Der Friedhof, eine trapezförmige - an drei Seiten rechtwinklige, im Osten abgeschrägte - Anlage parallel zur Friedhofsstraße, ist geometrisch gegliedert, durch wassergebundene Wege erschlossen und zeichnet sich durch eine weitgehend gleiche Gestaltung der Gräber aus. Die weiß gestrichenen schlichten Holzkreuze - 1,40 Meter hoch und 0,60 Meter breit - mit gleichem Schriftfeld sind das die Gesamtanlage zusammenhaltende Merkmal und verleihen dem Friedhof sein charakteristisches und homogenes Erscheinungsbild. Die jeweilige Inschrift in antiker Schrift beginnt mit den Worten „Hier ruht in Gott“, es folgen Name und Lebensdaten des Verstorbenen. Buchenhecken teilen den Friedhof in Kompartimente, die Grabstätten (Einzelgräber, Wahlgräber) sind jeweils von niedrigen Steinmäuerchen oder Buchsbaumhecken einfasst. Bäume betonen die Anlagenstruktur und die Gesamtwirkung als gartenarchitektonischen Körper.
Die heute vorhandenen Kreuze sind jünger als die Friedhofsanlage selbst. Weitere Elemente des Friedhofs, die bereits in der Konzeption vorgesehen waren, sind ein Ehrenmal zum Gedenken der Gefallenen aus den beiden Weltkriegen 1914/18, 1939/45 und die Leichenhalle aus der Nachkriegszeit. Die Urnenwand aus schwarzen Steinplatten ist aus jüngster Zeit.
Der Friedhof wird typologisch und gestalterisch der Reformbewegung des frühen 20. Jahrhunderts zugeordnet, in Abkehr von den aufwändigen Grabmalgestaltungen des ausgehenden 19. und der Jahrhundertwende strebten die Reformer eine formale Abstraktion im künstlerischen Entwurf des Einzelgrabs an, eine Versachlichung, aber auch eine größere Einheitlichkeit und den typisierten Aufbau von Gesamtanlagen. Neu gegründete Vereine und Verbände für Friedhofsgestaltung erließen entsprechende Friedhofssatzungen.
Der ländliche Friedhof galt als Sonderform. Für ihn forderte die Heimatschutzbewegung eine nüchterne, einheitliche (anti-städtische, anti-bürgerliche) Gestaltung mit den Gräbern als Teil des Friedhofs als ein Ganzes. Die neuen Ideen schlugen sich in den Richtlinien für die Gestaltung des Friedhofs und Musterfriedhofsordnung aus dem Jahr 1937 nieder. Eine solche Einheitlichkeit sieht die Friedhofsordnung vom 13.11.1946 für Braunsrath vor. Vorbild war der 1936 nach Entwurf des gleichen, überregional bedeutenden Planers angelegte Friedhof in Haaren.
Professor Carl Ludwig Schreiber (1903 Essen - 1976 Freising) arbeitete seit 1927 als freischaffender Garten- und Landschaftsarchitekt in Aachen. Daneben war er zwischen 1926 und 1933 Fachlehrer für Gärtner an der Gewerbeschule in Aachen. 1948 erhielt er einen Lehrauftrag an der Architektur-Abteilung der RWTH Aachen, 1952 eine Honorarprofessur. Von 1956 bis 1972 war er Ordinarius am Lehrstuhl für Garten- und Landschaftsgestaltung an der TH München-Weihenstephan. Neben zahlreichen Veröffentlichungen zählen zu seinen wichtigsten gebauten Werke der Waldfriedhof Lauheide in Münster; der Soldatenfriedhof Hürtgenwald, zahlreiche Privatgärten und öffentliche Grünanlagen. Auch baute er maßgeblich die Hochschulausbildung in Weihenstephan auf.
Der Friedhof in Braunsrath ist von hoher Seltenheit. Als ungewöhnlich anschauliches Zeugnis von maßgeblichen Gestaltungstendenzen der Entstehungszeit, die über das formale hinaus von kultur- und gesellschaftsgeschichtlichem Interesse sind, kommt dem Friedhof hohe und überregionale Bedeutung zu.
Ziel der Denkmalbereichssatzung ist, die wesentlichen Merkmale zu erhalten: die Gesamtstruktur, die Größe der Einzel- oder Doppelgräber, die Schlichtheit und kleine Dimension der Einfassung, die Einheitlichkeit der Grabkreuze in Größe, Form- und Farbgebung sowie die Art der Beschriftung.
An der Erhaltung der prägenden Strukturen und Elemente besteht aus wissenschaftlichen, insbesondere kultur- und religionsgeschichtlichen Gründen ein öffentliches Interesse. Auch ist der Friedhof ein ortsgeschichtliches Dokument, ein Archiv des Ortes und seiner Einwohner.
Die Satzung trat 2001 in Kraft.
(Elke Janßen-Schnabel, LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland, aus: Pufke (Hrsg.) 2016)
Quellen
- Gutachten LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland, Marco Kieser, 2001
- Unterlagen im Gemeindearchiv Waldfeucht, zur Verfügung gestellt von der Unteren Denkmalbehörde der Gemeinde