Lage und Geschichte Am Schneeberg entspringt der Wildbach mit den „Sieben Quellen“, von deren lateinischer Bezeichnung septem fontes sich der Name des Ortes herleitet. Historisch liegt Seffent an dem Weg, welcher von den Höhen des Seffenter Bergs im Nordwesten quer durch das Tal an den Sieben Quellen vorbei Richtung Aachen verläuft. Seit 1930 ist der im Ortsmittelpunkt kreuzende Fußweg zur Schurzelter Straße ausgebaut, die heute als breite Durchfahrtsstraße mitten durch den Ort nach Laurensberg führt.
Die Geschichte des Ortes und seine bauliche Überlieferung lassen sich an Hand weniger Daten zusammenfassen. 896 schenkte der lothringische König Zwentibold den zur Aachener Pfalz, zum Aachener Marienstift, gehörenden Fronhof Seffent seiner Tante Gisela, einer Tochter von König Lothar II. Nach ihrem Tod fiel der Hof zurück in Reichsbesitz. 1072 wurde er dem Aachener Münsterstift geschenkt und konnte über Jahrhunderte als Allodialbesitz des Aachener Stadtadels und als einer der Nebenhöfe der Aachener Pfalz seine Selbständigkeit behaupten. Seit dem frühen 20. Jahrhundert stellt der Ort ein beliebtes Ausflugsziel dar, welches zahlreiche malerische Blickwinkel anbietet. Zeitweise bestanden in Seffent drei Restaurationsbetriebe.
Die Burg Seffent Nördlich der Quellen auf der gegenüberliegenden Straßenseite steht die Burg Seffent, auch Seffenter Hof genannt. In der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts erfolgte der Neubau einer geschlossenen wasserumwehrten Vierflügelanlage, die bis heute in der Grundstruktur und in der baulichen Substanz des 16. bis 18. Jahrhunderts besteht. Nach wie vor bestimmt sie sowohl die Ortsmitte als auch den Übergang zum Landschaftsraum am nördlichen Dorfrand. Weitere prägende Bauten sind vier stattliche landwirtschaftliche Höfe, überwiegend aus weiß geschlämmtem Bruchsteinmauerwerk, in Vierkantform mit rückwärtigen Ställen und Scheunen.
Kulturhistorische Bedeutung In der ungewöhnlich dichten historischen Bausubstanz und im engen Wechselbezug mit dem topografischen Raum stellt Seffent ein historisch gewachsenes und im Eindruck homogenes Ganzes dar. Ein Denkmalbereich könnte die Erhaltung dieses historischen Wertes unterstützen. Schutzgegenstände eines entsprechenden Denkmalbereiches sind der Ortsgrundriss, die aufgehende Bausubstanz einschließlich straßenräumlicher Details wie Mauern, Zäune, Hecken und Pflasterungen, die historischen Freiflächen insgesamt, der Baumbestand, der historisch begründete Bewuchs, die ortsinneren Blickbezüge und die Fernwirkung der Ortssilhouette sowie die Ortsansicht mit der Dachlandschaft. Zu den erhaltenswerten Freiflächen gehören vor allem die Obstwiesen, Wiesen, Weiden und die typischen von Baum- und Buschreihen gegliederten Hangterrassen am Ortsrand.
Seffent ist im historischen Entwicklungsprozess einzigartig. Die 896 erstmals erwähnte Siedlungsstelle entstand aus der königlichen Hofstelle eines Erfex mit seinen acht Kerlen (eines Herrschers mit seinen acht Gefolgsleuten). Diese königliche Hofstelle, in späterer Zeit als Fronhof bezeichnet, ist bis Mitte des 20. Jahrhundert in der Anzahl der Hofstellen gleich geblieben. So ist Seffent durch die Lage, durch den Wechselbezug zwischen topografischen Gegebenheiten und Besiedlung, durch die Hofgrößen, ihre Form (Vierkanthöfe), ihr räumliches Miteinander und ihre Einbindung in das Wegenetz ein Zeugnis eines frühmittelalterlichen Hofgutes. In diesem historischen Bestand und der reizvollen Lage seit über hundert Jahren erfreut sich Seffent als ein beliebter Ausflugsort an den Sieben Quellen. Ziel eines Denkmalbereiches ist, den Ort als Gesamtheit zu schützen, geplante Veränderungen an den historischen Spuren zu messen und mit den Zielen des Denkmalschutzes abzustimmen.
(Elke Janßen-Schnabel, LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland, 2020)
Quelle Bornemann, H.; Knopp, W.; Lenz, M; Müllejans, H.; Sudendorf, H. J.; Vaagland, A.; Landesstelle für Naturschutz und Landschaftspflege Düsseldorf, D. Boeminghaus, K. Hegewald, H.J. Bauer; Bezirksstelle für Naturschutz und Landschaftspflege Köln, H. J. Prautzsch (1973): Projekt Seffent. Eine unveröffentliche Projektarbeit der Fachhochschule Aachen, Fachbereich Design. Aachen.
Literatur
Kasig, Werner / Lepper, Herbert (Hrsg.) (1995)
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Kottmann, Dieter (1996)
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Krämer, Karl Emmerich (1984)
Burgen in und um Aachen. S. 23. Duisburg.
Lepper, Herbert (Hrsg.) (1995)
Laurensberg in seiner Geschichte. Aachen.
Richter, Wolfgang; Peukert, Wolfgang (1986)
Die schönen Häuser von Aachen. Mülheim.
Weckend, Ruth (1944)
Seffent bei Aachen und Laurensberg, ein karolingischer Fronhof. Dissertation, Technische Hochschule Aachen. Aachen.
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