Denkmalbereich Biesenkamp

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Denkmalpflege
Gemeinde(n): Kleve (Nordrhein-Westfalen)
Kreis(e): Kleve (Nordrhein-Westfalen)
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Koordinate WGS84 51° 47′ 49,5″ N: 6° 09′ 12,97″ O 51,79708°N: 6,1536°O
Koordinate UTM 32.303.730,01 m: 5.742.302,16 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.510.639,97 m: 5.740.336,81 m
Lage
Am Biesenkamp / Ecke Emmericher Straße entstand um 1930 eine neue Wohnstraße. Sie liegt etwa zwei Kilometer nordöstlich der Klever Innenstadt und ein Kilometer südwestlich vom alten Ortskern von Kellen an der Ausfallstraße nach Emmerich. Zwischen den beiden historischen Orten erfolgte um 1930 auf Acker- und Gartenland die Erschließung von neuem Bauland. Denn nach Anschluss an das Eisenbahnnetz und Eröffnung des Klever Bahnhofs nordöstlich der Stadt 1863 hatten sich in Bahnhofsnähe Gewerbebetriebe angesiedelt.
Seit 1911 fuhr durch die Emmericher Straße die Straßenbahn von Kleve zum Rheinufer zur Fähre nach Emmerich (Ergänzung C. Weber, 2023).

Geschichte
Ende der 1920er Jahre erwarb der Klever Bauunternehmer Reinhard Hoymann ein Stück Wiesengelände. Nach Anlage eines im rechten Winkel nach Norden abzweigenden Straßenabschnitts errichtete er 1929/30 ein Eckgebäude mit Geschäften und im Anschluss auf etwa gleich großen Grundstücken acht freistehende Wohnhäuser im Stil kleiner Villenbauten mit Gärten, die er verkaufte oder vermietete. Er selbst zog mit seiner Familie in das Wohn- und Geschäftshaus an der Ecke. An der gegenüberliegenden Ecke eröffnete die Klever Kreissparkasse 1929 eine Filiale.

Beschreibung
Der Bereich setzt sich aus dieser Häuserzeile mit den Kopfbauten an der Emmericher Straße und aus den der Straßeneinmündung gegenüberliegenden Bauten zusammen. Die Bauten am Biesenkamp sind untereinander gleichartig, umgeben von Gartenanlagen. Die Baukörper stehen hier, von der Straße zurückgesetzt, hinter Vorgärten in einer Flucht, in gleichem Abstand zueinander. Es sind Bauten aus Ziegelmauerwerk, größtenteils unverputzt, in kubischer Grundform auf annähernd quadratischem Grundriss (ca. 9 mal 9 Meter). Die anderthalb- bzw. zweigeschossigen Häuser haben Mansarddächer mit Ziegeldeckung. Sie sind entweder traufständig oder giebelständig, an den Seiten erschlossen und mit Schauseiten zur Straße, die mit unterschiedlichen Architekturelementen (polygonaler oder halbrunder Erker im Erdgeschoss, Zwerchhäuser), mit wechselnden Fensterformaten, mit Zierformen in den Ziegelflächen und mit variierenden Farbtönen im Mauerwerk spielerisch und vielgliedrig gestaltet sind. Dagegen sind die Rückseiten eher schmucklos gehalten.

Der Straßenraum ist durch Vorgärten geprägt, rückwärtig liegen die ehemaligen Nutzgärten, heute Ziergärten und seitlich Abstandsflächen mit Erschließung. Die Vorgärten sind von niedrigen Mauern eingefasst, einzelne zusätzlich von geschnittenen Hecken; vereinzelt ist bauzeitlicher Bewuchs erhalten. Die Kopfbauten und die drei der Straßeneinmündung gegenüberliegenden Bauten sind vom Bautyp schlichte Wohn- und Geschäftshäuser aus roten Ziegeln. Architektonische Besonderheiten sind die Eckfenster, die durchgehenden gemauerten Gauben und schlichte Ziergewände aus Ziegeln, horizontale Bänderungen und gestufte mit Zinkblech gedeckte Verdachung.

Der Siedlungsbereich weist weist folgende denkmalpflegerisch charakteristischen Merkmale auf:
  • Grundriss aus Wegeführung und Parzellenstruktur
  • Freiflächen, Verhältnis von bebauter zu unbebauter Fläche
  • Aufgehende Bausubstanz mit den straßenräumlichen Details
  • Historische Freifläche
  • Straßenraum
  • Blickbezüge im Straßenraum
  • Einzelbäume und Bewuchs

Bedeutung nach Denkmalschutzgesetz NRW
Die um 1930 angelegte Straße Biesenkamp in der östlichen Zeile hat ihren ursprünglichen Charakter einschließlich der baulichen Anbindung an die Emmericher Straße in Funktion und Gestalt weitgehend bewahrt: als eine ruhige Wohnstraße mit Vorstadtcharakter, eine substantiell überwiegend originale Hauszeile an einer in der Wohnqualität bevorzugten und im Verkehrsaufkommen der Durchfahrtsstraße nachgeordneten Straße.
Die historische Substanz, die Reihung der Bauten lassen als Wohnzeile auf freiem Feld die städtebauliche Entwicklung, Entwicklungsanstöße, Entwicklungstendenzen und das städtische Selbstverständnis dieser Zeit erkennen, außerdem die Bedeutung der gewerblichen Erweiterung und durch die Lage und die Anordnung der Bauten auch die Rahmenbedingungen zum Wohnen mit gehobenem Wohnstandard in dieser Zeit.
Die Wahl der Architektur unterstützt die werbewirksame Ablesbarkeit der Architekturvarianten in einem „gebauten Katalog“ des Bauunternehmers Hoymann. Die konservativen, traditionalistischen, regional begründeten handwerklichen Ausprägungen sind ein Charakteristikum der Ziegel- bzw. Backsteinbaukunst dieser Zeit am unteren Niederrhein, die, beeinflusst von den Architekturströmungen der benachbarten Niederlande, architektonisch einen regional verankerten Sonderweg beschritt.
Städtebaulich ist die Bautengruppe ein Zeitschnitt, eine Momentaufnahme des Themas beidseitige Erweiterung entlang der geschäftigen Durchfahrtsstraße mit Anbindung eines ruhigen Wohnbereiches im Grünen. Die Straße am Biesenkamp erfüllt die Kriterien zur Ausweisung eines Denkmalbereiches.

(Elke Janßen-Schnabel, LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland, 2023)

Quellen
  • Marco Kieser, Gutachten zum Denkmalwert: Kleve, Biesenkamp 11, LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland vom 4.6.2018.
  • Stadt Kleve, Stadtarchiv Kleve, LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland, Flächendeckende Erfassung des denkmalwerten Bestandes (2010).

Literatur

Evers, Ingbert (1995)
Volksbank und ihre Geschichte in der Gemeinde Kellen. In: Cellina 17, S. 4-7. Kleve.
Hoymann, Rainer (2009)
Tue recht und scheue niemand. In: Cellina 46, S. 7-10. Kleve.
Kellener Heimat- und Kulturverein Cellina e.V. (Hrsg.) (2005)
Mittendrin. 75 Jahre neue Ortsmitte Kellen. In: Cellina 37, S. 19. Kleve.
Schouten, Alois (1995)
Die Sparkasse in Kellen. In: Cellina 18, S. 4-7. Kleve.

Denkmalbereich Biesenkamp

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Biesenkamp 1
Ort
Kleve - Kellen
Fachsicht(en)
Denkmalpflege
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Übernahme aus externer Fachdatenbank
Historischer Zeitraum
Beginn 1930

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Elke Janßen-Schnabel: „Denkmalbereich Biesenkamp”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/BODEON-91230-25052020-313761 (Abgerufen: 25. März 2025)
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