Ab Mitte des 19. Jahrhunderts wuchs die jüdische Bevölkerung in Mechernich vor allem durch Zuzug aus den Dörfern in der Umgebung an. Mechernich war Filialgemeinde im Synagogenbezirk Schleiden-Malmedy. 1932 angeschlossen an Schleiden.
Gemeindegröße um 1815: –, um 1880: 64 (1885), 1932: 93 (1933) zu Schleiden, 2006: –.
Bethaus / Synagoge: 1883 wurde eine Synagoge eingeweiht. 1938 wurde das Gebäude, das 1930 schon baufällig war, schwer beschädigt, kurz danach abgerissen (vorstehende Angaben nach Reuter 2007).
Die Synagoge in der Mechernicher Rathergasse wurde im Jahr 1883 erbaut. Im Zuge des Novemberpogroms versuchte man am 10. November 1938 das Gotteshaus mit einem Traktor einzureissen. Mit Blick auf die historische Aufnahme von 1938/39, die offenbar die Südseite des jüdischen Gotteshauses zeigt, erscheint diese Form der Zerstörung durchaus denkbar (vgl. Abbildung).
„Inventar und Gebetbücher sind angezündet worden“ (so synagogen.info) und 1939 erfolgte der durch die Stadt beauftragte Abriss. Vor Ort ist heute keinerlei Bausubstanz mehr vorhanden.
Gedenkstein
In der Nähe, nur gut 50 Meter entfernt in Richtung des Verkehrskreisels, erinnert heute ein Gedenkstein mit Inschrift an die ehemalige Synagoge. Die in Versalien gehaltene Inschrift auf der metallenen Stele im Bereich der heutigen Straße „An der Synagoge“ lautet:
Zum / ehrenden Gedenken / an die jüdischen Mit- / bürger unserer Stadt,
die unter national- / sozialistischer Gewalt- / herrschaft gelitten
und ihr Leben gelassen / haben.
Mechernich, Nov. 1988
die unter national- / sozialistischer Gewalt- / herrschaft gelitten
und ihr Leben gelassen / haben.
Mechernich, Nov. 1988
Vor Ort am früheren Standort des Gotteshauses wird ein etwa 1,5 Meter breiter erhaltener Rest einer erkennbar älteren Ziegelmauer, der sich rechts von dem Haus Rathergasse 17 hinter einem Stromkasten befindet, vereinzelt als Teilstück der ehemaligen Umgrenzungsmauer der Synagoge angesehen.
An diesem Mäuerchen wurde um 2015 offenbar von privater Hand eine Tafel angebracht und darüber eine Art Straßenlaterne installiert, in der hin und wieder eine Kerze brennt (Begehung am 04.09.2020). Die Tafel trägt die gleichermaßen orthographisch fragwürdige wie auch inhaltlich etwas kryptische Aufschrift:
Ich Danke meinen / Jüdichen MitMenschen / für ihr Vertrauen
auch unter schlechtesten / Voraussetzungen / Die Gute Saat / zu sähen.
auch unter schlechtesten / Voraussetzungen / Die Gute Saat / zu sähen.
Lage / Objektgeometrie
Die unter der KuLaDig-Kartenansicht eingebundenen historischen Blätter der Preußischen Neuaufnahme (1891-1912) wie auch die topographischen Karten TK 1936-1945 lassen vor Ort keinen Standort einer Synagoge erkennen.
Der Bau und das diesen umgebende Grundstück sind hier anhand eines im April 1899 von einem J. Jos. Keller angefertigten Katasterplan Alignements-Plan von Mechernich mit der dort ausgewiesenen Parzelle 2460 / 414 in der seinerzeitigen Heerstraße lokalisiert (Hinweis Herr Könen, vgl. Abbildung).
Dieses rund 350 Quadratmeter Fläche umfassende Grundstück entspricht dem südwestlichen Teil der heutigen Parzelle Nr. 1040 in der aktuellen Karte des Amtlichen Liegenschaftskatasterinformationssystems ALKIS zwischen der Rathergasse und der laut der Deutschen Grundkarte DGK 5 von dort abzweigenden Seitenstraße „An der Synagoge“ (vgl. Kartenansichten).
(Franz-Josef Knöchel und Katharina Grünwald, LVR-Redaktion KuLaDig, 2016/2020)
Quelle
Freundliche Hinweise von Herrn Peter-Lorenz Könen, Mechernich, 2020.
Internet
de.wikipedia.org: Liste der im Deutschen Reich von 1933 bis 1945 zerstörten Synagogen (abgerufen 20.08.2020)
synagogen.info: Synagogen Internet-Archiv, Mechernich (abgerufen 09.02.2016, Inhalt nicht mehr verfügbar 20.08.2020, Inhalt nicht mehr verfügbar 07.04.2021)
mechernich.de: Gedenkgang Mechernich 2015 (abgerufen 09.02.2016, Inhalt nicht mehr verfügbar 20.08.2020)