Obere Alfer Mühle

Mühle „auf der Gref“ in Alf, später Sägewerk und Hotel

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Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege
Gemeinde(n): Alf
Kreis(e): Cochem-Zell
Bundesland: Rheinland-Pfalz
Koordinate WGS84 50° 03′ 16,61″ N: 7° 07′ 16,97″ O 50,05461°N: 7,12138°O
Koordinate UTM 32.365.521,59 m: 5.546.393,34 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.580.350,22 m: 5.547.085,98 m
Ein bewegtes Schicksal hat die Alfer Mühle aufzuweisen. Eigentlich gab es im Ort drei Mühlen, die „Obere Mühle“, „Lohmühle“ und „Untere Mühle“. Die Erstgenannte war die größte und ist heute mit Namen „Alfer Mühle“ bekannt. Die Alfer Mühle wurde auch „Mühle auf der Gref“ genannt.

Baugeschichte
Ein früher Hinweis findet sich bereits für das 14. Jahrhundert. Im Monat August 1367 verpachtete Erzbischof Kuno II. von Falkenstein (eigentlich Konrad von Falkenstein, um 1320-1388, Kurfürst von Trier 1362-1388) dem Nonnenkloster Marienburg die „Wintermühle unter Arras“. Zu diesem Zeitpunkt bestand die Mühle somit schon. Die Vergabe des Lehensrechtes (gegen Verpflichtung zur Gefolgstreue auf Lebenszeit vergebenes Nutzungsrecht) blieb noch Jahrhunderte in der Verfügung des Kurfürsten von Trier.

1674 wurde Johann Zilles als Erbbeständer der kurfürstlichen Mehl- und Ölmühle belehnt. Eine Reihe von Nachfolgern, darunter Stephan Stephans 1691, Johann Laubach 1698, Paul Kolff und Hans Peter Nickel werden schriftlich erwähnt. Laut Kaufvertrag vom 1. Dezember 1766 wurde das Erbbestandsrecht einschließlich umfangreicher Liegenschaften von Paul Kolf an Johann Göres zum Preis von 1.400 Thalern verkauft. Auf den Käufer wartete aber nun viel Ärger. Bereits 1767 wurde er beschwerdeführend beim kurfürstlichen Amtshalter gegen die Betreiber der beiden unterhalb seiner Mühle liegenden Lohmühlen vorstellig. Sie beteiligten sich zu wenig an der Pflege und Instandhaltung der Wasseranlagen. Auch betrieben sie nebenbei Ölmüllerei ohne Erfüllung von entsprechenden kurfürstlichen Auflagen. Offenbar wurde der Kaufpreis von Göres nicht bezahlt, denn die Mühle wechselte wieder den Besitzer. Im Jahr 1771 erwarb Göres die Mühle nochmals.
Mit dem Einrücken der französischen Revolutionsheere 1794 wurde auch eine Änderung der bisherigen Ordnung vollzogen. Für den Müller ergab sich nun die Möglichkeit, das Lehnrecht durch entsprechende Zahlungen abzulösen. Besonders der bestehende erhebliche Finanzbedarf führte zum kurzfristigen Einfordern der Zahlungen. Das Eigentumsrecht ging an die bewirtschaftenden Müllerfamilie über, nicht aber das Wasserrecht, dies blieb weiter in der Verfügung des Landesherrn.

Noch im 19. Jahrhundert wurde die Mühle von der nun genannten Eigentümerfamilie Feiden als Öl- und Getreidemühle betrieben. Später, nach einem Umbau um Jahr 1860, als Gips- und Schneidemühle. Zu ihren Hochzeiten hatte die Mühle vier Wasserräder in Betrieb.

Wasserversorgung
Der Alfbach war mit einem Wehr oberhalb des heutigen Alfer Freibades aufgestaut. Das Wehr war 15 Meter breit und bestand aus einer 90 Zentimeter dicken Mauer, die Ufer waren beidseitig durch Mauern gesichert. In den Wintermonaten verursachten die Holzflößer am Wehr so machen Schaden. Etwa 10 Meter oberhalb des Wehres zweigte links der Mühlgraben, einst auch „Mühlenteich“ genannt, ab. Das Mühlen-Grabensystem mit einer durchschnittsbreite von 1,30 Meter, das teilweise als Wiesenbach, in der Ortslage aber als kanalisierter Graben und Tunnel ausgebaut war, hatte eine Gesamtlänge von 1,2 Kilometer und ein Gefälle zwischen Einlauf und Mündung von 5,90 Meter.
Über das wasserbauliche System (Einlassschleuse, Entlastungsschleuse) wurden die Mühlen in der Reihenfolge Obere Mühle, Lohmühle, untere Mühle mit energiebringendem Wasser versorgt. Heute ist nur noch ein ca. 100 Meter langes Stück des Mühlgrabens kurz vor der Mündung in den Alfbach vorhanden. Bemerkenswert ist, dass die Mühle bereits zur Wende zum 20. Jahrhundert im bescheidenen Leistungsumfang auch zur Stromversorgung im Inselbetrieb (ohne Netzkoppelung) genutzt wurde. Die Mühle wurde inzwischen als Sägewerk betrieben.

Über den erneuten Erwerb des Wasserrechts gibt es auf den 4. Oktober 1921 datierte Unterlagen. Leider konnte der neue Eigentümer sich nicht lange dieser Rechte erfreuen. Am 18. November 1921 geriet die Mühle in Brand und erlitt erheblichen Schaden. Die Ursachen des Unglücks sind nicht aufgeklärt worden. Vermutet wurde, dass die Entstehung des Brandes mit dem Betreiben einer Dampfmaschine zusammen gehangen haben könnte.

Ausbau unter der Familie Balkhausen
Nun blieb der Besitzerfamilie nur der Verkauf der Mühle. Neuerwerber war die Familie Balkhausen. Sie begann sogleich mit dem Wiederaufbau im größeren Stil. Aus dem ehemals zweigeschossigen Bau wurden drei Geschosse plus Speicher. Ab 1923 war die Mühle ein Sägewerk mit angeschlossener Kistenfabrik. Als der Sohn Johannes Balkhausen das Objekt verantwortlich übernahm, vollzog er den Wandel zur Gastronomie. Ein Café wurde eröffnet und erste Fremdenzimmer erwarteten Gäste. Die schweren Jahre des Zweiten Weltkrieges überstand die Mühle unbeschadet. Wegen des für damalige Verhältnisse bestehenden guten Komforts quartierten sich in den ersten Nachkriegswochen Amerikanische Militärs ein. Ihnen folgten verschiedene französische Nutzungen. Schließlich war das Haus Quartier des Baustabes für den Brückenbauer (Reparatur und Erneuerung der Eisenbahn-Straßenbrücke über die Mosel).
Mit der Verfügung der Familie Barkausen über das Haus formte diese es komplett zum Hotel um. Der Raum, in dem das Sägegatter seine Arbeit geleistet hatte, beherbergte fortan ein Restaurant. Auch die Zahl der Fremdenzimmer vergrößerte sich. Einen Mühlenbetrieb gab es nun nicht mehr. Im Zusammenhang mit dem Moselausbau 1958-63 verkauften die Eigentümer ihre noch bestehenden Wasserrechte an die Moselgesellschaft. Der Ablösebetrag stellte eine gute Basis für den weiteren Ausbau und die Modernisierung des Hauses dar.

Niedergang der Mühle
Nach über zwei Jahrzehnten erfolgreicher Bewirtschaftung gab die Familie Balkhausen das Objekt gegen Ende der 1960er Jahre aus Altersgründen auf. Es stand kurzzeitig leer, bis es verkauft wurde.
Schließlich wechselten mehrfach die Pächter und auch die Besitzer. Das war der Niedergang des einst so schönen und wohlhabenden Hauses. Heute kann man lediglich durch ein Loch in dem an der Stelle der ehemaligen Mühle vorhandenen Parkplatzes Reste des ehemaligen Gewölbes erkennen. Ansonsten sind keine Spuren des Gebäudes mehr vorhanden.

Von der „Lohmühle“ und der „Untere Mühle“ gibt es wenig überliefernde Informationen. Die Gebäude sind inzwischen ebenfalls abgerissen.

(Sebastian Weinand, Universität Koblenz-Landau, 2015)

Literatur

Schulschenk, Fritz (2008)
Die Alfer Mühle(n). In: Kreisjahrbuch Cochem-Zell 2008, S. 156-158. Monschau.

Obere Alfer Mühle

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Mühlenstraße 29
Ort
56859 Alf
Gesetzlich geschütztes Kulturdenkmal
Kein
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Literaturauswertung, mündliche Hinweise Ortsansässiger, Ortskundiger
Historischer Zeitraum
Beginn 1350 bis 1400, Ende 1970 bis 1985

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„Obere Alfer Mühle”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-245850 (Abgerufen: 19. April 2024)
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