Jüdischer Friedhof an der Stromberger Straße

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege
Gemeinde(n): Bad Kreuznach
Kreis(e): Bad Kreuznach
Bundesland: Rheinland-Pfalz
Koordinate WGS84 49° 51′ 11,92″ N: 7° 51′ 34,17″ O 49,85331°N: 7,85949°O
Koordinate UTM 32.418.015,50 m: 5.522.945,13 m
Koordinate Gauss/Krüger 3.418.057,93 m: 5.524.715,02 m
Die jüdische Gemeinde Bad Kreuznach seit dem frühen 19. Jahrhundert:
Schon im 18. Jahrhundert gehörte Kreuznach zu den größeren Gemeinden im heutigen Rheinland-Pfalz; im 19. Jahrhundert stieg die jüdische Bevölkerung weiter an. 1932 war Münster am Stein angeschlossen. Nach 1945 entstand eine zunächst sehr kleine neue Gemeinde, deren Mitgliedzahl dank der Zuwanderung aus den Staaten der ehemaligen Sowjetuinion seit den 1990er Jahren angewachsen ist.
Gemeindegröße um 1815: 286 (1808) / 415 (1822), um 1880: 578 (1885), 1932: 680 / 522 (1933), 2006: 204.
Bethaus / Synagoge: Nach der spätmittelalterlichen Synagoge wird 1715 wieder ein Synagogenraum erwähnt; 1737 Neubau im barocken Stil. Das Gebäude wurde 1938 verwüstet und 1953/54 abgebrochen. 2002 konnte eine umgebaute amerikanische Kapelle als neue Synagoge eingeweiht werden.
Friedhof: Der älteste erhaltene Grabstein datiert von 1630 (Angaben vorab nach Reuter 2007).

Die Friedhofsanlage:
Der jüdische Friedhof von Bad Kreuznach liegt im Westen der Stadt an der Stromberger Straße. Vor seiner Gründung im Jahre 1661 hatte er einen Vorgänger in der Nähe des Schlossberges unterhalb der Kauzenburg im Gebiet des heutigen Rittergutes Bangert. Seit 1985 steht der 7530 Quadratmeter große Begräbnisplatz unter Denkmalschutz und gehört somit zu den größten und am besten erhaltenen jüdischen Grabanlagen in Rheinland-Pfalz. Mehr als 1000 Menschen wurden dort seither bestattet.

Der heute von Wohnhäusern umgebene, trichterförmige Friedhof lag bei seiner Gründung außerhalb der Stadtmauern, denn schon früh gab es im jüdischen Bestattungsritus die Vorschrift, dass Begräbnisstätten mindestens 50 Ellen vor der Stadt liegen sollen. In den Jahren nach seiner Gründung erfolgten mehrere Erweiterungen, sodass heute zwischen einem älteren und einem jüngeren Teil unterschieden wird. Der alte Friedhof umfasst etwa 300 teilweise stark verwitterte barocke Sandsteinplatten, der Jüngere dagegen etwa 400 Gräber in meist gutem Zustand. Die Totenhalle wurde Mitte des 19. Jahrhunderts erbaut und 1987 restauriert. Eine schwarze Marmortafel auf der Westseite listet die Namen der im Ersten Weltkrieg gefallenen jüdischen Soldaten auf. Sie stammt aus der 1938 zerstörten und 1953/54 komplett abgebrochenen Kreuznacher Synagoge. Zudem weist am Eingang der Trauerhalle eine Gedenktafel auf die in der NS-Zeit deportierten und ermordeten Juden hin.

Da im Sinne der Totenruhe die jüdischen Friedhöfe für die Ewigkeit angelegt worden sind, ermöglicht die Begräbnisstätte einen umfassenden Überblick über die lange jüdische Trauerkultur in Bad Kreuznach.
Für die Öffentlichkeit ist der Friedhof nur anlässlich von Führungen zugänglich.

(Marius Schäffer, Universität Koblenz-Landau, 2016)

Quelle
Matthias Molitor/Jörg Julius Reisek: Neue Erkenntnisse über den ältesten jüdischen Friedhof in Bad Kreuznach. In: Beiträge zur jüdischen Geschichte in Rheinland-Pfalz 1991, S. 36-41. Online-PDF, 1,6 mB (abgerufen 27.09.2016).

Internet
www.alemannia-judaica.de: Bad Kreuznach Friedhof (abgerufen 07.09.2016)
www.alemannia-judaica.de: Bad Kreuznach Synagoge (abgerufen 07.09.2016)
www.bad-kreuznach.de: Städtische Friedhöfe (abgerufen 07.09.2016)
www.uni-heidelberg.de: Jüdische Friedhöfe in Rheinland-Pfalz - Bad Kreuznach (Alter Friedhof) (abgerufen 07.09.2016)

Literatur

Reuter, Ursula (2007)
Jüdische Gemeinden vom frühen 19. bis zum Beginn des 21. Jahrhunderts. (Geschichtlicher Atlas der Rheinlande, VIII.8.) S. 26, Bonn.

Jüdischer Friedhof an der Stromberger Straße

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Stromberger Straße
Ort
55545 Bad Kreuznach - Winzenheim
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Auswertung historischer Fotos, Literaturauswertung, Geländebegehung/-kartierung
Historischer Zeitraum
Beginn 1661

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Empfohlene Zitierweise
„Jüdischer Friedhof an der Stromberger Straße”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-252773 (Abgerufen: 26. April 2024)
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