Borstgrasrasen in Thranenweier

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege, Naturschutz
Gemeinde(n): Börfink
Kreis(e): Birkenfeld (Rheinland-Pfalz)
Bundesland: Rheinland-Pfalz
Koordinate WGS84 49° 42′ 37,39″ N: 7° 06′ 0,47″ O 49,71039°N: 7,10013°O
Koordinate UTM 32.363.029,83 m: 5.508.163,55 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.579.390,93 m: 5.508.777,65 m
Borstgrasrasen entstanden in Gebieten West- und Mitteleuropas mit hohen Niederschlägen, kühlen Sommern und mäßig kalten Wintern zumeist erst durch anthropogene Nutzung. In Rheinland-Pfalz haben sie ihren Verbreitungsschwerpunkt in den Höhenlagen von Eifel, Hunsrück, Westerwald und Pfälzerwald und kommen überwiegend in Gebieten mit einer Höhe von 400-600 m ü. NN vor.

In dem kleinen Weiler Thranenweier, der im Durchschnitt etwa 570-600 Meter über NN liegt und in dem ein niederschlagsreiches und sommerkühles Klima vorherrscht, befinden sich mehrere kleine Borstgrasrasenflächen, die durch historische Nutzung des Menschen entstanden sind. Nordöstlich der Siedlung liegt zwischen einem befestigten Weg und dem vorbeifließenden Riedfloß beispielsweise eine etwa 40x80 m große Borstgrasrasenfläche. Hierbei ist eine genaue Kartierung allerdings problematisch gewesen, da die Seiten der Borstgrasrasenfläche aufgrund von Vegetation teilweise nicht bis zum Rand begehbar waren.

Das Borstgras ist an den grünen, borstigen Halmen, die ca. 10 bis 30 cm hoch werden, zu erkennen und wächst vor allem auf sauren und stickstoffarmen Böden. Zudem wird die Entwicklung des Borstgrasrasens durch Vernässung der Böden und Flachgründigkeit begünstigt. Nach Waldrodungen in historischer Zeit sind die Borstgrasrasen infolge anthropogener Nutzung in verschiedenen Bereichen rund um Thranenweier entstanden. Durch jahrhundertelange Beweidung und Mahd wurden die betroffenen Grasflächen überbeansprucht, es kam zur Übernutzung der Landschaft und Borstgrasrasen bildete sich aus. Die waldfreien und ortsnah gelegenen Flächen um Thranenweier wurden größtenteils noch bis etwa Ende der 1950er / Beginn der 1960er Jahre beweidet. Ab Mai wurde das Vieh in den entsprechenden Waldbereich getrieben und im Frühsommer erfolgte die erste Mahd. Im Hochsommer erfolgte, zur Gewinnung von Winterfutter und Einstreu, meist eine zweite Mahd. Die Wiesen wurden bis etwa September oder Oktober beweidet, dann kam das Vieh über die Wintermonate zurück in den Stall. Durch die frühere Nutzung ist in Thranenweier ein Mosaik aus Borstgrasrasen entstanden.

Aufgrund ihrer geringen landwirtschaftlichen Produktivität lohnt sich jedoch eine regelmäßige Nutzung oftmals nicht mehr, die Borstgrasrasen drohen brach zu fallen und verschwinden somit zunehmend aus der Landschaft. Um dem entgegenzuwirken und den stark gefährdeten Borstgrasrasen mit seiner Artenvielfalt in unserer Kulturlandschaft zu erhalten, wurde von der NATURA 2000, ein europaweit angelegtes Netz zum Naturschutz, das sog. LIFE-Natur-Projekt (L‘Instrument Financier pour l’Environnment) ins Leben gerufen. Das Projekt bezieht sich ausschließlich auf europaweite Schutzgebiete, die zu den Erhaltungsgebieten der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinien (FFH-Richtlinien) und zu den ausgewiesenen Vogelschutzgebieten gehören. Da der Hochwald zum FFH-Naturschutzgebiet zählt, ist es auch das Ziel des Projektes, die Borstgrasrasenflächen um Thranenweier zu erhalten.

Auf der kartierten Borstgrasrasenfläche in Thranenweier wächst, neben anderen seltenen Pflanzenarten, die gefährdete und als Heilpflanze bekannte Arnika. Obwohl die Arnikapflanze unter Naturschutz steht, kam es in der Vergangenheit immer wieder vor, dass die Blütenstände der Arnika gepflückt wurden, beispielsweise von Heilpflanzensammlern. Da sich Arnika vor allem auf nährstoffarmen und versauerten Böden ansiedelt, ist der Erhalt des Borstgrasrasens in diesem Gebiet von besonderer Bedeutung, damit sie dort weiter leben und sich verbreiten kann. Für eine langfristige Sicherung und Regeneration der Borstgrasrasenfläche wurden verschiedene Pflegemaßnahmen entwickelt. Um einen Nährstoffentzug zu bezwecken, soll zum Beispiel jährlich eine Mahd stattfinden. Außerdem muss eine Verbuschung der Fläche verhindert werden. Auch das Heudruschverfahren, bei dem durch Ausdreschen Saatgut gewonnen und dieses anschließend auf der freigestellten Fläche verteilt wird, soll zum Erhalt des Borstgrasrasens beitragen.

(Nina Krämer, Universität Koblenz-Landau, 2016)

Internet
snu.rlp.de: Naturlandstiftung Saar und Stiftung Natur und Umwelt Rheinland-Pfalz: Arnikawiesen - Erhaltung und Regeneration von Borstgrasrasen Mitteleuropas (abgerufen 18.06.2016)

Literatur

Manz, Erwin (1991)
Borstgrasrasen in Rheinland-Pfalz. Entstehung, Gefährdung und Schutz einer Pflanzengemeinschaft. (Rheinische Landschaften, Heft 36.) Neuss.
Vogt, C. (1989)
Schutz- und Entwicklungskonzept für die Bruchwälder und Borstgrasrasen im Bereich Hüttgeswasen Thranenweier (Hunsrück). Hinzenburg.

Borstgrasrasen in Thranenweier

Schlagwörter
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege, Naturschutz
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Literaturauswertung, Geländebegehung/-kartierung, mündliche Hinweise Ortsansässiger, Ortskundiger
Historischer Zeitraum
Beginn 1800, Ende 2016

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„Borstgrasrasen in Thranenweier”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-249652 (Abgerufen: 25. April 2024)
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