Im Norden von Düsseldorf zwischen Nordpark und Theodor-Heuss-Brücke, zwischen Kaiserswerther Straße und Rhein, am Rand vom alten Ort Golzheim, liegt die Siedlung Golzheim, die ehemalige Schlagetersiedlung.
1937, vier Jahre nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten, präsentierte sich das Deutsche Reich in Düsseldorf mit der Ausstellung „Schaffendes Volk“. Die Schwerpunkte Wirtschaft und Industrie, Wohnen und Siedeln, Garten und Kunst, Freizeit und Arbeit sollten die nationalsozialistischen Leistungen im alltäglichen Leben widerspiegeln, beispielhaft gezeigt in Industriehallen und in zwei Mustersiedlungen mit zugehörigen Mustergärten. Während im Norden des Ausstellungsgeländes die Wilhelm-Gustloff-Siedlung mit 14 Häusern als Arbeitersiedlung entstand, sollte einen Kilometer südlich die sogenannte „Schlagetersiedlung“ Wohnraum mit gehobenen Ansprüchen für Führungskräfte aus Politik, Wirtschaft und Kunst vorzeigen und anbieten.
Ein General-Bebauungsplan ordnete das Ausstellungsgelände mit dem Schlageterforum an zentraler Stelle und band das gesamte Areal, im Süden beginnend mit der Schlagetersiedlung, städtebaulich in den Norden des Stadtgefüges von Düsseldorf ein. Auf dem weitläufigen Gartengelände zweier Villen der Familie Leiffmann setzte sich die Siedlung schließlich aus 84 Einfamilienhäusern zusammen. Drei Geschäfte (Bäckerei, Metzgerei, Lebensmittelladen) und eine Gastwirtschaft – der Dorfkrug – an der nördlichen Stirnseite des zentralen Platzes deckten die Grundversorgung. An der gegenüberliegenden Platzseite lag ein Künstlergemeinschaftshaus mit 12 Ateliers für alleinstehende Künstler und mit einem Ausstellungsraum.
Auf der Grundlage festgelegter Regeln zur Ausprägung sowohl der Bauten als auch des Straßenraumes entwarfen und realisierten 56 linientreue Architekten, darunter zahlreiche ortsansässige, ein Haus oder mehrere Objekte, durchweg schlichte, eingeschossige weiß geschlämmte Backsteinbauten mit schwarzgrau gedeckten Satteldächern. Den Freiflächen wurde besondere Aufmerksamkeit geschenkt, insbesondere sollten Lage und Grundriss der Häuser den vorhandenen Baumbestand berücksichtigen. Acht Musterhäuser und 10 Künstlerhäuser, jeweils mit Atelier, dienten während der Ausstellung als Vorzeigeobjekte. Insbesondere am nördlichen und östlichen Rand nahmen in den 1950er und 1960er Jahren Neubauten von Einfamilienhäusern die Prinzipien von Architektur und Städtebau der Siedlung auf, setzten in gleicher gestalterischen Ausprägung den baulichen Bestand fort und rundeten die Siedlung zu einem städtebaulichen Ganzen ab. Heute verdichten sich die baulichen und gärtnerischen Zeugnisse der übereinander liegenden Zeitschichten zu einer bedeutenden Gesamtaussage des gebauten Ortes, der Siedlungsgeschichte und der Ortsgeschichte der Stadt Düsseldorf. Diese Gesamtaussage ist substantiell überliefert und insgesamt erhaltenswert.
Seit Mai 2014 ist die entsprechende Satzung zum Schutz der Siedlung als Denkmalbereich rechtskräftig.
(Elke Janßen-Schnabel, LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland, aus: Pufke (Hrsg.) 2016)
Literatur
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