Denkmalbereich „Waldfeucht - Friedhof Haaren“

Waldfeucht-Haaren, Friedhof

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Denkmalpflege
Gemeinde(n): Waldfeucht
Kreis(e): Heinsberg
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Koordinate WGS84 51° 05′ 37,98″ N: 6° 02′ 3,96″ O 51,09388°N: 6,03443°O
Koordinate UTM 32.292.347,13 m: 5.664.448,79 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.502.456,20 m: 5.662.091,23 m
Nördlich außerhalb der Ortschaft Haaren, nahe der niederländischen Grenze leicht erhöht am Waldrand, liegt der „Waldfriedhof“. Im Süden und Südwesten von Wiesen umgeben, wurde er 1936 nach einem Entwurf des Gartenarchitekten Carl Ludwig Schreiber aus Aachen angelegt und Anfang der 1960er Jahre nach Nordwesten erweitert. Das prägende und herausstechende Merkmal des Friedhofs ist die einheitliche Gestaltung der Grabstellen mit den einfachen weißen Kreuzen, heute durchweg aufgrund der beschränkten Belegungsfristen jünger als die Anlage selbst.

Die Anlage ist rechteckig und zeichnet sich durch schematisch gereihte Grabstätten an von einer zentralen Achse in gleichen Abständen rechtwinklig abzweigenden Wegen aus. Die Wege sind mit roter Lavaasche befestigt, während der Boden zwischen den Gräbern unbefestigt ist. Am Übergang zwischen dem alten und dem neuen Teil, auf der Erschließungsachse annähernd im Mittelpunkt der Anlage, steht ein einfaches Friedhofskreuz aus grob bearbeitetem Eichenholz mit den Jahreszahlen 1936/1991. Unmittelbar neben dem Kreuz liegen sechs Soldatengräber und drei Priestergräber.

Auf nahezu allen Gräbern stehen schlichte weiß gestrichene ca. 1,40 Meter hohe und 0,60 Meter breite Holzkreuze mit der einheitlich schwarzen antiken Schrift „Hier ruht in Christus“, dann folgt der Name mit den Geburts- und Strebedaten. Die Grabstellen sind in der Regel 2,10 x 0,90 Meter (Einzelgräber) und 2,10 x 2,10 Meter (Wahlgräber) groß und von niedrigen geschnittenen Buchsbaumhecken eingefasst, etwas höhere Buchenhecken schließen Reihen zu größeren Kompartimenten zusammen. Am südlichen Rand steht eine Leichenhalle der Nachkriegszeit, in unmittelbarer Nähe sind aus jüngerer Zeit drei Urnenwände mit Urnen aus schwarzem poliertem Stein in Wabenform angeordnet. Den Friedhofseingang markiert ein zweiflügeliges Metalltor aus senkrechten Stäben mit christlichen Symbolen zwischen Backsteinmauerflächen. Die Bäume ergänzen die Anlage zu einem gartenarchitektonischen Körper in der Kulturlandschaft.

Neben den Holzkreuzen finden sich einzelne Metall-(Aluminium-)Kreuze, auch erlaubt die Friedhofsordnung, vermutlich noch aus den 1930er Jahren, steinerne Grabmäler, jedoch hat auch die Erweiterung die vorgegebene Gestalt gewahrt.

Die Friedhofsgestaltung steht im Zusammenhang mit der Friedhofsreform in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Planer und Gestalter propagierten in der Abkehr von der aufwändigen gründerzeitlichen Grabmalgestaltung eine schlichte Einheitlichkeit und eine Versachlichung des Einzelgrabes als Teil der Gesamtanlage aus untereinander gleichwertigen Gräberfeldern. Der Werkbund entwickelte Vorschläge, auch Vereine und Verbände zur Friedhofsgestaltung gründeten sich, örtliche Satzungen schrieben auf der Grundlage der Richtlinien für die Gestaltung des Friedhofs und Musterfriedhofsordnung von 1937 die neuen Auffassungen in einzelnen Orten vor.

Der ländliche Friedhof war eine Sonderform, der sich vor allem die Heimatschutzbewegung annahm und häufig für eine sachlich-einheitliche (anti-städtische, anti-bürgerliche) Gestaltung eintrat. Der „Waldfriedhof“ galt im naturromantischen Heimatschutzgedanken als Ideal, um gärtnerisch und handwerklich anspruchsvolle Entwürfe der Gesamtanlage oder auch von Grabstätten umzusetzen.

Der Haarener Friedhof verbindet beide Aspekte. Den Entwurf hatte Professor Carl Ludwig Schreiber (1903 Essen - 1976 Freising) erstellt, seit 1927 als freischaffender Garten- und Landschaftsarchitekt in Aachen tätig, zwischen 1926 und 1933 Fachlehrer für Gärtner an der Gewerbeschule in Aachen, erhielt er 1948 einen Lehrauftrag an der Architektur-Abteilung der RWTH Aachen, 1952 eine Honorarprofessur. Von 1956 bis 1972 war er Ordinarius am Lehrstuhl für Garten- und Landschaftsgestaltung an der TH München-Weihenstephan, den er zu einem der bedeutendsten Lehrstühle seiner Art in Deutschland aufbaute. Neben zahlreichen Veröffentlichungen plante er den Waldfriedhof Lauheide in Münster, den Soldatenfriedhof Hürtgenwald, Privatgärten und eine Reihe öffentlicher Grünanlagen.

In der überlieferten Einheitlichkeit ist der Friedhof Haaren eine Anlage von hoher Seltenheit. Als ungewöhnlich anschauliches Zeugnis maßgeblicher Gestaltungstendenzen seiner Entstehungszeit, kommt dem Friedhof überregionale Bedeutung zu.

Die Denkmalbereichssatzung schützt das Erscheinungsbild der weitgehend einheitlichen Grabgestaltung durch Größe, Buchsbaumeinfriedung und die weißen Kreuze sowie die historische Erschließung und die Grundelemente der Gesamtgestaltung.

Der Friedhof von Haaren ist als Begräbnisstätte des Ortes bedeutend für Waldfeucht. Wegen der außergewöhnlichen Gesamtgestalt, die auch überregional ein seltenes Beispiel der Friedhofsgestaltung in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts darstellt, besteht an der Erhaltung seiner prägenden Strukturen und Elemente aus wissenschaftlichen, insbesondere kultur- und religionsgeschichtlichen Gründen ein öffentliches Interesse und schließlich handelt es sich um ein „Archiv“ des Ortes Haaren und seiner Bewohner.

Die Denkmalbereichssatzung ist das geeignete Instrument zum Schutz des Friedhofs. Die Satzung ist seit 2001 rechtskräftig, 2012 erfolgte eine Änderung der schützenswerten Elemente.

(Elke Janßen-Schnabel, LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland, aus: Pufke (Hrsg.) 2016)

Quelle
Gutachten LVR- Amt für Denkmalpflege im Rheinland, Marco Kieser, 2000

Literatur

Fischer, Norbert (1996)
Vom Gottesacker zum Krematorium. eine Sozialgeschichte der Friedhöfe in Deutschland seit dem 18. Jahrhundert. (Kulturstudien Sonderband 17.) Köln.
Gröning, Gert; Wolschke-Bulmahn, Joachim (1997)
Grüne Biographien. Biographisches Handbuch zur Landschaftsarchitektur des 20. Jahrhunderts in Deutschland. S. 348, Berlin u. Hannover.
Pufke, Andrea (Hrsg.) (2016)
Denkmalbereiche im Rheinland. (Arbeitsheft der rheinischen Denkmalpflege 83.) S. 268-269, Petersberg.
Valentien, Otto (1953)
Der Friedhof. gärtnerische Gestaltung, Bauten, Grabmale. München.

Denkmalbereich „Waldfeucht - Friedhof Haaren“

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Kluserweg
Ort
Waldfeucht - Haaren
Gesetzlich geschütztes Kulturdenkmal
Denkmalbereich gem. § 5 DSchG NW
Fachsicht(en)
Denkmalpflege
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Übernahme aus externer Fachdatenbank, Auswertung historischer Schriften, Auswertung historischer Karten, Auswertung historischer Fotos, Literaturauswertung, Geländebegehung/-kartierung

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„Denkmalbereich „Waldfeucht - Friedhof Haaren“”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/BODEON-46369-13062019-293794 (Abgerufen: 28. März 2025)
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