Evangelische Stiftskirche Sankt Goar

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege
Gemeinde(n): Sankt Goar
Kreis(e): Rhein-Hunsrück-Kreis
Bundesland: Rheinland-Pfalz
Koordinate WGS84 50° 09′ 2,16″ N: 7° 42′ 53,41″ O 50,1506°N: 7,71484°O
Koordinate UTM 32.408.185,47 m: 5.556.165,90 m
Koordinate Gauss/Krüger 3.408.223,84 m: 5.557.948,82 m
Geschichte
Der Heilige Goar gilt als Schutzpatron und Gründer der Stadt. Er kam um 495 aus Aquitanien (Frankreich) an den Rhein. Der Einsiedler erbaute eine Stift und eine kleine Kapelle, in der er Reliquien ausstellte und den Fischern und Schiffern vom Christentum predigte. Um das Jahr 575 starb Goar in Sankt Goar und wurde in seiner Kapelle beigesetzt. Um diese Grabstätte entstand eine Wohnsiedlung mit dem Namen Sankt Goar. Der Ort wuchs zu einem Wallfahrtsort heran. An der Stelle der Grabkapelle Goars wurden im Laufe der Zeit Kirchen gebaut, die heutige evangelische Stiftskirche ist die dritte Kirche an dieser Stelle. Diese Stiftskirche beherbergte das Hochgrab des heiligen Goar.
Nach dem Tode Goars erfolgte eine rege Wallfahrt zu dessen Grab und der Goarskapelle am Stift. Der Stift blieb im Laufe der Zeit bestehen. Unterschiedliche Kleriker führten Goars Arbeit fort. St. Goar entwickelte sich zu einem der drei Hauptsitze des Prümer Abts. Höhepunkt der baulichen Geschichte war der große Umbau durch Graf Philipp von Katzenelnbogen 1444, der das Langhaus aufbaute. 1460 stiftete er einen Altar zu Ehren Marias.

Im Zuge der Reformation wurde am 1. Januar 1528 die erste evangelische Predigt von Pfarrer Gerhard Eugenius Ungefug in der Stiftskirche gehalten. Als Kaiser Karl V., selbsternannter „erwählter“ Kaiser des Heiligen Römischen Reiches, in Begleitung des Trierer Kurfürsten und spanischer Bischöfe nach Sankt Goar kam, wurde ihm die Messe in der Stiftskirche verwehrt. Ein Gebet am Grab des heiligen Goar wurde ihm jedoch gestattet.
Als Landgraf Ernst von Hessen-Rheinfels 1652 mit seiner Frau Maria Eleonore in Köln zum katholischen Glauben konvertiert, erhält dieser die Erlaubnis außerhalb der Stadt eine Kapelle für den katholischen Glauben zu errichten, an die 1658 die Grabplatte des Heiligen Goar aus der Stiftkirche übergeben wird. Bis heute fanden im Laufe der Jahre einige Restaurierungsarbeiten in und an der Stiftskirche statt.

Beschreibung
Die Stiftskirche liegt im historischen und geographischen Zentrum der Stadt Sankt Goar, am sogenannten Markt. Der Kirchenbau liegt quer zum Fluss und ist eng begrenzt von den umliegenden Straßen und Plätzen (Abbildung Blick von Oberstraße nach Osten und Abbildung Blick von Oberstraße nach Westen).
Es handelt sich um einen Longitudinalbau, der aus einem quadratischen, außen drei- und innen fünfgeschossigem Westturm, einer zweigeschossigen Emporenhalle, einem Chorquadrat mit seitlichen Chorflanken und einem zweigeschossigen Apsis besteht. Das Kirchengebäude ist ein verputzter Bruchsteinbau aus schiefriger Grauwacke. Die Fenstereinfassungen, Pfeiler und ähnliches sind aus Sandstein gefertigt. Die Kirche ist geprägt vom Gegensatz zwischen dem romanisch/spätromanischen Chor und dem spätgotischen Hallenlanghaus mit Westturm. Der Chor mit Krypta und Apsis gehören zu den sogenannten rheinischen Etagenchören.

Der Gegensatz des Kirchengebäudes ist auch im Innenraum der Kirche zu finden: Im Chor ragt die Krypta im Vergleich zum Langhaus hoch hinaus. Sie diente ursprünglich als Grabstätte Goars, jedoch ist die Grabplatte dieses Grabes heute in der Katholischen Pfarrkirche in Sankt Goar zu finden. Die heutige Ausstattung der Kirche stammt überwiegend aus der Zeit des spätgotischen Langhauses. Außer einer Glocke und der Mensa des Hochaltars aus dem 13. Jahrhundert sind keine romanischen Ausstattungsstücke heute noch erhalten. Wie in vielen evangelischen Kirchen ging mit der Reformation Inventar der Kirche verloren. Das Dach des Kirchengebäudes besteht aus verschiedenen Teilen, die zu unterschiedlichen Zeiten entstanden oder restauriert und erneuert wurden.

(Tatjana Schemainda, Universität Koblenz-Landau, 2015)

Evangelische Stiftskirche Sankt Goar

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Am Markt
Ort
56329 Sankt Goar
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Auswertung historischer Karten, Literaturauswertung, Geländebegehung/-kartierung, Fernerkundung, Archivauswertung, mündliche Hinweise Ortsansässiger, Ortskundiger

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„Evangelische Stiftskirche Sankt Goar”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-244525 (Abgerufen: 19. September 2024)
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