Etwa drei Kilometer südwestlich von Willich, westlich von Schiefbahn an der Straße nach Neersen, liegt ein bauliches Ensemble der Industriegeschichte des späten 19. Jahrhunderts aus Fabrik der ehemaligen Weberei Deuß & Oetker, Siedlung, Gesellschaftshaus und Villa.
Ergänzend zur Landwirtschaft entwickelte sich in der näheren und weiteren Region seit dem 18. Jahrhundert die Heimarbeit am Spinnrad und am Webstuhl zu einem die Existenz der Kleinbauern sichernden und die Landwirtschaft ergänzenden Erwerbszweig. In den größeren Städten wurden die aus Flachs gewebten Leinenstoffe über Verleger verkauft. Bis ins 19. Jahrhundert war die Hausweberei der wichtigste Gewerbezweig in Schiefbahn, zum Ende des 19. Jahrhundert entstanden erste Fabriken, deren Bestehen den Rückgang der Hausweberei mit sich zog und neue wirtschaftliche Entwicklungen anstieß.
Der Bau der Weberei Deuß & Oetker ab 1889 leitete einen regelrechten wirtschaftlichen Aufschwung ein. Zusammen mit den Fabrikbauten wurde eine Siedlung für auswärtige Arbeiter errichtet, zwischen der Siedlung und der Fabrik entstand als zentraler Bau für das gemeinschaftliche Leben ein Gesellschaftshaus und jenseits der Fabrik baute einer der Teilhaber, Albert Oetker, wenig später seinen Sommersitz.
Das bauliche Ensemble aus Fabrik, Fabrikantenvilla mit Park, Arbeitersiedlung mit Gesellschafts-haus ist heute in der Grundstruktur in großen Teilen der Substanz erhalten.
Insbesondere die Siedlung aus überwiegend eingeschossigen untereinander gleichwertigen Bauten aus rotem Ziegelstein mit straßenseitig architektonischen Schmuckformen wie Giebelhäusern und mit einfachen Ziergliederungen aus gelbem Ziegelstein (Lisenen, Fensterstürze, Bänderungen) stellt in geschlossener Bauweise entlang der Straßenflucht eine gebaute Gesamtheit dar. Die Häuser stehen auf langen schmalen Parzellen mit rückwärtigen Gärten, die der Selbstversorgung dienten. Trotz Modernisierung und baulicher Veränderungen ist Zusammengehörigkeit der Wohnhäuser und der Gesamtcharakter des Ensembles nur unwesentlich beeinträchtigt. Siedlung, Fabrik, Gesellschaftshaus und Villa lassen im Miteinander als ein Ganzes die Zeit der Industrialisierung um 1900 auf dem Land, insbesondere die Entwicklung der Arbeits- und Lebensverhältnisse des Ortsteiles anschaulich nachvollziehen und begründen als wichtiges Dokument der Ortsgeschichte, der Geschichte der Textilindustrie am Niederrhein, als Zeugnis der Fabrik- und Siedlungsarchitektur des späten 19. Jahrhunderts den Schutz durch den Denkmalbereich.
Schutzgegenstände sind das Erscheinungsbild insgesamt, der Ortsgrundriss aus Straßen, Plätzen und allgemeinen Freiflächen sowie die historische Bausubstanz einschließlich der jeweils zugeordneten Freiflächen.
Die Denkmalbereichssatzung, die das Ensemble schützt, ist seit 1993 rechtskräftig.
(Elke Janßen-Schnabel, LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland, aus: Pufke (Hrsg.) 2016)
Literatur
Pufke, Andrea (Hrsg.) (2016)
Denkmalbereiche im Rheinland. (Arbeitsheft der rheinischen Denkmalpflege 83.) S. 282-284, Petersberg.
Schrömbges, Paul (2003)
Kaiserreich und Erster Weltkrieg (1871-1914). In: Willicher Kulturstiftung der Sparkasse Krefeld (Hrsg.): Geschichte der Stadt Willich und ihrer Gemeinden, S. 383-519. Willich.
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