Venwegen liegt im Münsterländchen, 300m über dem Meeresspiegel am nördlichen Rand der Eifel, 4 Kilometer südöstlich von Kornelimünster und etwa 15 Kilometer von Aachen entfernt. Der Ort erstreckt sich als Straßendorf an der Verbindung von Kornelimünster über Mulartshütte in die Eifel, dort, wo die Straße den Konesiefen quert und aus dem Indetal zum Wald von Kornelimünster ansteigt.
Erzvorkommen - Galmei, Eisen, Blei - führten bereits in vorrömischer Zeit zu einer Siedlungsbildung in diesem Bereich der Voreifel, die in römischer Zeit verstärkt wurde. In karolingischer Zeit, als Ludwig der Fromme 814 das Kloster St. Salvatoris ad Indam, das spätere Benediktinerkloster in Kornelimünster gründete, erlebte die Region einen Entwicklungsschub. Venwegen gehörte zum Land der Abtei, zum Münsterländchen, die Grund- und Gerichtsbarkeit lag beim Abt, die zuständige Pfarrkirche war bis zur Säkularisation in französischer Zeit St. Stephanus in Kornelimünster. In dieser Zeit wurde der Ende des 18. Jahrhunderts (1782-84) in Venwegen errichtete Kapellenbau St. Brigida zur Pfarrkirche erhoben. Venwegen wird 1303 erstmals urkundlich genannt. Vermutlich war der Hönigerhof Fronhof der Abtei im Norden des Ortes. Die Ortsstruktur des südlich an den Hof anschließenden Straßendorfes mit rückwärtigen Nutzflächen lässt vermuten, dass der abteiliche Hof mit seiner Bewritschaftung dem Ort das Grundmuster vorgab. Nördlich an den Hof schließen die großen Flurstücke der Wirtschaftsflächen, südlich entwickelte sich eine Siedlung entlang der kurvig ansteigenden Straße aus freistehenden kleinen Hofstellen auf kleiteiliger Parzellierung für die zugeordneten landwirtschaftlichen Arbeiter. Im späten Mittelalter führte die Nachfrage nach Galmei und Messingwaren zu einem weiteren Aufschwung im Münsterländchen. Bewohner arbeiteten zum Teil in Gruben und Mühlen. 1801 zählte Venwegen 73 Häuser und 234 erwachsene Einwohner, Existenzgrundlage war die Landwirtschaft, ergänzend die Arbeit in den Stolberger Tuch- und Metallfabriken. Seit der kommunalen Neugliederung 1972 gehört Venwegen zu Stolberg.
Westlich parallel zur Vennstraße, etwa 100 bis 150 Meter von den Häusern entfernt, erschloss ein Wirtschaftsweg die rückwärtigen Ställe, Scheunen und Ländereien. Der vorwiegende und für die Region spezifische Haustyp ist ursprünglich aus Fachwerk, seit dem 18. Jahrhundert aus dem in der Umgebung gebrochenen brau-grauen Kalkstein, einraumtief, quer erschlossen, giebelständig zur Straße mit dem Eingang an der dem Wind abgewandten Seite und mit Satteldach gedeckt. Viele Straßengiebel weisen keine Fenster auf. Drei Räume - Küche, Stube, Stall - liegen nebeneinander. Nahezu jede Hofstelle verfügt über einen eigenen Brunnen und einen Bering, einen befestigten Hofplatz vor der Haupteingangstür. Erweiterungen erfolgten in Form von separaten Neubauten in gleicher architektonischer Bauform, als Verlängerung oder in Winkelform an den Ursprungbau. Einzelne Wegekreuze markieren historische Wegebezüge und zeugen von der religiösen Prägung des Landschaftsraumes.
In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts entstanden zwischen den historischen Bauten einzelne Neubauten und im Osten des Straßendorfes neu ausgewiesene Baugebiete. Dennoch ist das Straßendorf im historischen Kern als in sich stimmige geschlossene Einheit in der prägenden Struktur und mit der Bausubstanz des 18. und 19. Jahrhunderts in offener Bauweise erhalten. Der Hönigerhof markiert den nördlichen am Ortseingang, die Pfarrkirche St. Brigida betont zusammen mit dem Pfarrhaus und mit dem Missionskreuz die Ortsmitte. Neben den annähernd 60 denkmalwerten Bauten weist der Ort zahlreiche weitere Objekte auf, die mit ihrer historischen Bausubstanz den historischen Gesamteindruck schließen und den Ort als ein gewachsenes Ganzes erleben lassen. Mauern und Hecken, einzelne Bäume an markanten Standorten, einzelne Vorgärten, hofnahe Wiesen und von Hecken eingefriedete Baumgärten sind wesentliche funktionsbestimmte anschauliche Elemente des dörflichen Außenraumes. Eine Freifläche mit eigener historischer Bedeutung ist der Friedhof.
Schutzgegenstände der Satzung sind der langgestreckte Ortsgrundriss des Straßendorfes aus Wegeführung (Hauptstraße, Wirtschaftsweg) und Parzellenteilung, die Bausubstanz insgesamt einschließlich der außenräumlichen Details (Mauern, Stufen, historische Pflasterungen, Hecken), die zu den Höfen gehörigen Freiflächen (Hoffläche, Nutzgarten, Baumgarten, Wiese, Ackerfläche) und die Blickbezüge, die den Ort in seinen charakteristischen Merkmalen erleben lassen. Hier ist insbesondere der Blick durch die aufsteigende gewundene Straße zu nennen, der den Straßenraum mit den rhythmisch gereihten historischen Höfen als das einheitliche Ortsinnere des Straßendorfes aus der Mehrheit untereinander ähnlicher baulicher Anlagen anschaulich macht.
Die Satzung ist seit 1993 rechtskräftig.
(Elke Janßen-Schnabel, LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland, aus: Pufke (Hrsg.) 2016)
Literatur
Pufke, Andrea (Hrsg.) (2016)
Denkmalbereiche im Rheinland. (Arbeitsheft der rheinischen Denkmalpflege 83.) S. 250-252, Petersberg.
Schild, Ingeborg (1984)
Venwegen – ein Straßendorf am Nordrand der Eifel. In: Heimatblätter des Kreises Aachen, (Heft 2-4.) Aachen.
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