Frühere Nutzung
Das ehemalige Schulgebäude auf Kockert war nicht von Beginn an als solches gedacht. Der hintere südliche Teil des Gebäudes wurde im Jahr 1732/33 zeitgleich mit der benachbarten Kirche St. Remigius erbaut und diente zu dieser Zeit als Frühmesserhaus. Ein solches Gebäude bietet einem Priester obdach, der zwar Stiftungsmessen, aber kein Hochamt lesen durfte. Erst in den Jahren 1755/56 wurden die Gemäuer um den nördlichen Gebäudeteil und das Dachgeschoss erweitert. Da das Gebäude seit dem Jahr 1755 die Funktion einer Schule erfüllte, liegt die Annahme nahe, dass die Gebäudeerweiterungen dazu dienten, Klassenzimmer und eine Lehrerwohnung einzurichten. Die heute obligatorische Schulpflicht gab es zu dieser Zeit allerdings noch nicht, sodass die Kinder lediglich in den Wintermonaten sowie an Sonn- und Feiertagen den Unterricht besuchten. Mädchen waren vom Unterricht kategorisch ausgeschlossen. Erst um Jahr 1815 führte die preußische Regierung die Schulpflicht ein. Diese veranlasste, dass die 107 schulpflichtigen Kinder Alfs in getrennten Gruppen unterrichtet wurden. Nach dem Unterricht diente deren Klassenzimmer der übrigen Bevölkerung als Tanzsaal und Gemeinderaum. 1841 wurden die Verhältnisse auf Kockert 10 so beengt, dass sich die Gemeinde dazu veranlasst sah, ein neues Schulgebäude in der Dorfmitte zu bauen. Nachdem die Schule nicht mehr als solche genutzt wurde, verfiel das Gebäude, bis es sich im Jahr 1874 in einem solch schlechten Zustand befand, dass es meistbietend versteigert wurde. Bis ins Jahr 1998 wechselte das Gebäude noch mehrmals den Besitzer, bis es schließlich von der Gemeinde aufgekauft wurde. In Zusammenarbeit mit dem Heimat- und Verkehrsverein Alf und vielen ehrenamtlichen Helfern wurde das Gebäude schließlich zum heutigen Heimatmuseum restauriert.
Heutiger Zustand und Ausstellung
Schon bevor man das Museum betritt, fällt die erste Besonderheit ins Auge. Die Eingangstür ist in einen Rahmen eingefügt, der einige unregelmäßige Rillen aufweist. Diese stammen von den damaligen Schülern, die ihre Schiefergriffel in der Sandsteinfassung anspitzten. Betritt man das Museum fällt schnell auf, dass man bei der Einrichtung bemüht war, die damaligen Verhältnisse möglicht authentisch wiederzugeben. Zunächst kommt man in die nachempfundene Lehrerwohnung mit offener Flurküche und offener Feuerstelle, die zugleich zur Verarbeitung von Lebensmitteln und zur Beheizung der Wohnung genutzt wurde. Darüber hinaus findet man einen Zugang zu einem Keller, in dem Vieh gehalten werden konnte. Etwas weiter hinten im Gebäude gelangt man in die gute Stube des Hauses. Diese war der einzig beheizte Raum der Wohnung und beherbergte das gesamte familiäre Leben. Über die Treppe in der Flurküche gelangt man ins Obergeschoss. In diesem ist der ehemalige Schulsaal bis 1841 nachempfunden. Darüber hinaus befindet sich hier eine Ausstellung, die den Besucher über weit mehr als nur die Historie des Hauses informiert, sondern auch die Dorfgeschichte und deren Bewohner ins Licht rückt. An einem Modell kann das für Alf wichtige Prinzip der Treidelschifffahrt nachvollzogen werden. Zudem wird die Industriegeschichte des Ortes Alf erzählt (siehe Videoclips zum Treideln und zur Firma Bellaplast in der Mediengalerie).
(Eric Christmann, Universität Koblenz-Landau, 2015; aktualisiert 2021)
Internet
www.alf-mosel.de: Dorf- und Heimatmuseum Alf (abgerufen 26.07.2022)