Fünf-Wunden-Weg bei Wellmich

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege
Gemeinde(n): Sankt Goarshausen
Kreis(e): Rhein-Lahn-Kreis
Bundesland: Rheinland-Pfalz
Koordinate WGS84 50° 10′ 55,03″ N: 7° 41′ 54,8″ O 50,18195°N: 7,69856°O
Koordinate UTM 32.407.083,17 m: 5.559.671,91 m
Koordinate Gauss/Krüger 3.407.121,10 m: 5.561.456,20 m
Der Fünf-Wunden-Weg ist ein steiler Weg von 700 Meter Länge, der auf der Strecke von Wellmich nach Dahlheim auf die Höhe von Prath führt. An diesem Weg sind fünf ursprünglich aus Bruchsteinen gemauerte und heute verputzte Bildstöcke zu finden, die die Motivbilder der „Fünf-Wunden-Jesu“ zeigen. Der erste Bildstock wurde vermutlich 1869 errichtet, der Marienbildstock am Ende des Weges erst um 1900.

Nachdem auch in der Pfarrchronik keine genaueren Informationen über diesen Weg gefunden werden konnten, bildete sich 1987 eine Gruppe von sieben Männern aus Prath, Ehrenthal, Dahlheim, Brauchbach und Lahnstein, die sich der Instandsetzung der Bildstöcke annahm. Die Motivbilder wurden neu gemalt, die Bildstöcke restauriert und der erste Bildstock neu errichtet, denn dieser war nicht mehr auffindbar. Die Interessengemeinschaft „Fünf-Wunden-Weg“ pflegt diesen Weg noch heute.

Über den Fünf-Wunden-Weg existiert eine bis heute übertragene Geschichte von Ludwig Nies.
„Vor Zeiten standen im Wellmichtal fünf Mühlen am Bach. Der Weg auf die Höhe war noch nicht vorhanden. So hatten die verfeindeten Müller das gemeinsame Ziel, einen Fahrweg auf die Höhe zu errichten. Da stellt sich doch die Frage, wie die verfeindeten Müller ein gemeinsames Werk vollbringen sollten. In einer Märznacht starb Johann aus Borns Mühle nach einem Streit mit Konrad von der Heckermühle. Der Bornmüller baute in Andenken an seinen Sohn und zur Schande des Mörders ein Steinhäuschen, in das die Bornmüllerin ein Kreuz mit der Mutter des Gekreuzigten und den Jüngern aufstellte. Der Bornmüller baute einen breiten Steinpfad bis zu diesem Gedenkhäuschen. Eines Nachts klopfte Konrad an Bornmüllers Mühle und schrie um Hilfe, seine Frau sei nicht gut dran, die Bornmüllerin müsse helfe, sie wüsste Bescheid. Die Bornmüllerin eilte zu Hilfe, denn in Not kennen Frauen keine Feindschaft. Doch als sie zurückkam, brachte sie die Botschaft mit, dass es für Mutter und Kind zu spät war. Der verwitwete Nachbar der Bornmüllers baute ungefähr einen Steinwurf weiter oberhalb des Bornmüller Gedenkhäuschens ebenfalls eines für seine verstorbene Frau und das ungeborene Kind. Gemeinsam mit den Bornmüllers zog er den Pfad vom dem Fahrweg bis zum zweiten Gedenkhäuschen. Auch die anderen Müllerfamilien blieben vom Unglück nicht verschont und die Feindschaft in der Nachbarschaft verstärkte sich immer mehr. Als dann das Mädchen des dritten Müller Johann Jakob Schweikhart zum Unmut der Familie ein Verhältnis mit dem Nachbarsbub, dem Sohn des Heckmüllers Alois, anfing, machte ihr die eigene Familie das Leben schwer bis sie an einer Lungenentzündung starb und der junge Johann Jakob Schweikhart außer Lande ging. Man sah ihn nie wieder. Auch für sie beide wurde, kaum einen Steinwurf des zweiten Gedenkhäuschens entfernt, jeweils ein weiteres Gedenkhäuschen errichtet. Mit Einwilligung der anderen beiden Müllerfamilien verlängerten die Schweikharter und die Heckmüller den Weg. Nur noch die Hackers wohnten jetzt abseits. An einem Spätherbstmorgen fand man den Sohn der Hackers, der dafür bekannt war, dass er verwirrende Selbstgespräche führte, erhängt im Gestrüpp des Berghanges. Der alte Hacker fing noch vor dem Winter an, ihm ein Gedächtnis zu errichten und die anderen Müllerfamilien kamen ihm zu Hilfe. Dieses fünfte Häuschen wurde Sühnehäuschen genannt.“

(Michelle Homburger, Universität Koblenz-Landau, 2015)

Literatur

Lauer, Rosemarie; Schwarz, Hans (1993)
Chronik Wellmich und Ehrenthal. Die nördlichen Vororte der Loreleystadt St. Goarshausen. S. 722-724, Sankt Goarshausen.

Fünf-Wunden-Weg bei Wellmich

Schlagwörter
Ort
56346 Sankt Goarshausen - Wellmich
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Literaturauswertung, Geländebegehung/-kartierung, mündliche Hinweise Ortsansässiger, Ortskundiger
Historischer Zeitraum
Beginn 1869 bis 1900

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„Fünf-Wunden-Weg bei Wellmich”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-244517 (Abgerufen: 24. März 2025)
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