Lage Die Soers ist ein Landschaftsausschnitt am Stadtrand von Aachen. Er erstreckt sich vom nördlichen Stadtteil Laurensberg nordwärts Richtung Kohlscheid. Er grenzt nördlich an den Ortsteil Berensberg (Kohlscheid) und südlich an den Lousberg. Die Krefelder Straße bildet die östliche, der ehemalige Bahndamm an der Roermonder Straße die westliche Grenze. Die Soers beherbergt als Verbindungsglied zwischen der Aachener Innenstadt und dem angrenzenden Laurensberg eine kleinteilige Kulturlandschaft mit einzigartiger Natur. Obgleich sie über die Jahrhunderte zahlreiche anthropogene Einflüsse erfahren hat, präsentiert sich das Gebiet mit ihrer typischen Fauna und Flora als landschaftlich reizvolles Naherholungsgebiet.
Geschichte Die freie Reichsstadt Aachen, die spätere Stadt Aachen, nutzte vom Mittelalter bis zum Ende des 19. Jahrhunderts das Soerser Hinterland sowohl als Lebensmittelspeicher zur Versorgung der Bevölkerung, als auch zu deren Verteidigung. Wehrtürme als Außenstellen der ersten Feindberührung finden sich noch heute bei Schloss Rahe und Beulardstein. Wehrhafte Pfalzgüter der Karolinger Zeit, wie Gut Hausen, das Soerser Haus und später hinzukommend die Güter Poch, Bau, Scheuer und Kuckesrath, sind bis heute prägende Kulturlandschaftselemente der Soers. Einige ehemalige Höfe wurden im 19. Jahrhundert als Herrenhäusern genutzt, wie z.B. Ferber, Obere Müsch und Soerser Hochkirchen. Im 19. Jahrhundert drängte die boomende Industrie über die Stadtmauer hinweg bis in die Soers. Sie sorgte für die Umwandlung von Mühlen und Bauernhöfen zu Tuchfabriken und Färbereien. Teiche, wie an der Stockheider Mühle und an der Soerser Mühle, waren als Färbereiwasser-Sammelbecken gedacht, wenn sie auch ursprünglich eher der Fischzucht dienten. Tuchherstellung mit wasserintensiver Ausrüstung geschah bis 1901 in dem typischen Fabrikhochbau für Wollstoffproduktion „St. Raphael“ und in der unter Denkmalschutz stehenden Baumwoll-Kratzentuchfabrik Sartorius. Darüber hinaus existierten Spinnereien für Wolle, Färbereien und Ausrüstungsbetriebe. Wegen des wertvollen Wildbachwassers zogen diese Produktionsabteilungen der Tuchfabriken von Aachens Zentrum in die Soers. Für die Aachener Industrie dienten zudem Weidenruten von Kopfweiden, welche gezielt in das Gebiet gepflanzt wurden, zur Herstellung von Körben. Die Rahe-Mühle war lange Zeit eine wichtige Getreidemühle, die zu den Abnehmern der Korbwaren zählte. Weißdornhecken dienten zur Einfriedung und Abzäunung von Besitz. Hausgärten und hofnahe Streuobstwiesen ergänzen die natürliche Wiesen-Auen-Idylle dieser besonderen Kulturlandschaft. Der Rückgang der Tuchindustrie um 1900 war Anlass zur ersten Umnutzung einer Fabrik in Aachen. Die Tuchfabrik am Strüverweg unterhalb des Lousbergs nutzte seither das Kloster St. Rafael. Es wurde eine bis heute viel beachtete „ferme omée“ - eine Anlage mit Alleen, Pavillions, Weihern und seltenen Baumarten.
Ein neuer Wandel machte mit der Planung des „Pferdelandparks“ aus der zuvor hauptsächlich landwirtschaftlich genutzten Soers im Jahr 2008 eine Freizeit- und Naherholungsregion. Im Rahmen der Euroregionale 2008 haben die zwei deutschen Städte Aachen und Herzogenrath sowie die niederländische Gemeinde Kerkrade das Gebiet Lousberg, die Soers, das Hasenwalder Feld und die Horbacher Börde zum Landschaftspark entwickelt. Unter dem Namen Pferdelandpark bietet das Gebiet den ca. 160.000 Anwohnern heute einen reizvollen Naherholungsraum. Ein 30 Kilometer langer „weißer“ Weg, der seinen Namen durch die häufig anzutreffende Farbe Weiß erhielt, zieht sich durch die vielgestaltige Landschaft. Zwischen Aachen, Herzogenrath und Kerkrade streift er historische Kulturlandschaftselemente wie Teiche, Hofgüter und Mühlen und nutzt dabei historische Wegeführungen.
Zu den Aktivitäten und Nutzungsformen, die die Landschaft prägten, gehört seit 1924 der Pferdesport, der sich in der Soers durch die Ansiedlung beziehungsweise Umnutzung von zahlreichen Höfen zu Pferdehöfen etablierte und über die Grenzen der Stadt hinaus bekannt ist. Die Aachener Soers hat als Austragungsort des jährlichen Reitturniers CHIO und der Weltreiterspiele 2006 den internationalen Ruf eines Reitsportzentrums und Treffpunkts für Pferdefreunde. Darüber hinaus charakterisieren eine weite Anzahl von ausgewiesenen Reitwegen sowie die Fassung und Gestaltung der Koppeln und Wege durch Gatter und Zäune die heutige Landschaft.
Bedeutung Der Sportpark Soers gilt als eines der wichtigsten, aktuellen Stadtentwicklungsprojekte der Stadt Aachen, der, neben Arenen und weitere Veranstaltungsflächen für den Reitsport, mit dem Stadion Tivoli die aktuelle Spielstätte der Alemania Aachen aufbietet. Der Sportpark nimmt die westliche Flanke des Gebietes der Soers ein und wird stetig ausgebaut.
Neben der Zunahme der Bedeutung von Reitsport und Fußball, haben Bauten wie die Aachener Kläranlage Anfang des 20. Jahrhunderts, die Errichtung der mächtigen Justizvollzugsanstalt und der Bau des Autobahnzubringers zur teilweisen Fraktionierung des Gebietes geführt. Letztlich stellt die Soers eine durch den Menschen mehrfach überprägte Kulturlandschaft dar, die aber trotz der starken Nutzung durch den Menschen ihren ländlichen Charakter beibehalten hat und nach wie vor eine kulturlandschaftliche Einheit darstellt. Bis heute sind historische Kulturlandschaftselemente wie kleinteilige Parzellenstrukturen, historische Wegeführungen, Weideland und historische Pferdehöfe im Gesamtzusammenhang in der Landschaft erlebbar. Auch wenn eine Reihe von neueren Baumaßnahmen teilweise zur Zerschneidung des Gebietes führten, so konnte die Integrität dieser Kulturlandschaft erhalten bleiben.
Die historische Prägung dieses Landschaftsausschnitts könnte in einem Denkmalbereich gewürdigt und aufgefangen werden. Eine entsprechende Satzung würde die weitere Entwicklung unter historischen Aspekten begleiten.
(Marius Röhr, LVR- Amt für Denkmalpflege im Rheinland 2018)
Meyer, Lutz-Henning / Rheinisches Amt für Denkmalpflege (Hrsg.) (2007)
Die Soers - eine Kulturlandschaft von besonderer Bedeutung. In: Denkmalpflege im Rheinland. 24 Jahrgang Nr. 2007, (Denkmalpflege im Rheinland, Jahrgang 24, Nr. 1.) S. 40-41. Brauweiler.
Der hier präsentierte Inhalt steht unter der freien Lizenz CC BY-SA 4.0 (Namensnennung, Weitergabe unter gleichen Bedingungen). Die angezeigten Medien unterliegen möglicherweise zusätzlichen urheberrechtlichen Bedingungen, die an diesen ausgewiesen sind.
Möchten Sie dieses Objekt in der Kuladig-App öffnen?
Wir verwenden Cookies
Dies sind zum einen technisch notwendige Cookies,
um die Funktionsfähigkeit der Seiten sicherzustellen. Diesen können Sie nicht widersprechen, wenn
Sie die Seite nutzen möchten. Darüber hinaus verwenden wir Cookies für eine Webanalyse, um die
Nutzbarkeit unserer Seiten zu optimieren, sofern Sie einverstanden sind. Mit Anklicken des Buttons
erklären Sie Ihr Einverständnis. Weitere Informationen finden Sie auf unserer Datenschutzseite.