Denkmalbereich „Eisenbahnsiedlung Hohenbudberg“

Duisburg-Rheinhausen, Eisenbahnsiedlung Friemersheim

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Denkmalpflege
Gemeinde(n): Duisburg
Kreis(e): Duisburg
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Koordinate WGS84 51° 22′ 46,98″ N: 6° 41′ 5,69″ O 51,37972°N: 6,68491°O
Koordinate UTM 32.338.890,51 m: 5.694.595,89 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.547.728,86 m: 5.694.113,20 m
Die Siedlung Hohenbudberg, eine Eisenbahnsiedlung der königlichen Eisenbahndirektion Köln, liegt im Südwesten der Stadt Duisburg im Ortsteil Rheinhausen - Friemersheim in unmittelbarer Nähe zum Rhein. Im Süden wird die trapezförmig angelegte Siedlung durch den Rheindamm, im Norden durch die Uerdinger Straße und Gleisanlagen begrenzt. Die Siedlung entstand zwischen 1913 und 1963 in drei großen Bauphasen.

Der Bau der Eisenbahnsiedlung Rheinhausen-Friemersheim ist untrennbar mit der Entwicklung des nahe gelegenen Rangierbahnhofs Hohenbudberg verbunden. 1896 wurde zunächst ein Aufstellungsbahnhof eingerichtet, 1901 ein Güterbahnhof angelegt, der zu einem wichtigen Knotenpunkt im Güterverkehr des linken Niederrheins wurde. Im Vorgriff auf den Ersten Weltkrieg, als vorbereitende Maßnahme für kriegerische Auseinandersetzungen mit Frankreich, errichtete man im Jahr 1913 für die logistische Organisation eines Feldzuges nach Westen neben dem Güterbahnhof einen Rangierbahnhof, dessen Schienensystem sukzessive erweitert wurde und 1918 um ein Betriebswerk ergänzt wurde. Der 1915/1916 errichtete Doppelwasserturm (Architekten Gebrüder Rank, München) diente sowohl zur Versorgung der Dampfloks des Rangierbahnhofes als auch für die Siedlung. Die Mehrheit der Beschäftigten der Königlichen Eisenbahndirektion Köln im Eisenbahnverwaltungsraumes Rheinhausen war in Hohenbudberg beschäftigt, weshalb der Bau der Siedlung erforderlich war. Die große Zahl von Durchreisenden wurde im 1913 errichteten Logierhaus beherbergt. Der Rangierbahnhof, der zwischenzeitlich zu den größten Europas zählte, ist 1986 abgebrochen worden.

Das Kölner Architekturbüro Schreiterer und Below erhielt den Auftrag einen Idealplan für die Siedlung zu entwerfen. Dieser sah die Errichtung von 400 Wohneinheiten, des Logierhauses, des Ledigenheims, des Bürogebäudes und des Doppelwasserturmes vor. Tatsächlich konnten aufgrund von finanziellen Engpässen und des knappen Zeitrahmens zwischen 1913 und 1919 nur 120 Wohneinheiten gemäß des Planes in einem stark verdichteten und konsequent durchgehaltenen Blocksystem umgesetzt werden. Für die ersten beiden Bauabschnitte wurden vier Haustypen mit verschiedenen Wohnungsgrößen, hierarchisiert gemäß der Funktionen der Beschäftigten, entwickelt. Sie verfügen über die bereits erwähnten rückwärtigen Hausgärten und Baumbepflanzungen in den Vorgärten.

Den ersten beiden Bauabschnitten liegt ein traditionalistisches städtebauliches Verständnis zu Grunde, das geprägt ist durch Geradlinigkeit, rechtwinklige Anordnungen, platzartige Erweiterungen an den Schnittstellen und zugleich einer Kleinteiligkeit, die durch schmale Einzelhausparzellen entsteht. Den Reihenhäusern des ersten Bauabschnittes sind rückseitig angelegte Hausgärten zugeordnet, die durch ein System von Wirtschaftswegen erschlossen sind. Die Erweiterungen des dritten Bauabschnittes nehmen zwar die vorhandenen Strukturen auf, entsprechen aber durch eine geänderte Straßenführung, eine großräumigere Geländeaufteilung und den Wechsel hin zu langgestreckten Baublöcken den gewandelten städtebaulichen Vorstellungen der späten 1920er Jahre. Die zentrale Breitenbachallee fungierte mit einer baumbestandenen Mittelinsel als öffentliche Grünanlage und trennte die Bauten des ersten Bauabschnittes an der Südseite vom Kettenhaus des zweiten Bauabschnittes an der Nordseite. Die Erweiterungen aus der Nachkriegszeit lassen sich am Siedlungsgrundriss durch ihre geschwungene Straßenführung ablesen. Bestandteil der Siedlung sind die im Idealplan enthaltenen weiteren baulichen Anlagen, wie der Doppelwasserturm, das Logierhaus, das Ledigenheim und ein Bürogebäude (1913-1916) sowie die 1931 errichtete katholische Pfarrkirche St. Laurentius. Insgesamt handelt es sich um eine in sich geschlossene großräumig durchgrünte Siedlung, deren Erschließungsform wesentlich zum Denkmalwert beiträgt.

Ab 1921 setzten der dritte und vierte Bauabschnitt ein. Bauherr war nun die Reichsbahn Siedlungsgesellschaft Köln. Orientierte man sich zunächst noch am Idealplan, wenn auch in deutlich vereinfachter Bauweise, löste man sich 1922 von der ursprünglichen Planung. So gingen die 1931 errichtete Pfarrkirche St. Laurentius und die umgebenden Bauten in einem neuen Bebauungsplan auf. Die Bauten sind teilweise mit funktionalistischen Stilelementen des „Neuen Bauens“ versehen und präsentieren sich als zweigeschossige Mehrfamilienhäuser und langgestreckte Einfamilienhauszeilen mit großzügigen Gartenflächen und Baumbepflanzungen.

Zwischen 1950 und 1963 wurden im Auftrag der Wohnungsgesellschaft Ruhr-Niederrhein mbH Essen zur Milderung der Wohnungsnot der Beschäftigten des Rangierbahnhofes in mehreren Bauabschnitten Mehrfamilienhäuser errichtet. Die ursprünglichen Nutzungen der Versorgungs- und Verwaltungsgebäude, wie Doppelwasserturm, Ledigenheim, Logierhaus und Bürogebäude, bestehen heute nicht mehr. Stattdessen wurden sie für Wohnzwecke sowie zu einer Gaststätte umgebaut.

Trotz der langen Bauzeit und der zahlreichen Bauabschnitte bilden die einzelnen Siedlungsbestandteile eine funktionale und städtebauliche Einheit. Sie basiert auf der Idee für die Beschäftigten des Rangierbahnhofes Hohenbudberg Wohnraum zu schaffen und ist ein Zeugnis der sozialen Vorstellungen in der Zeit der industriellen Entwicklung des Stadtteiles Rheinhausen vor dem Ersten Weltkrieg sowie der Linderung der Wohnungsnot der beiden Nachkriegszeiten. Sie vermittelt anschaulich das architektonische und städtebauliche Konzept der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts und der Nachkriegszeit und ist ein bedeutendes Dokument der wirtschaftlichen Entwicklung der Region.

Schutzziele des Denkmalbereiches sind:
  • der Grundriss der Eisenbahnsiedlung,
  • das Erschließungs- und Straßengrün und die planmäßig angelegten Baumbepflanzungen,
  • das äußere Erscheinungsbild der Gebäude,
  • die Architekturdetails, die für das Erscheinungsbild der Siedlung typisch sind,
  • die vielfältige Dachlandschaft.

Die Satzung besitzt seit 2003 Rechtskraft.

(Nadja Fröhlich, LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland, aus: Pufke (Hrsg.) 2016)

Literatur

Meyer, Friedrich Albert (1956)
Rheinhausen am Niederrhein im geschichtlichen Werden. Ein Haus- und Handbuch für den Rheinhauser Raum ; Quellengeschichte - Erdgeschichtlicher Roman des Rheinhauser Raumes - Der Name Rheinhausen - Die Besiedlung - Der Strom und der Mensch - Grundriß einer Geschichte des Verkehrs im und um den Rheinhauser Raum. (Rheinhauser Stadtgeschichte.) Rheinhausen.
Pufke, Andrea (Hrsg.) (2016)
Denkmalbereiche im Rheinland. (Arbeitsheft der rheinischen Denkmalpflege 83.) S. 140-142, Petersberg.
Stadt Duisbug, Untere Denkmalbehörde (2005)
Denkmalbereich Hohenbudberg. Eisenbahnsiedlung Duisburg-Friemersheim. Gestaltungsfibel. Duisburg.

Denkmalbereich „Eisenbahnsiedlung Hohenbudberg“

Schlagwörter
Ort
47229 Duisburg - Friemersheim
Gesetzlich geschütztes Kulturdenkmal
Denkmalbereich gem. § 5 DSchG NW
Fachsicht(en)
Denkmalpflege
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Übernahme aus externer Fachdatenbank, Auswertung historischer Schriften, Auswertung historischer Karten, Auswertung historischer Fotos, Literaturauswertung, Geländebegehung/-kartierung

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„Denkmalbereich „Eisenbahnsiedlung Hohenbudberg“”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/BODEON-30361-13062019-293786 (Abgerufen: 24. April 2024)
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