Anfang der 1890er Jahre erhielt Mühlenbaumeister Carl Ehrenberg von der Löhnberger Actien-Gesellschaft den Auftrag, ein Mühlengebäude zu entwerfen. Am Rhein sollte überwiegend südrussisches Getreide verarbeitet werden.
Mühlengebäude Der Mühlenbaumeister Ehrenberg orientierte sich an der Bauweise von Karl Friedrich Schinkel, dessen Gebäudeformen heute noch das Stadtbild von Berlin-Mitte prägen. Dass man sich beim Bau der Mühle am Stil des Spätklassizismus orientierte, verdeutlicht bereits der Grundriss: Es handelt sich bei dem Bauwerk um eine Dreiflügelanlage, die in ihrer Mitte Platz für einen Innenhof ermöglichte. Dieser erinnert an einen Ehrenhof innerhalb eines Schlosses. Auch die Ausrichtung und Gestaltung des Gebäudes ist darauf angelegt zu beeindrucken. Die dem Fluss zugewandte Schauseite des sechsgeschossigen Gebäudes aus Backstein wurde horizontal so gegliedert, dass die beiden untersten Geschosse, die drei mittleren und das Obergeschoss voneinander abgesetzt sind. Diese Gliederung wird durch trennende Stockwerkgesimse betont. Über dem Obergeschoss befindet sich eine niedrige Balustrade. Das Gebäude verfügt über 15 Fensterachsen und einen Anbau mit einem Turm, der den Rest des Gebäudes deutlich überragt. Es gibt zwei Eckrisalite und einen Mittelrisalit mit jeweils 3 Achsen (ein Risalit ist ein auf ganzer Höhe aus der Fassadenfläche hervortretender Gebäudeteil). Die mittlere Fensterachse ist durch dreigeteilte Fenster hervorgehoben, welche in Verbindung mit weiteren baulichen Merkmalen wie Gurtbändern und Balustern (niedrige Einzelsäulen einer Balustrade) zur schlossähnlichen Erscheinung des Baus beitragen sollen.
Mühlennutzung Die Errichtung des Gebäudes dauerte zwei Jahre, dann konnte die Dampfmühle zum Einsatz kommen. Zu der Anlage gehörten Kesselhaus, Getreide- und Mehlspeicher. Im Jahr 1911 wurde die Mühle ausgebaut, sodass pro Tag bis zu 120 Tonnen Getreide verarbeitet werden konnten. Die günstige Lage am Rhein ermöglichte die Entladung des Getreides von den Schiffen direkt auf das Unternehmensgelände.
Kurt Kampffmeyer kaufte die Mühle 1929 und eröffnete die Rheinisch-Nassauische Lagerei- und Speditions-Aktiengesellschaft Niederlahnstein. Daraufhin wurde in der Mühle kein Getreide mehr verarbeitet, vielmehr lagerten dort nun landwirtschaftliche Erzeugnisse. Später wurde die Anlage erweitert, um Düngemittel und Kraftstoffe zu lagern. Bis vor kurzem war die Mühle eine Zweigstelle der Beiselen Lagerei- und Umschlags GmbH. Diese nutzte die Mühle als Lager- und Umschlagsort.
Derzeit entwickelt der neue Eigentümer verschiedene Ideen zur Nachnutzung des Gebäudes, dessen Erscheinungsbild seit seiner Errichtung nicht verändert worden ist.
Das Objekt „Löhnberger Mühle in Niederlahnstein“ ist ein eingetragenes Baudenkmal (Denkmalverzeichnis Rhein-Lahn-Kreis 2018, S. 52).
Nachrichtliches Verzeichnis der Kulturdenkmäler, Rhein-Lahn-Kreis. Denkmalverzeichnis Rhein-Lahn-Kreis, 4. Mai 2016. S. 52, Mainz. Online verfügbar: denkmallisten.gdke-rlp.de/Rhein-Lahn-Kreis, abgerufen am 20.10.2016
Stadtarchiv Lahnstein (2016)
Lahnstein hat Geschichte (440). 125 Jahre klassizistischer Industriecharme in Lahnstein. In: In: Rhein-Lahn-Kurier 35/2016, S. 8f.. 8 f., Höhr-Grenzhausen.
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Empfohlene Zitierweise
Milena Bagic, Sandro Golia, Bernd Geil: „Löhnberger Mühle in Niederlahnstein”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-254923 (Abgerufen: 2. Mai 2024)
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