Der Hindenburgturm wurde ab 24.7.1928 in knapp vier Monaten als Wasserturm über einem quadratischen Grundriss erbaut und bereits im November in Betrieb genommen. Er diente damals der Wasserversorgung der Gebäude von Ketzbergerhöhe, zu deren Zweck 1927 extra eine Wasserleitungsgenossenschaft gegründet wurde. Im Obergeschoss des Gebäudes sorgte ein 50 Kubikmeter fassender Wasserbehälter dafür, dass die umgebenden 12 Ortschaften mit Frischwasser versorgt werden konnten. Das Wasser kam aus einer Quelle im angrenzenden Dachsbachtal und wurde mittels eines Pumpwerks in den Behälter gepumpt. Die zu versorgenden Haushalte lagen alle tiefer, so dass hier keine Pumpe mehr benötigt wurde, um den Wasserdruck aufrecht zu erhalten.
Gleichzeitig sollte das Gebäude schon damals als Aussichtsturm dienen. Von seiner Aussichtsplattform, die über eine Treppe im Innern zu erreichen ist, ist ein weiter Blick ins Bergische Land, aber auch in Richtung Rheinebene möglich. Im Wermelskirchener Tageblatt vom 25. Mai 1929, also der Ausgabe einen Tag nach der offiziellen Einweihung, hieß es dazu: „Die Kölner Domtürme grüßen herüber, weiter die Eifel mit der Nürburg und der hohen Acht, Bensberg mit seinen Schloßtürmen, das Ebbegebirge - und auf der anderen Seite die Industriestädte Remscheid, Solingen und schließlich Wiesdorf (Leverkusen gab es als Stadt mit diesem Namen erst 1930 nach der Kommunalreform) mit den rauchenden Schloten seiner großen Werke.“ (Zitiert nach Hilverkus, 2000) Ganz so weit geht der Blick heutzutage nicht mehr, dazu sind die umliegenden Wälder zu stark gewachsen.
Die kommunale Neuordnung vom 1. Oktober 1929 findet auch am Turm selbst noch ein Zeugnis. Über der Tür ziert nach wie vor das Wappen des Landkreises Lennep den Eingang, denn unter dessen Ägide wurde der Turm erbaut. Allerdings war er mit dem genannten Datum Geschichte, denn die Kreisstadt Lennep wurde als Stadtteil der wirtschaftlich stärkeren Industriestadt Remscheid zugeordnet. Dieses Schicksal teilte im Übrigen im Jahre 1975 auch die Kreisstadt Opladen des neuen Rhein-Wupper-Kreises, dem die Reste des ehemaligen Landkreises zugeordnet wurden. Opladen wurde 1975 ein Stadtteil von Leverkusen, der Großteil des Rhein-Wupper-Kreises wurde dem Rheinisch-Bergischen Kreis zugeordnet, der damit auch den Hindenburgturm übernahm. Namensgebend war der damalige Reichspräsident Paul von Hindenburg (1847-1934), nach dem auch noch andere Türme und Gebäude in Deutschland benannt wurden.
Die Wasserversorgung durch den Turm war von Beginn an nicht sorgenfrei. Vor allem die Wirtschaftskrise Ende der 1920er und Anfang der 1930er Jahre machte vielen Menschen durch hohe Verbrauchskosten zu schaffen. Zudem stieg im Laufe der Jahre der Wasserbedarf z.B. durch den Bau von Badezimmern oder auch durch den Einsatz von Haushaltshilfen wie Wasch- oder Spülmaschinen. Auch die sich verschärfenden Richtlinien zu Wasserqualität und -reinheit führten dazu, dass ab dem Juli 1966 der Turm nicht mehr der Wasserversorgung diente. Das Wasser für Ketzbergerhöhe und ihre Umgebung kam nun aus der 1962 in Betrieb genommenen Großen Dhünntalsperre.
Heute dient das Gebäude nur noch als Aussichtsturm. Zugang ermöglicht ein Schlüssel, der im Haus gegenüber abgeholt werden kann. Er ist eine landschaftliche Dominante und weithin sichtbarer Ankerpunkt.
Hinweise: Das Objekt „Hindenburgturm in Ketzbererhöhe“ ist wertgebendes Merkmal des historischen Kulturlandschaftsbereiches Hindenburgturm in Ketzbergerhöhe (Kulturlandschaftsbereich Regionalplan Köln 332) und ein eingetragenes Baudenkmal (Nr. 41 im Denkmalverzeichnis der Stadt Wermelskirchen).
Wasserversorgung rund um die Ketzberger Höhe, Teil 2. Vom "Hindenburgturm", vom Verschwinden von Kreisen, von Not und Fortschritt. In: Rheinisch-Bergischer Kalender 70/2000, S. 222-228. Bergisch Gladbach.
Hilverkus, Kurt (1996)
70 Jahre Wasserversorgung rund um die Ketzbergerhöhe. In: Rheinisch Bergischer Kalender 67/1997, S. 99-106. Bergisch Gladbach.
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