Fachwerkhaus in der Alfer Brunnenstraße

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Denkmalpflege
Gemeinde(n): Alf
Kreis(e): Cochem-Zell
Bundesland: Rheinland-Pfalz
Koordinate WGS84 50° 03′ 24,06″ N: 7° 07′ 31,99″ O 50,05668°N: 7,12555°O
Koordinate UTM 32.365.826,07 m: 5.546.616,03 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.580.645,59 m: 5.547.320,78 m
In Alf, an der Mittelmosel, gibt es ein Dutzend Fachwerkhäuser, von denen sich bis heute die meisten in verputztem Zustand erhalten haben. Das Haus Brunnenstraße 1 war bis zum Jahr 1983 ebenfalls verputzt. Das Haus war seit seiner Erbauung im 17. Jahrhundert Wohnhaus. Als solches sollte es genutzt bleiben, jedoch saniert, neu installiert und teilweise umgebaut werden, um wieder zeitgemäß als Wohnung für eine Familie zu dienen.

Objektbeschreibung
Das Haus steht beherrschend und giebelständig zur Ferdinand-Remy-Straße und mit der Traufe zur Brunnenstraße hin orientiert. Es ist ein Fachwerkhaus mit Vorkragung des ersten Obergeschosses und auffälliger Knagge (Im historischen Fachwerk mit auskragenden oberen Stockwerken werden Knaggen zur Aussteifung und zur Abtragung von Lasten zwischen den Ständern und den auskragenden Deckenbalken eingebaut) an der weiter ausladenden Hauskante. Das ebenerdige Kellergeschoss, wie das erste Obergeschoss werden von stark schiefrigem Grauwacke-Mauerwerk eingefasst, das zwischen einer Dicke von 80 cm (Kellergeschoss) und 65 cm (erstes Obergeschoss) wechselt. Zur Giebelseite ist das Mauerwerk auf einer Breite von 3,60 Meter durch eine Fachwerkkonstruktion unterbrochen. Die Fachwerkkonstruktion des zweiten Obergeschosses sitzt als Rahmenständerkonstruktion regelmäßig auf dem starken Mauerwerk des ersten Obergeschosses auf. Die vorderen Eckpfosten werden durch stilisierte Säulchen, einzelne Felder durch geschweifte Streben mit blattwerkstilisierten Nasen gegliedert. Die Eckpfosten werden jeweils von unten über zwei Felder abgestrebt und die beiden vorderen zusätzlich von oben durch ornamentierte Dreieckstreben ausgesteift. Der vordere Teil des Kellers ist mit einer Holzbalkendecke überdeckt, der hintere durch ein Gewölbe überspannt.

Das erste Obergeschoss zeigt sich im vorderen Teil zur Ferdinand-Remy-Straße hin in alter Zweiteilung, der hintere Teil in einer Veränderung, die durch den späteren Einbau eines Bades und einer modernen Konzentrierung der Treppenanlage daneben gekennzeichnet war. Die Proportionen einer für ein Moselwohnhaus typischen Wohndiele mit offenem Kamin waren somit nicht mehr erkennbar. Die Großzügigkeit war durch einen Dreier-Raumaufteilung aufgehoben. Im vorderen Teil war die Raumaufteilung somit original, nach hinten durch den Neubau der Treppe sowie einer zusätzlichen Teilung in zwei Räume gestört. Die Dachkonstruktion stellt ein Pfettendach (traditionelle Dachkonstruktionen zur Herstellung eines geneigten Daches, das namensgebende Hauptmerkmal sind die waagerechten Pfetten, auf denen die geneigten Dachsparren aufliegen) mit doppelt liegendem Stuhl und Kehlbalken dar.

Bau- und Restaurierungsgeschichte
Insbesondere die Schmuckformen des Fachwerks zeigen seine Erbauung im 17. Jahrhundert. Es wurde als Wohnhaus errichtet. 1850 wurde der Bau verputzt. Durch die oben genannten Umbaumaßnahmen wurde der typische Charakters eines Moselhauses jedoch zerstört.

Umbau- und Rekonstruktionsmaßnahmen
Bei den Umbau- und Rekonstruktionsmaßnahmen wurden diverse Schritte berücksichtigt, so wurden neben verformungsgerechten Bauaufnahmen, einer Bauzustandsuntersuchung, der Umbauplanung auch ein Raumprogramm entworfen.

Die ergriffenen Maßnahmen betrafen das gesamte Haus. Der ursprüngliche Putz von 1850 wurde entfernt. Die Entscheidung, das Fachwerk freizulegen, war verbunden mit der Forderung der Denkmalpflege, das Fachwerk, das im 17. Jahrhundert als Schmuckkonstruktion auf Sicht erbaut wurde, als solches wiederherzustellen, einen Rückbau zugunsten des ursprünglichen Erscheinungsbildes z.Z. der Erbauung vorzunehmen. Hiermit verbunden war demnach, wie oben erwähnt, den 1850 angebrachten Putz komplett zu entfernen und nicht zu erneuern.

Das Raumgefüge im Obergeschoss wurde möglichst originalgetreu wiederhergestellt. Hierzu musste wieder eine Wohnküche geschaffen werden. Zu diesem Zweck wurde die moderne Treppe in den Bereich des alten Kamins verlegt, der nicht mehr benötigt und abgebaut wurde. Auch die Farbfassung sollte originalgetreu herausgearbeitet werden. Die Balken des Fachwerks, die unter dem Putz noch in farbiger Fassung angetroffen wurden, wurden in Rot gehalten, begleitet von 3 cm breiten grauen Beistrichen (Zierlinien bei Fachwerkhäusern), die wiederum im Abstand von 3 cm von weiteren, 1 cm breiten Beistrichen begleitet waren. Die Fassade wurde nach historischem Befund restauriert. Alle Mauerflächen wurden weiß gemalt und alle Balken in rot mit den oben genannten Beistrichen.
Die Fenster wurden im ersten Obergeschoss im Bereich der in das feste Mauerwerk eingestellten Fachwerkkonstruktion dem Ständerrhythmus (eine Bauweise des Fachwerks) wieder angeglichen. Im Dachgeschoss wurde ein großes Lukenfenster durch eine zusätzlich eingebaute Strebe wieder in zwei Fensteröffnungen geteilt. An der Straßenfront änderte sich die Fenstereinteilung ebenfalls. Im vorderen Bereich wurden zwei kleinere ehemalige Fensteröffnungen mit Brüstungsschmuck gefunden und neu ausgebaut. Ein vorgefundenes Fenster war Vorbild für die beiden hinteren Fenster.
Weitere Umbaumaßnahmen waren der Einbau von Bad und WC im zweiten Obergeschoss, das bis dahin keine sanitären Einrichtungen aufwies, die Erneuerung der Installationen im gesamten Haus, der Ausbau des Dachgeschosses sowie die Neuerrichtung von drei Dachgauben zur Brunnenstraße hin.

(Sebastian Weinand, Universität Koblenz-Landau, 2015)

Literatur

Geißler, Veit (1986)
Restaurierung und Sanierung des Hauses Brunnenstraße 1 in Alf an der Mosel. In: Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz (Hrsg.): Denkmalpflege in Rheinland-Pfalz. Fachwerk. Jahrgang 39. 1984, S. 107-109. Mainz.

Fachwerkhaus in der Alfer Brunnenstraße

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Brunnenstraße 1
Ort
56859 Alf
Gesetzlich geschütztes Kulturdenkmal
Geschütztes Kulturdenkmal gem. § 8 DSchG Rheinland-Pfalz
Fachsicht(en)
Denkmalpflege
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Literaturauswertung, mündliche Hinweise Ortsansässiger, Ortskundiger
Historischer Zeitraum
Beginn 1600 bis 1700

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„Fachwerkhaus in der Alfer Brunnenstraße”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-245831 (Abgerufen: 19. April 2024)
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