Posthalterei und Postkutschenbetrieb in Alf

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege, Denkmalpflege
Gemeinde(n): Alf
Kreis(e): Cochem-Zell
Bundesland: Rheinland-Pfalz
Koordinate WGS84 50° 03′ 24,78″ N: 7° 07′ 38,28″ O 50,05688°N: 7,1273°O
Koordinate UTM 32.365.951,58 m: 5.546.634,96 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.580.770,26 m: 5.547.344,74 m
  • Das Hotel zur Post in der Koblenzer Straße 18 in Alf (um 1890)

    Das Hotel zur Post in der Koblenzer Straße 18 in Alf (um 1890)

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  • Das ehemalige Hotel zur Post in der Koblenzer Straße 18 in Alf (2015)

    Das ehemalige Hotel zur Post in der Koblenzer Straße 18 in Alf (2015)

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Begriffe im Postsystem
Posthalterei und Posthalter sind in der Postgeschichte zwei Begriffe, die unterschiedliche Funktionen beschreiben, abhängig von den Zeitverhältnissen und der Tätigkeit. Als Posthalter wurden im 16. und 17. Jahrhundert die Betreiber der an den damaligen Postreitkursen eingerichteten Pferdewechselstationen bezeichnet. Im 20. Jahrhundert stand der Begriff Posthalter als amtliches Synonym für die fest angestellten oder beamteten Leiter von Poststellen zur Annahme und Auslieferung von Postsendungen in ländlichen Gebieten.

Für das Zeitalter der Postkutsche steht der Begriff Posthalter als Bezeichnung für die Fuhrunternehmer, die im Auftrag der jeweiligen Postverwaltung Kutschen, Pferde und Postillione stellten, um den Betrieb der Fahrpostlinien zu gewährleisten.
Ein damaliger Posthalter war demnach kein Angestellter der Postverwaltung, es handelte sich um einen Privatunternehmer, der durch Postführverträge mit der Postverwaltung zusammenarbeitete. In den Verträgen wurden der Ablauf und die Ausstattung der Stationen geregelt, so war beispielsweise auch festgelegt wie viele Pferde sich in der Station befanden und wie diese vergütet wurden. Weiterhin wurde auch die geleistete Distanz festgehalten. Dienstkleidung wurde gestellt.

Poststation in Alf
In Alf wurde die erste Poststation zwischen 1644 und 1650 eröffnet, die jedoch keinen Bestand hatte. Nach dem Dreißigjährigen Krieg (1618 bis 1648) war die Bevölkerung ausgeblutet und auch das Postwesen kam nur langsam wieder in Gang. Ab 1672 gab es berittene Boten, die die laufenden Boten ablösten. In Alf nahm die Postanstalt 1689 ihren Dienst wieder auf. Militärische Konflikte störten die Abläufe jedoch immer wieder.
Die ersten Posthalter für das Fahrpostwesen in der Eifel-Mosel-Region etablierten sich ab 1726 mit der Einrichtung des „Kurtrierischen Postwagens“ zwischen Trier und Koblenz. Es entstanden Posthaltereien in Hetzerath, Wittlich, Lutzerath, Kaisersesch und Polch. Die Kutschen fuhren dreimal wöchentlich von Koblenz nach Trier und zurück. Diese Linie wurde bald durch Verbindungswagen zu der Hauptlinie weiter ausgebaut.

Im Lauf des 19. Jahrhunderts kam es auch zur Einrichtung einer Postkutschenverbindung zwischen Wittlich und Alf. Dankt seiner günstigen, natürlichen Lage war Alf, schon lange vor Erbauung der Moselbahn, ein gewisser Brennpunkt für das Postwesen des mittleren Mosellandes. Die Posthalterei Alf, die in einem 1795 erbauten Gebäude lag, verfügte über gute Pferde. Von hier gingen vier Hauptpostlinien aus, die einen ständigen Beförderungsdienst mit je drei Pferden nach Kastellaun und Lutzerath durch Postkutscher Jakob Schmitz und mit jeweils zwei Pferden nach Wittlich und Cochem versahen. Im Winter standen wegen der Witterung auf allen Strecken mehr Pferde zur Verfügung, da die Postkutsche oft durch Eis und Schneeverwehungen gezogen werden musste.

Überliefert ist auch ein Fahrplan aus dieser Zeit: Postkutschenfahrten ab Alf über Bertrich nach Lutzerath fanden immer Montag, Mittwoch und Sonnabend morgens um 7 Uhr statt. Ankunft war jeweils um 9 Uhr und die Rückfahrt um 14 Uhr. Hier ist ein Anschluss an die von Alf ausgehende Trarbacher Post, die von Alf um 17.30 Uhr losfuhr und um 19 Uhr ankam. Preise für die einzelnen Fahrten bewegten sich je nach Entfernung zwischen 1 Thaler und 2 Thaler, 20 Silbergroschen.

Die Postkutsche, die jeden Morgen von Wittlich über Bausendorf an die Mosel nach Alf verkehrte, war eine stete Orientierung für das Leben entlang der Strecke und die Menschen in den Orten. Schilderungen um das Jahr 1870 lassen Rückschlüsse auf den Einfluss der Postkutschen zu. Die gelben Postkutschen vermittelten damals den gesamten Reise-, Brief- und Paketverkehr zwischen Trier, Wittlich, Alf, Cochem und Koblenz. Wenn die Kutsche auf der Hinreise morgens um die gleiche Uhrzeit die Orte durchquerte standen nicht nur die Schulkinder vor dem Gebäude und schauten dem Treiben zu. Sie war nicht nur eine zeitliche Orientierung für die Schule, sondern auch für Handwerker, Bauern, Hausfrauen und Landarbeiter, die sich nach der Post richteten. Bei großer Verspätung war dies zugleich abendliches Gesprächsthema der Dorfgemeinschaft. Weiteren Gesprächsstoff bot auch das Erscheinen einer Extrapost (einer Sonderfahrt einer Postkutsche). Die beste Uniform und die schönen Melodien des Posthorns machten diese Fahrten zu einer besonderen Erscheinung, die gerne als Pause von den Menschen in der Nähe genutzt wurde.

An den Posthaltestellen entlang der Strecke gab es für die Reisenden die Möglichkeit sich an einem Moselschoppen oder einem Imbiss zu erfrischen. Die Wirte der Posthaltestellen oder der angrenzenden Hotels und Gaststätten erhielten die jeweiligen Neuigkeiten durch die Postpassagiere oder Postangestellten um diese an ihre Gäste und Kundschaft weitergeben zu können.

Überregionale Bedeutung der Posthalterei in Alf
Die Posthalterei in Alf war nicht nur von regionaler Bedeutung. Nach der französischen Besetzung des Hunsrücks zwischen 1645 und 1648 hatte die Station Alf ab 1646 eine überregionale Bedeutung. Hier entlang führte die Umleitung der Niederländischen Postroute ab Lieser über Alf, Karden, Lay, Rheinfähre bei Koblenz, ... Dietkirchen bei Limburg ... Frankfurt und Nürnberg nach Augsburg.
Seit der Eröffnung der Moselbahn im Jahr 1879 sind die Postkutschen, Posthaltereien und weitere Einrichtungen langsam verschwunden. Häufig sind noch Hotels oder Gaststätten die den Namen „zur Post“ tragen Überreste der damaligen Tradition.

(Sebastian Weinand, Universität Koblenz-Landau, 2015)

Literatur

Martiny, Ute (1985)
Es geschah vor ca. 80 Jahren! Die letzte Postkutsche im Kreisgebiet.. In: Kreisjahrbuch Cochem-Zell 1985, S. 41-42. Monschau.

Posthalterei und Postkutschenbetrieb in Alf

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Koblenzer Straße 18
Ort
56859 Alf
Gesetzlich geschütztes Kulturdenkmal
Ortsfestes Denkmal gem. § 3 DSchG NW
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege, Denkmalpflege
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Literaturauswertung, mündliche Hinweise Ortsansässiger, Ortskundiger
Historischer Zeitraum
Beginn 1640 bis 1795, Ende nach 1879

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„Posthalterei und Postkutschenbetrieb in Alf”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-245836 (Abgerufen: 20. März 2025)
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