Denkmalbereich „Carlstadt“ in Düsseldorf

„Karlstadt“

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Denkmalpflege
Gemeinde(n): Düsseldorf
Kreis(e): Düsseldorf
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Koordinate WGS84 51° 13′ 8,96″ N: 6° 46′ 41,16″ O 51,21916°N: 6,7781°O
Koordinate UTM 32.344.834,17 m: 5.676.542,26 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.554.406,14 m: 5.676.315,47 m
Lage
Im Süden der Düsseldorfer Altstadt liegt die Carlstadt (bis Ende 2005 offiziell Karlstadt), das erste Stadterweiterungsgebiet von Düsseldorf. Die Carlstadt ist Teil der Festungserweiterung des 18. Jahrhunderts jenseits der mittelalterlichen und der frühneuzeitlichen Stadtbefestigung. Sie stößt im Westen an die Königsallee, im Süden an den Schwanenspiegel mit Kaiserteich und ehemaligem Ständehaus, dem heutigen Ausstellungsgebäude K21 der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, im Westen schließt der Spee’sche Graben mit Rheinuferbebauung des 19. Jahrhunderts an und im Norden am Rhein leitet das Gelände der Zitadelle zur Altstadt.

Geschichte
An die zur Sicherung des Herzogtums Jülich-Berg 1538 mit Schloss und umlaufender Stadtbefestigung zur Landesfestung ausgebaute Stadt Düsseldorf grenzte südlich unbebautes Wiesenland. Diese freie Ebene bot sich Mitte des 17. Jahrhunderts zur Einrichtung eines Truppenlagers an. Nahezu gleichzeitig führten die wachsenden Bevölkerungszahlen zu ersten Überlegungen einer Stadterweiterung auf diesem als „Extension“ bezeichneten Areal. Auch wollte der bergische Herzog und pfälzische Kurfürst Johann Wilhelm II. von Pfalz-Neuburg, Jan Wellem (1658-1716), Düsseldorf zu seiner Residenz und zu einer neuzeitlichen Festung ausbauen und plante eine zum Rhein orientierte halbkreisförmige Befestigung um die Altstadt und um das Extensionsgebiet im Süden. Parallel zum Ausbau des Schlosses förderte er unter Gewährung von Abgabenfreiheit ab 1684 die Neuansiedlung auf dem Zitadellengelände, so dass auf seine Veranlassung auf dem Gelände der Extension eine große Kaserne und ein Hospital entstanden. Doch wegen fehlender finanzieller Mittel verzögerte sich der Ausbau der Befestigung bis ins frühe 18. Jahrhundert. Bei seinem Tod im Jahr 1716 waren die Anlagen unvollendet und innerhalb der Extension noch keine weiteren Baumaßnahmen begonnen. Sein Nachfolger Carl Philipp (1661-1742) reduzierte die Stadterweiterungsfläche, wogegen Carl Theodor von Pfalz-Sulzbach (1724-1799) den Ausbau zur Residenz weiter vorantrieb. Dem Bau von einzelnen Adelssitzen in Nähe zur Zitadelle im ausgehenden 17. Jahrhundert konnte schließlich die planmäßige Stadterweiterung der Karlstadt folgen.

Aus dem späten 17. und dem frühen 18. Jahrhundert sind unterschiedliche Planversionen überliefert, aus der Zeit zwischen 1726 und 1768 zeigen die Pläne eine bastionäre Befestigung mit Kaserne und Hospital in der inneren Extension, während zwischen 1769 und 1801 die Konzepte in der inneren Extension die reine städtische Erweiterung mit dem Schwerpunkt der Wohnnutzung entwickeln. 1783 fiel die Entscheidung für die Umsetzung zugunsten des Plans von Ingenieurhauptmann Heinrich Euler. Nach Niederlegung der Befestigung zwischen Altstadt und innerer Extension dienten Straßendurchbrüche an der Wallstraße der Verbindung zwischen Altstadt und Erweiterung, womit Euler die mittelalterliche Struktur der Altstadt in das leicht abgewinkelte, in sich rechtwinklige und achsensymmetrische barocke Netz überleitete. Auf der Grundlage des Entwurfs von Ingenieurmajor Wilhelm Regnier, der Eulers quadratische Baublöcke in rechteckige umzeichnete, erfolgte ab 1787 eine erste Besiedlung, vorangetrieben durch eine starke Bevölkerungszunahme und in der Umsetzung begleitet von einer großzügigen Gestaltungssatzung. 1796 standen in dem neuen, sozial durchmischten Stadtteil 118 Häuser, traufständig in schlichter gleichförmiger Baukörperausbildung in geschlossenen Zeilen. Jedoch blieb das Bauprogramm insgesamt Fragment.

Ab 1801 erfolgten als große Baumaßnahme die Schleifung der gesamten Festungswerke, die Umformung des Befestigungsstreifens zur Promenade „Königsallee“ (ab 1803 unter Maximilian Friedrich Weyhe), gleichzeitig wurde das Kasernengelände in Baublöcke geteilt und parzelliert. Im 19. Jahrhundert schloss eine städtische Erweiterung nach Osten an. Mit Gestaltung der Königsallee zur Prachtstraße mit Wassergraben und beidseitig doppelter Baumreihe entstanden an der Westseite stattliche Solitärbauten und gegenüber mit Blick nach Westen und Schauseite in geschlossener Reihe repräsentative Wohnhäuser und die seit dem Ende des 19. Jahrhunderts zunehmend noblen Geschäftshäuser machten die Königsallee zu einer exklusiven Einkaufsstraße. Der umgestaltete Stadtgraben war nun Mittelteil der beidseitigen Promenade, Spiegelachse und städtebauliches Verbindungselement zur im Osten anschließenden späteren Stadterweiterung.

Der Denkmalbereich
Der Denkmalbereich umschließt die Carlstadt mit den umlaufend angrenzenden Zeugnissen der ehemaligen Stadtbefestigung: Zitadelle, Spee’scher Graben, Schwanenspiegel, Kaiserteich und Königsallee. In diesem Gebiet lässt sich die Geschichte der Stadt Düsseldorf von 1538 bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts anschaulich erklären.

Heute zeigt sich die Carlstadt im Inneren als Wohn- und Geschäftsviertel in Blockstruktur aus drei- bis vier-, höchstens fünfgeschossigen Zeilen des 18./19. Jahrhundert in geschlossener Flucht ohne Vor- und Rücksprünge mit dem Carlsplatz als städtebaulichem Mittelpunkt. Der Kern der Carlstadt ist eingebunden in die umgebende Stadtstruktur zwischen Zitadellengelände am Rhein, Wallstraße an der Altstadt und Breite- und Kasernenstraße im Osten mit den großen Solitärbauten, Banken und Geschäfthäusern auf dem ehemaligen großflächigen Kasernengelände. Im Süden leitet der Schwanenspiegel mit dem Ständehaus (K 21) in die Friedrichstadt über und an die Flanierachse Königsallee schließt - rückwärtig - die städtische Bebauung der Berliner Allee und Schadowstraße mit thematischen Schwerpunkten aus späterer Zeit.

Die einzelnen in sich historisch bedeutsamen Teile des Denkmalbereiches unterscheiden sich jeweils durch spezifische Bebauung und eigene Baustruktur:
  • der Kern der Carlstadt zeugt über dem rechtwinkligen Stadtgrundriss mit dem Carlplatz einschließlich umgebender Bebauung, den gleichmäßigen Wohnzeilen und geschlossenen Straßenräumen in Zitadell-, Bilker- und Bastionstrasse von den gestalterischen Vorgaben des 18. Jahrhunderts,
  • das Gelände der Zitadelle weist mit dem Spee’schem Graben, Schwanenspiegel und Kaiserteich Relikte der frühneuzeitlichen Befestigung auf,
  • die Bebauung des 19. und 20. Jahrhunderts am Rheinufer mit der Staatskanzlei als Endpunkt ist wesentliches Element der städtischen Schauseite und Stadtsilhouette zum Rhein,
  • die von großen Solitären bestimmten Straßenfluchten an Kasernen- und Breite Straße auf dem ehemaligen Befestigungsring tradieren das Kasernengelände und schließlich zeugt,
  • die Königsallee mit dem Mittelgraben, den beiden Promenaden, mit der Flucht der Bankengebäude und mit der gegenüberliegenden Geschäfts- und Flanierseite vom früheren Festungsgürtel.

Schutzinhalte des Denkmalbereiches sind: der planmäßig angelegte Stadtgrundriss, die aufgehende Bausubstanz insgesamt, die verbindenden Freiflächen und Platzanlagen, einzelne markante Blickbezüge innerhalb des Viertels, die rheinseitige Silhouette als ergänzender Teil der Schauseite der Düsseldorfer Altstadt mit Schlossturm, Stiftskirche und Rathausturm.

Die Denkmalbereichssatzung für den Kernbereich ist seit 2005 rechtskräftig und wurde 2007 auf das Gesamtgebiet ausgedehnt.

(Elke Janßen-Schnabel, LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland, aus Pufke (Hrsg.) 2016)

Literatur

Hufschmidt, Anke (Hrsg.) Stadtmuseum Düsseldorf (Hrsg.) (2006)
1716-1795, Planspiele. Stadtleben und Stadtentwicklung im 18. Jahrhundert ; [... erscheint anlässlich der Ausstellung "1716-1795, Planspiele, Stadtleben und Stadtentwicklung im 18. Jahrhundert", Stadtmuseum Landeshauptstadt Düsseldorf, 22. Oktober 2005 bis 29. Januar 2006]. (Schriftenreihe Stadtmuseum.) Düsseldorf.
Müller, Klaus (2008)
Jan Wellem. ein Barockfürst in Düsseldorf. (Radschläger-Reihe, Band 2.) Düsseldorf.
Pufke, Andrea (Hrsg.) (2016)
Denkmalbereiche im Rheinland. (Arbeitsheft der rheinischen Denkmalpflege 83.) S. 107-111, Petersberg.
Spohr, Edmund (1979)
Düsseldorf, Stadt und Festung. Düsseldorf.

Denkmalbereich „Carlstadt“ in Düsseldorf

Schlagwörter
Ort
40213 Düsseldorf - Carlstadt
Gesetzlich geschütztes Kulturdenkmal
Denkmalbereich gem. § 5 DSchG NW
Fachsicht(en)
Denkmalpflege
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Übernahme aus externer Fachdatenbank, Auswertung historischer Schriften, Auswertung historischer Karten, Auswertung historischer Fotos, Literaturauswertung, Geländebegehung/-kartierung, mündliche Hinweise Ortsansässiger, Ortskundiger

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„Denkmalbereich „Carlstadt“ in Düsseldorf”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/BODEON-28858-13062019-293778 (Abgerufen: 20. April 2024)
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