Das Empfangsgebäude
Das bestehende Empfangsgebäude stammt aus der Zeit der Eröffnung der Bahnstrecke 1859, es trug ursprünglich den Namen Kreuznach Stadtbahnhof. Es handelt sich um einen auffälligen, zweiflügeligen, burgartigen Rotklinkerbau, der romanisierende Motive als Schmuckelemente aufweist. Er ist bis heute gut erhalten und steht unter Denkmalschutz.
1905 wurde der heutige Hauptbahnhof eröffnet. Die Bedienung mit Personenzügen am alten Stadtbahnhof wurde aufgegeben. Das Empfangsgebäude diente als Dienstgebäude dem Güterbahnhof.
Im Zweiten Weltkrieg beschädigt stand das Empfangsgebäude lange leer und erinnerte mit seinen Zerstörungen an den Krieg.
Nach 1980 wurde das Gebäude verkauft, wieder hergerichtet und ist jetzt privat genutzt.
Die Bahnhofsanlagen
Der Bahnhof verfügte über zwei Durchfahrtgleise, das Empfangsgebäude mit Bahnsteigen für die Reisenden, einen Wasserturm der Bauart Intze, einen Lokschuppen, ein Tanklager und die Güterabfertigung. Diese umfasste einen Güterschuppen mit Laderampe, acht Rangiergleise bzw. Ladegleise, einen Ladekran, eine Gleiswaage sowie ein Lademaß (zur Messung der Überschreitung der erlaubten Lademaßbeschränkungen) und drei Anschlüsse an private Firmen.
1890 folgte die umfassende Erneuerung des Bahnhofes mit neuen modernen Signalen und drei Stellwerken. In den Folgejahren ergänzten noch eine Drehscheibe sowie ein neuer Lokschuppen für bis zu vier Lokomotiven den weitläufigen Bahnhofsbereich. Bei späteren Umbaumaßnahmen erhielt zudem die Kreuznacher Kleinbahn eine Verladeanlage.
Von 1898 bis 1936 hatten die Kreuznacher Kleinbahnen Anschluss an den Staatsbahnhof. Die Straßenbahn der Stadt Bad Kreuznach hielt von 1906 bis 1953 am Güterbahnhof.
Im Güterbahnhof Kreuznach gab es drei Stellwerke:
Bezeichnung | Bauart | Aufgabe | Beschreibung |
Bad Kreuznach Gbf Knf | Jüdel | Fahrdienstleiter | im Empfangsgebäude, vorhanden, außer Betrieb |
Bad Kreuznach Gbf Ko | Jüdel | Weichenwärter | Ostturm, rückgebaut (1980/87) |
Bad Kreuznach Gbf Kw | Jüdel | Weichenwärter | Westturm, rückgebaut |
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Als Konsequenz der Inbetriebnahme des heutigen Hauptbahnhofs im Jahre 1905 wurde die Personenabfertigung am Bahnhof im Brückes aufgegeben. Fortan diente er nur noch als reiner Umschlagpunkt für Frachtgut. Durch die Eröffnung der Bahnlinie von Gau Algesheim nach Bad Kreuznach nahm der Güterverkehr jedoch wieder zu und neue Kunden für den Güterverkehr siedelten sich an. Zusätzliche Anschlüsse wurden gebaut und mindestens zwei Lokomotiven für die Rangierarbeiten waren ständig im Einsatz.
Nach dem Zweiten Weltkrieg nahm der Aufschwung allerdings rasch wieder ab und hauptsächlich Industrie siedelte sich rund um den Güterbahnhof an.
In den 1950er Jahren erneuerte die Deutsche Bundesbahn die drei noch vorhandenen Bahnsteige und es hielten vorübergehend wieder Personenzüge an der neu bedienten Haltestelle.
Bis zum Jahr 1980 gab es außer dem mittlerweile privat genutzten und wieder hergerichteten Empfangsgebäude kaum Veränderungen. Da aber der Güterverkehr weiter rückläufig war, wurden erste Gleise gesperrt und stillgelegt, bis schließlich die komplette Schließung der Güterabfertigung folgte. In den 1990er Jahren lebte nochmals der Güterverkehr kurzzeitig auf, da die Güterzugbildung von Bingerbrück nach Bad Kreuznach verlegt wurde. Das vollständige Ende folgte nur wenige Jahre später, nachdem die Gütertarifpunkte in Bad Kreuznach, Alsenz und im Hunsrück geschlossen wurden. 2007 erfolgte schlussendlich der Rückbau des gesamten Güterbahnhofbereichs bis auf die zwei verbliebenen Gleise der Nahetalbahn und dem imposanten Empfangsgebäude im Brückes.
Nahetalbahn
Die Nahetalbahn wurde am 15. Juli 1858 auf dem Teilstück von Bingerbrück (heute: Bingen Hbf) nach Kreuznach eröffnet. Der Bahnhof in Kreuznach, benannt „Kreuznach Stadtbahnhof“ war zum damaligen Zeitpunkt der Endbahnhof der Strecke, bedient im Personen und im Güterverkehr. Mit der Fortführung der Bahnstrecke bis Oberstein am 15. Dezember 1859 wurde Kreuznach Durchgangsbahnhof.
Durch die Eröffnung des Bahnanschlusses im Norden der Stadt entwickelte sich der Stadtteil zu einer beliebten Wohnlage für wohlhabende Geschäftsleute.
Für den Bau der Bahnlinie durch Privatkapital wurde 1856 die Rhein-Nahe Eisenbahn-Gesellschaft (RNE) gegründet. Ziel war die Erschließung des Nahetal und seiner Umgebung sowie die Verbindung vom Mittelrhein zum Saarrevier. Da die Finanzierung nur durch eine staatliche Zinsgarantie in Höhe von vier Prozent sichergestellt werden konnte, übernahm der preußische Staat mit Vertrag vom 18. Juni 1856 den Bau und Betrieb der Bahnlinie. Die staatliche Konzession wurde am 4. September 1856 erteilt. Der Bahnhof liegt in Bahnkilometer 14,6, gerechnet ab Bingen.
Um die Wege für die Kurgäste zu den Hotels und den Kuranlagen zu verkürzen, baute die Bahn 1864 einen Haltepunkt an der Rheingrafenstraße. Zudem verschob sich gegen Ende des 19. Jahrhunderts das gesellschaftliche Treiben in den Kurbereich von Bad Kreuznach, was zu einem weiteren Bedeutungsverlust des alten Kreuznacher Bahnhofs führte. Demzufolge sanken die Fahrgastzahlen kontinuierlich. Als Konsequenz der Inbetriebnahme des heutigen Hauptbahnhofs im Jahre 1905 wurde die Personenabfertigung am Bahnhof im Brückes aufgegeben. Fortan diente er nur noch als reiner Umschlagpunkt für Frachtgut.
Die Nahetalbahn bildet heute eine der Hauptachsen des Schienenpersonennahverkehrs in Rheinland-Pfalz und im Saarland. Die Züge werden von der Deutschen Bahn AG und der Regentalbahn mit ihrem Tochterunternehmen vlexx GmbH betrieben und sind Teil des Rheinland-Pfalz-Taktes.
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(Marius Schäffer, Universität Koblenz-Landau, 2016 / Claus Weber, LVR-Redaktion KuLaDig, 2023)Internet
rgebhard.de: Rodrigo H. Gebhard, Güterbahnhof Bad Kreuznach, umfangreiche und bebilderte Dokumentation (PDF, 17 Mb) (abgerufen 8.2.2023)
de.wikipedia.org: Bahnhof Bad Kreuznach (abgerufen 8.2.2023)
de.wikipedia.org: Nahetalbahn, Güterbahnhof Bad Kreuznach (abgerufen 8.2.2023)
de.wikipedia.org: Kreuznacher Kleinbahnen (abgerufen 8.2.2023)
www.drehscheibe-online.de: Jungenphantasien... vom Autor „50 2812“ vom 28.2.2018 mit Bildern von Professor Dr. Wolfgang Feuerhelm vom Güterbahnhof Bad Kreuznach (abgerufen 8.2.2023)
www.drehscheibe-online.de: Ein längst vergessenes Stellwerk vom Autor „50 2812“ vom 19.5.2018 mit Bildern von Professor Dr. Wolfgang Feuerhelm aus dem Februar 1987 vom Güterbahnhof Bad Kreuznach (abgerufen 8.2.2023)
www.drehscheibe-online.de: Ein längst vergessenes Stellwerk vom Autor „50 2812“ vom 19.5.2018 mit Bildern von Professor Dr. Wolfgang Feuerhelm vom Dezember 1980 vom Stellwerk Ko (abgerufen 8.2.2023)
stellwerke.info: Stellwerke Bahnhof Kreuznach (abgerufen 8.2.2023)