Hüttenareal an der Düsseldorf-Elberfelder Eisenbahnlinie, zusammen mit den im Westen der Hütte gelegenen Werkswohnungen der „8 Häuser“ südlich der Bahn. Es ist ein Baukörper von 23,5 Metern Länge und 9,35 Metern Breite. In dem eingeschossigen Backsteinbau mit Satteldach finden sich sieben Wohneinheiten mit fünf Zugängen von der südlichen und zwei Zugängen von der nördlichen Längsseite aus. Von West nach Ost wechselt dabei das Grundrissraster von einem schmalen zu einem breiteren Wohnungstyp (schmal-breit-schmal-breit-schmal). lm Osten lag ursprünglich ein eingeschossiger Stall- bzw. Abortanbau.
Bemerkenswert ist dabei die Grundanordnung der sieben Wohnungen nach dem sogenannten „back-to-back“-Prinzip aus dem englischen Arbeiterwohnungsbau der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Er entstand durch Verdoppelung aus dem an eine Begrenzungsmauer angelehnten Halbhaustyp. Jedoch hatte er den Ruf besonderer hygienischer Unzuträglichkeit mangels Möglichkeit von Querbelüftung und spielte damit in der Arbeiterwohnbau-Reformdebatte des späteren 19. Jahrhunderts eine große Rolle.
An der Außengestalt des Reihenhauses Thekhaus 20 fällt die an Süd- und Nordseite je zweimal vorkommende Kopplung der Eingangstür mit einem schmalhohen, dreiteiligen Sprossenfenster auf, das für die größeren Wohnungstypen Verwendung findet, bei welchen die Belichtung des Erdgeschosses noch zusätzlich mit einem Zweiflügelfenster bewirkt wird. Die westliche und die östliche Wohnung auf der Südseite sind von Süden her nur durch ein nicht gekoppeltes Schmalfenster sowie durch ein Oberlicht über der Eingangstür belichtet.
Auffallend an der Außengestalt ist ferner die Tatsache, dass bei der Mehrzahl der Zugänge die Türschwelle in Form einer ca. drei Zentimeter starken, an der Oberfläche durch Schrägrillen aufgerauten Gusseisenplatte gebildet wird, ein Indiz, das in seiner Ungewöhnlichkeit einen überzeugenden Beleg des Zusammenhangs des Wohnhauses mit der Hochdahler Hütte darstellt.
Als Bauzeit kommt entweder der Zeitraum um 1860 oder der Abschluss der Erweiterungsphase mit dem Einsatz des vierten Hochofens 1867/1868 in Frage. Die besondere und über die regionale Bedeutung hinausgehende Wichtigkeit der Hochdahler Arbeiterwohnungen ergibt sich daraus, dass aus der Epoche bis etwa 1879 im gesamten Ruhrgebiet nur extrem wenige Hütten- und Bergbauhäuser erhalten sind und darüber hinaus die Bauform des „back-to-back“-Hauses kaum noch nachgewiesen werden kann. Da die Kritik am Arbeiterwohnbau des 19. Jahrhunderts vor allem auch an diesem Bautyp ansetzt, besteht mit dem Erhalt von Thekhaus 20 die Möglichkeit, diese wichtige und kaum noch belegbare Phase des werkseigenen Wohnbaues im Industriezeitalter zu dokumentieren.
Geschichte der Hütte
Die Eisenhütte Hochdahl „Gewerkschaft Eintracht“ wurde 1847 gegründet. Beim Bau der Eisenbahn von Düsseldorf nach Elberfeld konnten in verschiedenen Geländeeinschnitten Eisenerze gefunden werden. Des Weiteren waren Kalksteine aus dem Neandertal in günstiger Nähe zu erreichen und die Eisenbahn bot die Möglichkeit, sowohl Kohle billig nach Hochdahl als auch die Fertigprodukte weg zu transportieren. Mitte 1851 kam der Hochofen der Eisenhütte in Betrieb und produzierte mit 20 Arbeitern drei Millionen Pfund Masseleisen (Eisen-Barren), 1852 waren es bereits 16 Millionen Pfund. Bemerkenswert dabei war, dass die Verhüttung in Hochdahl dabei von Anfang an mit Kokskohle erfolgte, was die Hochdahler Hütte zur zweiten oder dritten Anlage dieser Art im Ruhrgebiet machte.
Die erste Ofenreise (Betriebsphase) dauerte bis 1856. Nach einer Verbreiterung der geschäftlichen Basis nach der Übernahme der Hütte durch den „Bergischen Gruben- und Hüttenverein Düsseldorf“ wurde auch der technische Betrieb durch die Neuzustellung des Ofens 1 sowie durch den Zubau zweier weiterer Hochöfen erweitert. Nach einem Bericht aus dem Jahr 1857 kamen auch 60 Koksöfen mit Auspressmaschinen hinzu. 1861 bestand die Wohnung des Werkdirektors Schimmelbusch, fünf Beamtenhäuser und acht Häuser für Aufseher und Meister.
Die damit geschaffene Produktionskapazität brachte die Hochdahler Hütte 1865 und 1871 jeweils an die dritte Stelle aller Hochofenanlagen des Ruhrgebiets nach dem Heerdter Eisenwerk und Jacobi, Haniel und Huyssen, ab 1867/1868 unter Einsatz eines vierten Hochofens.
Das Jahr 1875 brachte der Eisenhütte die Stilllegung aufgrund der Kriege zwischen 1866 und 1871 sowie der zolltarifbedingten Konkurrenz durch belgische und englische Roheiseneinfuhren. Ende der 1870er, Anfang der 1880er Jahre herrschte in Hochdahl aber wieder Hochkonjunktur.
Die Ungunst des Standortes, die Monostruktur des reinen Hochofenwerkes und Aufgabe der Erzbasis verschlechterten bei relativ hoher Produktion in den 1880er und 1890er Jahren die Ertragslage und führten im Mai 1912 zur Einstellung des Hüttenbetriebes und zum Übergang der Roheisenquote an das Hochofenwerk Lübeck AG.
1917 erlosch die Firma. Die Hüttenanlagen wurden 1912/1913 abgebrochen und ab 1957 überbaut.
(Förderkreis Denkmal- und Kulturwege e.V. Erkrath / Claus Weber, LVR-Redaktion KuLaDig, 2016)
Quelle
Stellungnahme des LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland, Axel Föhl, 1990.
Internet
www.bürgerverein-hochdahl.de Die Eisenhütte Hochdahl (PDF-Dokument; 120 kB) (abgerufen 09.10.2016, nicht mehr verfügbar am 15.03.2023)
www.zeitspurensuche.de: Eisenerzrevier Haan (Private Seite) (abgerufen 09.10.2016)